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Der fremde Tibeter

Titel: Der fremde Tibeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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Zauberspruch zu besorgen. Jemand, der glaubt, er habe Tamdin beleidigt.«
    Merak wies mit ausholender Geste auf die Gebäude unterhalb. »Weshalb sollten wir dafür Verwendung haben?«
    »Die ragyapas glauben nicht an Dämonen?«
    »Die ragyapas glauben an Geier.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    »Zuerst erzählen Sie mir etwas.« »Was denn?«
    »Sie stammen aus dem Rest der Welt«, sagte Merak und nickte in Richtung des Tals. »Sagen Sie mir, daß Sie nicht an Dämonen glauben.«
    Ein Stück weiter oben am Hang erhob sich lautes Flügelschlagen. Shan schaute hin und bereute es sofort. Zwei Geier veranstalteten ein Tauziehen um eine menschliche Hand.
    Shan blickte kurz auf seine eigenen Hände und fuhr sich mit den Fingern über die Schwielen. »Ich habe schon zuviel erlebt, um Ihnen auf diese Frage antworten zu können.«
    Merak nickte verständnisvoll und begleitete Shan dann schweigend zurück zum Dorf.
    »Die amerikanische Mine«, sagte Shan zu Feng. Es gab noch einen ragyapa, fiel ihm ein, der in den hohen Gebirgsregionen herumkletterte, in denen Tamdin beheimatet war.
    Yeshe streckte Shan von der Rückbank eine Kindersocke entgegen, als sei dies eine besondere Trophäe. »Haben Sie es denn nicht bemerkt?« fragte er mit bedeutungsvollem Grinsen.
    »Was denn?«
    »Die verschwundenen Armeebestände, die ich im Auftrag von Direktor Zhong registriert habe. Die Mützen, die Schuhe, die Hemden. Und alle haben grüne Socken getragen.«
    »Ich verstehe nicht«, bekannte Shan.
    »Die vermißten Vorräte. Sie sind hier. Die ragyapas haben sie.«
    »Nein«, sagte Shan, als sie von der Hauptstraße auf die Zufahrt zum Lager Jadefrühling einbogen. »Zur Mine der Amerikaner.«
    »Ja«, erwiderte Sergeant Feng. »Nur ein kurzer Zwischenstop. Es dauert nicht lange.«
    Er hielt neben dem Speisesaal an, stieg aus und öffnete Shan zu dessen Überraschung die Tür. »Es dauert nicht lange«, wiederholte er.
    Shan folgte ihm verwirrt, aber dann fiel es ihm wieder ein. »Sie haben mit Leutnant Chang gesprochen.«
    Feng grunzte nichtssagend.
    »Ist er versetzt worden? Er verbringt momentan nicht allzuviel Zeit bei der 404ten.«
    »Zum gegenwärtigen Zeitpunkt? Mit zweihundert Mann Grenztruppen, die dort ihr Lager aufgeschlagen haben? Weshalb sollte er?«
    »Was wollte er denn?«
    »Einfach nur reden. Er hat mir von einer Abkürzung auf dem Weg zur amerikanischen Mine erzählt.«
    Im Speisesaal saßen zahlreiche Soldaten in kleinen Gruppen zusammen und tranken Tee. Feng ließ den Blick durch den Raum schweifen und führte Shan dann zu drei Männern, die im hinteren Teil des Saals Mah-Jongg spielten.
    »Meng Lau«, rief er. Zwei der Männer zuckten zusammen und sprangen auf. Der dritte, der Feng und Shan den Rücken zuwandte, lachte und legte einen Spielstein. Als Feng dem Mann eine Hand auf die Schulter legte, machten die anderen sich aus dem Staub.
    Der Mann stieß einen erschrockenen Fluch aus und drehte sich um. Er war jung, fast noch ein Kind, mit fettigem Haar und trübem, glanzlosem Blick. Er hatte einen umgedrehten Kopfhörer aufgesetzt, dessen Bügel unter seinem Kinn zusammenliefen.
    »Meng Lau«, wiederholte Feng.
    Das spöttische Grinsen des Mannes verschwand. Langsam nahm er den Kopfhörer ab. Shan knöpfte seine Hemdtasche auf und zeigte ihm das Papier, das Direktor Hu mitgebracht hatte. »Haben Sie das hier unterzeichnet?«
    Meng warf Feng einen kurzen Blick zu und nickte langsam.
    Mit seinem linken Auge stimmte etwas nicht. Es bewegte sich unbestimmt hin und her, als sei es womöglich künstlich.
    »Hat Direktor Hu darum gebeten?«
    »Der Ankläger war hier und wollte das so«, erwiderte Meng nervös und stand vom Tisch auf.
    »Der Ankläger?«
    Meng nickte. »Sein Name ist Li.«
    »Demnach haben Sie ein Exemplar für Li und eines für Hu unterzeichnet?«
    »Ich habe zwei Blätter unterschrieben.«
    Also stimmte es, erkannte Shan. Li Aidang stellte eine eigene Akte zusammen. Doch weshalb sollte er sich die Mühe machen, Shan ein Duplikat der Aussage zuzuspielen? Um sicherzugehen, daß Shan so schnell wie möglich zu einem Ergebnis kam? Um Shan in die Irre zu führen? Oder vielleicht, um ihn zu warnen, daß Li ihm stets einen Schritt voraus sein würde?
    »Stand in beiden Aussagen das gleiche?«
    Der Soldat sah zunächst unsicher zu Feng, bevor er antwortete. »Natürlich.«
    »Aber wer hat die Worte zu Papier gebracht?« fragte Shan.
    »Das sind meine Worte.« Meng wich einen Schritt zurück.
    »Haben

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