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Der freundliche Mr Crippen | Roman

Der freundliche Mr Crippen | Roman

Titel: Der freundliche Mr Crippen | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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Hawley sah, wie unwohl sie sich fühlen musste, streckte die Hand aus und stieß absichtlich ein Weinglas um. Der dunkelrote Claret ergoss sich über das Leinentischtuch und zog alle Blicke auf ihn.
    »Oh, Hawley, sieh doch nur, was du getan hast«, rief Cora verzweifelt, während Alec etwas zur Seite rutschte, näher zu Ethel hin, um nichts von dem verschütteten Wein auf die Hose zu bekommen. Sie mochte es nicht, dass er ihr so nahe kam. Sein massiger Körper nahm ihr den Blick auf Hawley, und ihr war, als verdunkelte der Mond plötzlich die Sonne.
    »Macht nichts, macht nichts«, sagte Hawley und wischte den Wein mit ein paar Servietten auf. »Es ist doch nur etwas Wein.«
    »Aber die gute Tischdecke«, jammerte Cora. »Oh, es ist hoffnungslos mit dir. Du taugst zu absolut gar nichts.«
    Er seufzte und brachte die nassen Servietten in den Wäschekorb. Auf dem Weg zurück zum Tisch fragte er sich, wie lange sie alle noch dort sitzen und so tun mussten, als interessierten sie sich füreinander. »Soll ich Kaffee machen?«, fragte er wieder.
    »Oh, du und dein Kaffee!«, rief Cora entnervt. »Man sollte denken, du besitzt Anteile an einer Plantage. Also gut, koch deinen Kaffee, wenn es dir so viel bedeutet.«
    Er ging und setzte Wasser auf, hinter sich das unbehagliche Schweigen spürend, das Coras jäher, lauter Ausbruch hinterlassen hatte. Er warf einen Blick zurück ins Wohnzimmer und sah, wie Alec sich zu Ethel hinabbeugte und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Sie starrte ihn ängstlich an.
    »Ethel«, sagte Cora, die den privaten Austausch ebenfalls verfolgt hatte und daran denken musste, wie die junge Frau vor ein paar Minuten unverzeihlicherweise für Hawley eingetreten war, »ich bin so froh, dass Sie heute Abend auch kommen konnten.«
    »Die Einladung hat mich sehr gefreut«, antwortete Ethel.
    Cora lächelte. »Nun, es wäre schrecklich gewesen, wenn das Gleichgewicht nicht gestimmt hätte, und mir wollte keine andere alleinstehende Frau einfallen. Sie sind die einzige erwachsene Person, die ich kenne, die nicht verheiratet oder verlobt ist.« Ethel nickte und versuchte, nicht beleidigt zu wirken. »Sie sind aber doch sicher auf der Suche, oder?«
    »Ich … ich habe mir darüber noch keine Gedanken gemacht«, antwortete Ethel leise.
    »Margaret, Louise, kennt ihr keine unverheirateten Männer, die nach einer Frau Ausschau halten? Wir können doch nicht zusehen, wie die Ärmste ihr Leben lang eine Jungfer bleibt! Margaret, sagtest du nicht, du hättest einen verwitweten Gärtnergehilfen mit einem kleinen Kind?«
    »Ja, in der Tat«, sagte Mrs Nash und nickte glücklich. »Dempsey heißt er. Ich bin nicht sicher, was für einen Vornamen er hat, wir sagen immer nur Dempsey. Ich meine, er ist ziemlich alt, um die fünfzig, aber seine Tochter ist noch klein. Er braucht ganz sicher jemanden, der sich um Haus und Kind kümmert. Soll ich ein Treffen arrangieren?«
    »Nein!«, fuhr Ethel auf und wünschte sich, dass Hawley bald mit dem Kaffee kam. Der Wunsch wurde ihr erfüllt, in diesem Moment kam er zurück ins Wohnzimmer. »Nein, machen Sie sich nicht die Mühe«, fügte Ethel darauf etwas höflicher hinzu. »Mir geht es absolut gut so.«
    »Was gibt’s?«, fragte Hawley.
    »Margaret wird ein Treffen zwischen Ethel und einem ihrer Gärtnergehilfen arrangieren. Es könnte sein, dass der Mann eine Frau braucht.«
    »Ich möchte das wirklich nicht«, sagte Ethel.
    »Ist er zu alt?«, fragte Alec mit einem Grinsen.
    »Ernsthaft, Cora«, sagte Hawley und zog die Brauen zusammen. »Ich glaube nicht, dass das angemessen ist.«
    »Die Ehe, meine Liebe«, sagte Cora, beugte sich vor und legte ihre Hand auf die von Ethel, »ist ein Segen. Wenn Sie wüssten, wie glücklich mein lieber Hawley und ich seit fünfzehn Jahren sind, würden Sie auf nichts anderes hoffen. Nein, es ist beschlossen«, sagte sie und nahm ihre Hand zurück. »Wir arrangieren das.«
    »Es wäre mir lieber, Sie täten es nicht«, sagte Ethel mit fester Stimme. »Wirklich, Mrs Crippen, ich möchte das nicht.«
    »Ich glaube, sie hat einen Liebsten«, sagte Louise Smythson, musterte sie aufmerksam und begann zu lächeln. »Ich glaube, die Ärmste hat eine heimliche Liebe, von der sie uns nichts sagen will.«
    »Ist das so?«, fragte Cora überrascht. »Ich kann es mir nicht vorstellen, Louise. Aber ist es tatsächlich so?«
    »Nein«, sagte Ethel.
    »Cora!«, sagte Hawley.
    »O Hawley, wir machen doch nur Spaß. Sieh sie nur an, ganz rot ist sie

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