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Der freundliche Mr Crippen | Roman

Der freundliche Mr Crippen | Roman

Titel: Der freundliche Mr Crippen | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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eintreten«, sagte Louise bei ihrem zweiten Treffen, diesmal zum Tee bei Louise zu Hause. »Wir haben ein paar wunderbare Mitglieder. Du kennst doch Anne Richardson-Lewis? Von den Richardson-Lewisses? Und Janet Tyler? Von den Tylers?«
    »Aber sicher«, log Cora.
    »Und Alexandra Harrington kommt auch regelmäßig.«
    »Ist sie eine von
den
Harringtons?«
    »Nein. Von den anderen.«
    »Oh, umso besser. Ich mochte die sowieso immer lieber.«
    »Und Sarah Kenley, Margaret Nash. Alles wundervolle Frauen. Ich bin sicher, sie würden sich freuen, wenn du bei uns Mitglied würdest.«
    Louise hatte noch nie jemanden zur Mitgliedschaft vorgeschlagen, obwohl sie schon länger nach einer passenden Kandidatin suchte, war doch das Finden eines neuen Mitglieds so etwas wie ein Statussymbol. Es bedeutete, dass es jemanden in der Gruppe gab, der einem verpflichtet war, jemanden, der, weil man ihn vorgeschlagen hatte, in der Rangordnung unter einem stand. Und so brachte sie Cora bald schon zu einem Treffen mit, und Cora wurde von den Damen angenommen. Mrs Crippen stellte sich als berühmte New Yorker Sängerin vor, glücklich verheiratet mit einem der besten Ärzte Londons, und die reichen Ladys, in Pelz gekleidet und mit Juwelen überkrustet, öffneten
en masse
die Arme und hießen sie in ihrer Gesellschaft willkommen wie eine Schule Wale, die ein Fischlein bei sich aufnahm. Es war einer der glücklichsten Abende in Coras Leben gewesen.
    »Wir haben diesen Crippen doch im Theater gesehen, richtig?«, sagte Andrew und sah seine Frau an.
    »Richtig«, erklärte sie. »Damit hat es angefangen. Erinnere dich, wir waren im
Sommernachtstraum,
und da stand er, ohne jede Kümmernis, obwohl seine Frau erst ein paar Wochen zuvor verstorben war.«
    »Nun, ein Mann muss der Wirklichkeit ins Auge sehen, oder? Schließlich kann er nicht ewig um die arme Frau trauern.«
    »Aber es ist alles ein bisschen mysteriös, Andrew, verstehst du nicht?«, sagte Louise. »Cora hat London verlassen, ohne jemandem ein Wort davon zu sagen, nicht mal ihren Freundinnen von der Gilde. Sie wollte für ein paar Wochen nach Kalifornien, um einen kranken Verwandten zu besuchen.«
    »So hat es jedenfalls Dr. Crippen gesagt«, warf Margaret ein.
    »Sie hat mir einen Brief von dort geschrieben«, fuhr Louise fort, »in dem sie sagte, sie bleibe wahrscheinlich ein paar Monate drüben, denn diesem Verwandten, wer immer er oder sie war, gehe es sehr schlecht, und dann, aus heiterem Himmel, verkündet ihr Mann, sie sei selbst gestorben, was ihm durch ein Telegramm mitgeteilt worden wäre.«
    »Welch ein Schock«, sagte Nicholas und schüttelte den Kopf, war mit den Gedanken aber immer noch bei seinem Vater. »Die arme Frau, so voll im Leben, und hübsch war sie auch, oder?«
    »Nicht besonders«, gab Margaret Nash zu. »Sie hatte viel zu breite Schultern und krauses Haar. Trotzdem war sie eine wundervolle Frau. Äußerst liebenswürdig und rücksichtsvoll, und eine ausgezeichnete Ehefrau. Dr. Crippen hätte kaum eine liebevollere Gefährtin in dieser Welt finden können.«
    »Wo liegt dann das Mysteriöse?«, wollte Andrew verwirrt wissen. »Wie passt Scotland Yard da hinein?«
    »Als wir Dr. Crippen an dem Abend im Theater gesehen haben«, sagte Margaret, »war eine andere Frau bei ihm, weißt du nicht mehr?«
    »Jetzt kommen wir zum eigentlichen Punkt«, sagte Nicholas gutmütig. »Eifersucht.«
    »Eine ziemlich gewöhnliche Person«, sagte Louise.
    »Kaum von unserem Schlag«, sagte Margaret.
    »Nicht erwähnenswert.«
    »Ich erinnere mich nicht an sie«, sagte Andrew. »Wie sah sie aus?«
    »Klein«, sagte Margaret. »Mit dunklem Haar und einer Narbe auf der Lippe. Recht unangenehm. Wie hieß sie noch, Louise? Du weißt es doch, oder?«
    »Ethel LeNeve«, sagte Louise und fügte gleich noch hinzu: »Wenn es denn von Belang ist«, so als wäre der bloße Besitz eines Namens für jemanden wie diese Ethel schon eine Vermessenheit.
    »Richtig, LeNeve. Offenbar hat sie mit Dr. Crippen in dem verrückten Medizingeschäft gearbeitet, das er an der Shaftesbury Avenue betreibt. Nun, sie war an dem Abend mit ihm im Theater, und sie trug
Coras
Schmuck. Schamlos.«
    Margaret und Louise lehnten sich in ihren Stühlen zurück, als läge damit ein großes Puzzle vor ihnen ausgebreitet, und die Männer nickten und dachten darüber nach. Sie waren durchaus gewillt, ihre Frauen, wenn nötig, damit zu amüsieren, dass sie die Eckstücke für sie fanden.
    »Mir scheint also«, sagte

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