Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
daß du neuerdings eng mit Cicero verbunden bist.«
    »Cicero und ich sind keine Freunde, aber er braucht mich. Die Männer, die das Imperium unter ihre Kontrolle bringen wollen, sind gezwungen, die Stadt häufig und für längere Zeit zu verlassen. Sie brauchen einen Verbündeten, der die Stadt während ihrer Abwesenheit kontrolliert, und dafür gibt es kein verfassungsmäßiges Amt.«
    Das hatte ich an Milo immer bewundert. Er kannte die Verästelungen der Macht wie ein Winzer seine Reben. Er wußte, welche Triebe vielversprechend waren und welche beschnitten werden mußten. Er war völlig unbelastet von den verfassungsrechtlichen Präzedenzfällen und Traditionen, die das politische Denken orthodoxer Römer prägten.
    »Wie steht Cicero denn im Moment mit dem Senat und der Öffentlichkeit im allgemeinen?«
    »Zur Zeit auf recht unsicheren Füßen. Er hat zwar seine Anhänger, aber seine Feinde werfen ihm vor, daß er bei der Hinrichtung der catilinaischen Verschwörer ohne vorherigen Prozeß eigenmächtig gehandelt hat. Und viele lehnen ihn wegen seiner mittelmäßigen Herkunft ab. Sie wollen die Tatsache, daß ein neuer Mann so hoch aufsteigt wie Cicero, einfach nicht akzeptieren. Einige beneiden ihn auch wegen seines neuen Hauses auf dem Palatin. Sie werfen ihm vor, den Bau mit öffentlichen Mitteln finanziert zu haben.«
    »Und wie schätzt du die Situation ein?« fragte ich.
    »Der Catilina-Skandal wird in allerkürzester Zeit vergessen sein. Nichts wird so schnell alt wie der Skandal von gestern.
    Catilina hatte unter den wirklich mächtigen Männern Roms nie eine solide Basis. Und jetzt, wo Pompeius zurückkehrt, wird sich alle Aufmerksamkeit auf ihn richten. Auch Cicero hat sich kürzlich auf seine Seite geschlagen.«
    »Cicero?« sagte ich. »Er gehörte früher immer zu den AntiPompeianern.«
    »Aber es zeigt Einsicht in das Unvermeidliche. Es muß etwas unternommen werden, um Pompeius' Veteranen zu besänftigen.
    Ist dir klar, daß sich Pompeius, Crassus und Caesar nach Pompeius' Rückkehr zum ersten Mal seit Jahren gleichzeitig in der Stadt aufhalten?«
    »Siehst du da irgendeinen Zusammenhang?« Ich wußte, daß Milo nur laut dachte.
    »Ein Gerücht geht um. Nur ein Gerücht, wohlgemerkt, aber es gibt Leute, die behaupten, Caesar könne die Stadt wegen seiner Schulden nicht verlassen. Einige seiner Gläubiger sitzen in sehr hohen Positionen.«
    »Aber wenn er es erst mal bis Spanien schafft, kann er sich dort wie jeder andere Bandit bereichern«, sagte ich. »Dann kann er seine Schulden zahlen.«
    »Oder er kommt ums Leben. Ihm eilt der Ruf einer gewissen Fahrlässigkeit voraus. Erinnerst du dich noch an die Piraten?«
    Es war eine berühmte Geschichte. Als Quaestor war Caesar für ein hohes Lösegeld von Piraten gekidnappt worden. Er hatte sich sehr arrogant verhalten und verlangt, daß das Lösegeld seinem Rang entsprach. Er hatte seine Kidnapper gezwungen, seine Rede anzuhören, und ihnen gedroht, er würde mit einer Flottille zurückkommen und sie alle kreuzigen lassen. Das hatte die Piraten köstlich amüsiert, und für die Dauer seines Aufenthaltes behandelten sie ihn wie ein Art Maskottchen. Als sein Lösegeld endlich eintraf, setzte man ihn im nächstbesten römischen Hafen ab. Caesar stellte sofort eine Flottille zusammen, kehrte zurück und ließ alle Piraten kreuzigen, genau wie er es angekündigt hatte. Es war eine Art Geschichte, wie sie die Römer reizvoll fanden, und sie hatte Caesar eine Zeitlang zu einer kleinen Berühmtheit gemacht.
    »Seine Gläubiger verlangen also irgendeine Sicherheit? Was soll er machen? Caesar schmeißt das Geld mit vollen Händen raus, so daß ihm kaum die Kleidung gehört, die er am Leib trägt.
    Und Pontifex maximus mag ja ein altehrwürdiger Posten sein, aber er hat, soweit ich weiß, noch nie jemandem auch nur einen As eingebracht.«
    »Es gibt noch ein anderes Gerücht«, sagte Milo. »Es geht um ein Darlehen. Eine gewaltige Summe, die während seiner Abwesenheit als Sicherheit für seine Gesamtschulden hinterlegt ist. Alles aus der Schatulle eines einzigen Mannes.«
    Jetzt begann das Ganze einen Sinn zu ergeben. »Crassus ist nicht gerade der wohltätige Typ. Er wird für ein solches Darlehen eine Gegenleistung verlangen. Aber was kann Caesar für jemanden wie Marcus Licinius Crassus tun?«
    »Ich würde einiges darum geben, wenn ich das wüßte«, sagte Milo.
    Das Haus von Mamercus Aemilius Capito lag in einem wunderschönen Viertel auf dem Aventin, mit

Weitere Kostenlose Bücher