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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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erwähnen.
    »Den Mann muß man im Auge behalten«, sagte mein altes Faktotum Burrus, als er gegangen war. Er hatte mit den anderen im Atrium gewartet, während ich mich im Arbeitszimmer mit Caesar unterhalten hatte. Burrus war ein ehemaliger Centurio der Legion, bei der ich in Spanien gedient hatte. Er war eisengrau und hatte ein Gesicht wie die Dolabra eines Soldaten.
    »Warum sagst du das, Burrus?« Ich wußte, weswegen Caesar mir Unbehagen bereitete, aber ich war neugierig zu erfahren, wie ein Mann wie Burrus über ihn dachte.
    »Ich kenne mich bei den Gerichten und im Senat nicht so aus wie du, Patron«, sagte er, »aber ich kenne die Armee. Gib dem Mann das Kommando über ein oder zwei gute Legionen, und er wird Wunder wirken.«
    Das überraschte mich. »Warum um alles in der Welt sagst du das?«
    »Ich habe ihn vor dem Consilium plebis reden gehört. Du hast seinen Auftritt gerade eben auf der Straße gesehen? So gibt er sich immer, wenn er zum Plebs spricht. Soldaten sind sehr empfänglich für einen Mann, der redet wie er, Herr. Wenn er ein ebenso guter Befehlshaber wie Redner ist, würden sie alles für ihn tun.«
    Ich hatte gedacht, ich würde Rom aus dem Effeff kennen, aber das war mir neu. Damals verwarf ich den Gedanken rasch wieder. Redegabe war eine Sache, aber die Fähigkeit, die bitteren Entbehrungen des soldatischen Lebens zu ertragen? Ich wußte, wie sehr ich sie immer gehaßt hatte, und Caesars Ruf, das leichte Leben und den Luxus zu lieben, überstieg meinen bei weitem, dabei war mein Ruf auf diesem Gebiet keineswegs klein. Er würde nie und nimmer ein guten General abgeben, da war ich mir sicher.
    Von weit größerem Interesse für mich waren seine kryptischen Andeutungen über Julia gewesen. Schlug er eine Verbindung unserer beiden Häuser vor? Anders konnte ich es nicht deuten. Ehen zwischen großen Familien waren immer politisch, aber es gab Abstufungen in ihrer Bedeutung. Wir Caecilii waren ein riesiges Gens, während die Julianer winzig waren. Sie hatten jeweils nicht mehr als zwei verkuppelbare Töchter, und da war ein derartiges Angebot in der Tat eine ernste Sache. Wenn es ein Angebot war. Sehr viel wahrscheinlicher handelte es sich um ein Ablenkungsmanöver, und das würde bedeuten, daß Caesar fürchtete, ich könnte etwas herausfinden, was er geheimhalten wollte.
    Die ganze Angelegenheit, oder besser die Angelegenheiten, waren zu verwirrend geworden. Ich beschloß, mich zunächst auf bestimmte Aspekte zu konzentrieren. Wenn ich überhaupt eine Art Überblick zurückgewinnen wollte, mußte ich meinen ganzen Mut zusammennehmen und der Person in Rom gegenübertreten, die ich mehr als alle anderen fürchtete. Ich mußte Clodia befragen.
    Ich entließ meine Klienten. Nach den Verzögerungen des Vormittags wäre es sinnlos gewesen, loszumarschieren, um Celer unsere morgendliche Aufwartung zu machen. Bei der Entlassung war ich ausgesprochen höflich. Diese Männer hatten mir, ohne mit der Wimper zu zucken, zur Seite gestanden, als ich mich in einen Kampf mit meinem Todfeind begeben wollte, obwohl viele von ihnen zu alt für eine Straßenschlacht waren. Es war die Pflicht eines Klienten, und von mir wurde erwartet, daß gleiche für sie zu tun, aber ein tatsächlicher Anlaß zur Erfüllung dieser gegenseitigen Pflicht war trotzdem etwas Besonderes.
    Obwohl mir ein Leben lang der Ruf einer gewissen Laxheit angehaftet hat, bin ich von meiner Clientela doch nie der Undankbarkeit bezichtigt worden. Die Aussicht auf meinen nächsten Termin war wenig verheißungsvoll, aber ich mußte mich nicht in dem Maße für die bevorstehende Begegnung sammeln wie an einem normalen Tag. Ich hatte seit dem Frühstück schon einem Kampf auf Leben und Tod mit ihrem Bruder ins Auge gesehen und Caesar herausgefordert, so daß eine Runde mit Clodia nicht so erschreckend wirkte, wie das möglicherweise sonst der Fall gewesen wäre.
    Bis ich bei Celers Haus ankam, war er schon lange in öffentlichen Angelegenheiten zur Curia aufgebrochen. Das große Haus war still, das Personal mit der Hausarbeit beschäftigt. Ich sagte dem Majordomus, er solle mich der Dame Clodia ankündigen und ihr mitteilen, daß ich sie um ein Gespräch bäte. Er führte mich in ein kleines Wartezimmer, in dem ich eine Weile herumstand, bis ein barfüßiges Sklavenmädchen erschien.
    »Bitte, komm mit, Herr«, sagte sie. »Meine Herrin wird dich jetzt empfangen.« Sie war ein schmächtiges, aber wunderschönes Wesen mit blondem, gallischem Haar.

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