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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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sagte ich und versuchte, beiläufig zu klingen. »Ich versuche herauszufinden, wo sich jeder in dieser Nacht aufgehalten hat. Schließlich hat sich die ganze Sache in seinem Haus ereignet.«
    »Halt dich an Clodius, mein Junge. Verschwende deine Zeit nicht mit Gaius Julius.«
    »Ich werde daran denken«, sagte ich. Ich erzählte ihm nicht, daß ich den Verdacht hegte, weit mächtigere Männer als Gaius Julius wären in die Sache verwickelt.
    Ich entließ meine Klienten und befahl Hermes, mir zu folgen.
    Wir gingen zurück durch die Subura und stapften den Quirinal zu dem uralten collinischen Tor hoch. Wie alle Tore war es ein heiliger Ort, der viele Kämpfe gesehen hatte. Angeblich soll Hannibal als ein Zeichen des Trotzes einen Speer hinübergeschleudert haben, und vor einundzwanzig Jahren hatte Sulla vor dem Tor eine Schar samnitischer Anhänger des jungen Marius zerrieben, eine Schlacht, die die Römer auf der Stadtmauer hockend wie eine Inszenierung im Amphitheater verfolgt hatten. Ich habe mir sagen lassen, daß es nach den Unbilden der vorangegangenen Jahre so etwas wie eine Erleichterung war, Blutvergießen außerhalb der Stadtmauern zu beobachten.
    Da die Römer innerhalb der Stadtmauern weder eine Militäreinheit noch eine Polizei haben, wurde die Bewachung der Tore unter diversen Zünften, Brüderschaften und Tempeln aufgeteilt. Das collinische Tor oblag der Obhut des Collegiums des nahe gelegenen Tempels des Quirinus. Dabei handelte es sich um die quirinischen Salii, die jedes Jahr im Oktober vor allen wichtigen Heiligtümern der Stadt ihren Tanz aufführten.
    Die jungen Patrizier schoben natürlich nicht selbst Nachtwache, sondern hatten diese Aufgabe an ihre Sklaven delegiert.
    Im Tempel begab ich mich zum Mannschaftsraum, in dem sich die Wachen aufhielten, und bat darum, die Passierlisten für die Nacht des Frevels einsehen zu können. Der Sklave, der für die Ordnung zuständig war, kramte eine Weile zwischen den Tafeln herum, während ich die bescheidene Einrichtung musterte.
    »Hier sind sie, mein Herr«, sagte er schließlich. Ich betrachtete die Kritzeleien auf dem Wachs. In jener Nacht waren diverse Transportkarren in die Stadt gekommen und hatten sie vor dem ersten Morgengrauen auf demselben Weg wieder verlassen. Eine Eintragung darüber, daß der Pontifex maximus die Stadt verlassen hatte, um die Omen zu lesen, fand ich nicht.
    »Die Auguren sind ausdrücklich angehalten, sich hier im Tempel zu melden, bevor sie die Stadt nach Einbruch der Dunkelheit durch das Tor verlassen, mein Herr. Vor etwa zehn Tagen war der Pontifex Spinther hier mit seinem gestreiften Gewand und seinem Lituus. Seither niemand mehr.« Ich bedankte mich und ging»Warum stellst du all diese Fragen?«
    wollte Hermes wissen, als wir den Hügel hinabstiegen. »Hat es etwas mit dem Patrizier zu tun, der versucht hat, dich zu vergiften, und statt dessen am Ende selbst tot auf der Straße lag?«
    »Ich weiß nicht, aber ich vermute, daß alles irgendwie zusammenhängt. Warum willst du das wissen?«
    Hermes zuckte die Schultern. »Wenn du ermordet wirst, werde ich an einen anderen weitergereicht, der vielleicht kein so angenehmer Herr ist wie du.«
    »Ich bin gerührt. Ja, irgend etwas Seltsames geht vor. Jemand hat versucht, mich zu vergiften, und am selben Abend wurde Capito ermordet. Am nächsten Abend wurden in Caesars Haus die Riten der Bona Dea entweiht. Caesar hat Celer erzählt, er wollte in jener Nacht den Quirinal besteigen, um Omen zu lesen, aber das hat er nicht getan. Der Junge, der versucht hat, mich zu vergiften, wurde ermordet. Die Frau, die ich verdächtigte, ihm das Gift verkauft zu haben, wurde ermordet. Der Junge wohnte bei Clodius, meinem Erzfeind. Die ermordete Frau war mit Clodius zusammen, als er sich als Frau verkleidet in Caesars Haus eingeschlichen hat. Kommt es dir nicht so vor, als ob eine Art roter Faden die ganze Geschichte durchzieht?«
    Hermes zuckte die Schultern. »Die meisten Frauen sind verrückt. Und die Adeligen sind die Schlimmsten.«
    »Bleib ein Sklave«, riet ich ihm. »Dann werden deine Probleme immer simpel bleiben.«
    Wir durchquerten die Stadt, passierten die Brücke zur Tiberinsel und weiter in den Trans-Tiber-Distrikt.
    »Wo gehen wir jetzt hin?« fragte Hermes.
    »Zum Ludus des Statilius Taurus, einen Freund besuchen.« Er strahlte. »Die Gladiatoren-Schule? Du kennst aber auch jeden!« Meine Vertrautheit mit den niedersten Schichten römischen Lebens beeindruckte ihn immer

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