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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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nach und versuchte die neuen Unregelmäßigkeiten in irgendeine Ordnung zu bringen.
    Wie ich Julia erklärt hatte, waren die Abweichungen bedeutsam. Genau wie Entsprechungen, Verbindungen, Ähnlichkeiten, alles, was die Fakten irgendwie verknüpft, egal wie absurd es zunächst erscheinen mag. Mein Problem war, daß ich, wenn ich an Clodius dachte, Schwierigkeiten hatte, an irgend etwas anderes zu denken. Ich beschloß, mich zunächst auf andere Aspekte des Falles zu konzentrieren und zu sehen, ob sie zu Clodius zurückführten oder woandershin.
    Fausta mußte in all dem eine seltsame Rolle spielen. Sie war die Tochter des verstorbenen Diktators Sulla. Aber was war sie sonst noch? Das Mündel von Lucullus, der als Sullas Testamentsvollstrecker benannt worden war. Ihr Zwillingsbruder Faustus war ein Spießgeselle von Pompeius.
    Das war eine weitere Fährte, von der sich mich nur zu leicht ablenken lassen konnte. Pompeius zu Fall zu bringen, wünschte ich mir fast so sehnlichst wie den Sturz Clodius'. In Pompeius' Fall lag das daran, daß er ein potentieller Tyrann und König von Rom war. Bei Clodius war es eine persönliche Sache. Fausta hatte also eine Verbindung zu Pompeius. Sie lebte im Haushalt von Lucullus, der Pompeius haßte, während sie wahrscheinlich eher auf der Seite ihres geliebten Zwillingsbruders als auf der ihres Vormunds stand. Am Abend der Riten war sie zusammen mit Lucullus' Frau Claudia, der älteren Schwester von Clodius und Clodia, zu Caesars Haus gekommen. Der andere Bruder der Claudier, Appius, hielt sich in Pompeius' Lager auf, beschäftigte mich aber nicht weiter. Soweit ich wußte, hatte er am Legionärsleben Gefallen gefunden, weswegen er wenig Interesse an Politik zeigte.
    Das konnte mich in eine peinliche Lage bringen. Ich hatte meinem Freund Milo bereits versprochen, daß ich ihm bei seinem Werben um die Frau behilflich sein wollte. Er wäre bestimmt nicht begeistert, wenn sie wegen mir ins Exil verbannt würde. Geiers Beharren, ich solle Clodia aus dem Skandal raushalten, und Milos Verliebtheit in Fausta brachten mich in ein echtes Dilemma. Ärger mit Frauen war in meinem Leben an sich nichts Ungewöhnliches, aber dies war eine neue Variante des Problems.
    Wer war am Abend des Rituals sonst noch in dem Haus gewesen? Und warum? Die Tatsache, daß sie solch extreme Vorsichtsmaßnahmen getroffen hatten, ihr Treffen geheimzuhalten, und jetzt reihenweise Menschen ermordeten, um sich zu schützen, bedeutete, daß es, was auch immer es war, in der Tat sehr, sehr schlimm sein mußte. Und was hatte Capito damit zu tun gehabt?
    Ohne weitere Anschläge auf mein Leben erreichte ich sicher mein Haus.
    Am nächsten Morgen hatte sich Hermes weitgehend von seiner Krankheit erholt und rieb sich, blaß, aber aufrecht, nur noch gelegentlich den Bauch.
    »Keine Ahnung, was es gewesen sein könnte«, sagte er. Er sah verdächtig schuldig aus, aber so sah er meistens aus.
    »Vielleicht hat ein Feind mich mit einem Fluch belegt«, sagte er.
    »Ich halte es für wahrscheinlicher, daß du in mein Weinlager eingebrochen bist und ein oder zwei Krüge geleert hast«, sagte ich. »Ich seh später mal nach.«
    Ich begrüßte meine Klienten, und mittendrin tauchte ein Mann mit einem Brief auf. Ich erkannte den Burschen als einen von Asklepiodes' Sklaven.
    Bitte besuche mich bei nächster Gelegenheit, lautete die Nachricht, darunter das wunderliche Siegel, das die Griechen benutzten: ein Schwert und ein Äskulapstab. Das sah verheißungsvoll aus. Vielleicht hatte er etwas entdeckt.
    Wir marschierten zusammen zu Geiers Haus, und er nahm mich bei den ersten sich bietenden Gelegenheit beiseite.
    »Hast du schon irgend etwas feststellen können?« fragte er.
    »Nur ein großes Durcheinander«, sagte ich. »Aber ich muß dich etwas fragen. Vor ein paar Tagen habe ich hier in deinem Haus mit Caesar gesprochen. Er sagte, er sei gekommen, um dich um einen Schlafplatz für die Nacht zu bitten, weil er aus seinem eigenen Haus verbannt sei.«
    »Das hat er auch getan.«
    »War er die ganze Nacht hier?« fragte ich.
    »Na ja, ich meine, nein. Gegen Mitternacht ist er noch einmal ausgegangen. Er trug seine Trabea und hatte seinen gebogenen Stab bei sich. Warum? Ist das wichtig?«
    »Möglicherweise«, sagte ich. »Hast du ihn danach noch einmal gesehen?«
    »Ja. Er kam zurück, kurz nachdem ich aufgestanden war. Er sagte, er sei auf dem Quirinal gewesen, die Nacht aber sei zum vernünftigen Omen-Lesen zu dunkel. Warum?«
    »Oh«,

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