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Der Friedhofswächter

Der Friedhofswächter

Titel: Der Friedhofswächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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würde sie etwas sehen, das nur ihr bekannt war.«
    »Habt ihr nachgeforscht?«
    »Ja.« Diesmal meldete sich Sheila. »Bill hat sie verfolgt, aber sie ist ihm entwischt. Irgendwo in der Nähe verschwand sie plötzlich. Wir konnten nichts machen und hatten beide das Gefühl, als wäre sie uns entfremdet worden.« Sheila legte ihre Hand auf mein Knie. »John, du kennst sie doch sehr gut. Vielleicht fällt dir an ihr etwas auf.«
    »Das heißt also, daß sie jetzt verschwunden ist?«
    »Ja.«
    Ich lachte auf. »Deshalb bin ich von ihr nicht begrüßt worden. Nun ja, wann ungefähr kommt sie immer zurück?«
    »Das kann man nie so genau sagen. Jedenfalls nach Mitternacht.«
    Ich schaute erst auf Sheila, dann auf meine Uhr. »Himmel, dann haben wir noch mehr als zwei Stunden Zeit.«
    »Ja.«
    Ich lehnte mich auf dem stabilen Gartenstuhl zurück und schaute in den dunklen Himmel. Schräg über mir sah ich auch die Zweige eines Apfelbaums. Einige Blätter bewegten sich im schwachen Wind. Nadine Berger war ein Problem für sich. Man konnte sie als Wolf mit einer menschlichen Seele bezeichnen, und sie besaß auch menschliche Augen. In ihrem normalen Leben als Mensch, war sie eine bekannte Filmschauspielerin gewesen, der ich ein paarmal aus der Patsche geholfen hatte, als sie mit Dämonen konfrontiert worden war. Bei Aufnahmen zu einem Film hatte sie es dann erwischt. Sie war getötet worden, und ihr Geist war in den Körper eines Wolfs gefahren, in dem er auch heute noch lebte. Nach einigen Irrungen und Wirrungen war sie schließlich zu den Conollys gekommen, wo sie sich sehr wohl fühlte und so etwas wie ein Kindermädchen für den Sohn der Familie spielte. Man konnte sie als Mittelding zwischen Mensch und Wolf bezeichnen. Und sie konnte, wenn sie es wollte, Kontakt zu den Werwölfen herstellen. Einmal war es ihr sogar gelungen, Seele und Körper zu trennen. Da hatte ich sie als geisterhafte Gestalt gesehen, und zwar so, wie sie als Mensch gewesen war.
    Aber sie lebte als Wolf weiter, und wir hatten uns mit dieser Tatsache längst abgefunden.
    »Was sagst du, John?« fragte Bill.
    Ich knetete meine Nase. »Gar nichts, wirklich nichts. Was soll ich auch sagen?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht hast du eine Idee, wo Nadine hingelaufen sein könnte.«
    »Nein, die habe ich auch nicht. Aber ich glaube nicht an eine Flucht. Sonst würde sie nicht immer zurückkehren.«
    »Ja, das ist auch unsere Hoffnung. Ich frage mich allerdings nur, wo sie die Stunden verbringt, die sie von uns weg ist.«
    »Leider kann sie nicht reden.«
    »Nein, das nicht«, stöhnte Bill und griff zur Flasche, um bei Sheila nachzusehenken. Ich schaute den Wasserperlen zu, wie sie am Rand der Flasche entlangliefen und auf die Decke tropften. Unsere Stimmung war auf dem Nullpunkt. Keiner wußte so recht, was er sagen sollte. Wir alle warteten auf die Rückkehr der Wölfin.
    Wohin floh sie nur?
    Daß ihre Ausflüge Fluchten glichen, stand für mich fest. Vielleicht störte sie irgend etwas in dieser Umgebung, oder sie hatte irgendwo einen Werwolf entdeckt. Diese Vermutung warf ich ein.
    Sheila und Bill schauten sich an. »Nein«, sagte der Reporter, »daran kann ich nicht glauben. Hier gibt es doch nichts mehr, seit wir dieses Hexenhaus in der Nähe gesäubert haben.« [1]
    »Bist du da sicher?«
    »Hundertprozentig nicht.«
    »Eben.«
    Bill hob die Schultern. »Du mußt dir Nadine einmal anschauen, wenn sie zurückkommt. Da kann sie nicht mehr stolz auf ihr Fell sein. Sie sieht immer ziemlich zerrupft aus, als hätte sie sich wer weiß wo herumgetrieben.«
    »Wir finden es noch heraus.«
    »Hoffentlich, John. Es kommt jetzt darauf an, ob sie noch die gleiche Beziehung zu dir hat wie früher.«
    »Das geht nicht. Da war sie noch ein Mensch.«
    »So meine ich das auch nicht. Ich spreche da von einem gewissen Vertrauen.«
    »Das müßte eigentlich vorhanden sein«, erwiderte ich, hob mein Glas und trank einen Schluck vom kühlen Rose.
    Daß die Conollys beunruhigt waren, lag auf der Hand. Auch ich fragte mich, welches Rätsel hinter dem Verschwinden der Wölfin stecken konnte. Es mußte ein Motiv geben. Nadine tat nichts ohne dies. Was es aber war, stand in den Sternen.
    Auch ich zündete mir eine Zigarette an und schaute den blaugrauen Wolken nach, die auch gegen die Mücken trieben. Das Licht hatte sie angelockt, und sie tanzten über den Kerzenflammen. Nicht weit entfernt lag das Haus der Conollys, ein schmucker Bungalow, inmitten eines großen Grundstücks

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