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Der Friedhofswächter

Der Friedhofswächter

Titel: Der Friedhofswächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mal.«
    »Packen wir's?«
    »Klar doch!«
    Beide Männer bückten sich gemeinsam und faßten die Leiche noch einmal an. Sie rollten sie auf den Rand der Grube zu.
    »Gute Höllenfahrt!« wünschte Tidy noch und schaute zu, wie der Tote aufschlug.
    »Irgendwann liegen wir auch mal in so einem Ding!« sagte Ed und wunderte sich darüber, daß er von Tidy keine Antwort bekam. Der hatte sich halb gedreht und schaute schräg zurück. Sein Gesicht war bleich wie Mondlicht, das Entsetzen und der Schrecken standen in seinen Augen.
    »Was hast du?«
    »Mensch, Ed!« Er flüsterte nur.
    Sein Kollege drehte sich ebenfalls um. Er schrie kurz auf, als er das gleiche sah wie Tidy. Vor ihnen stand eine Gestalt. Niemand wußte, wo sie hergekommen war, aber sie war ein schreckliches Geschöpf - eine Horror-Kreatur. Ein Werwolf!
    ***
    Selten hat sich mein Freund Bill Conolly bei mir so bedankt, daß ich am Abend zu ihm gekommen war. Die Einladung stand schon lange, mir hatte bisher immer die Zeit gefehlt, und als Bill sehr drängte, zudem noch erklärt hatte, daß es sich praktisch um eine dienstliche Einladung handelte, da konnte ich einfach nicht nein sagen.
    Da der Abend sehr lau war, saßen wir nicht im Haus, sondern auf der Terrasse im Garten.
    Wir, das waren Sheila, Bill und ich. Auf dem runden Tisch stand eine Flasche Rose. Ihr Hals schaute aus einem mit Eis gefüllten Kühler hervor. In den gefüllten Gläsern spiegelte sich das Licht der drei Kerzen, die in einer mit Wasser gefüllten Schale schwammen. Es war nicht die erste Einladung, die ich von den Conollys wahrgenommen hatte. Aber selten waren mir die beiden Freunde so bedrückt vorgekommen wie an diesem Abend.
    Irgend etwas mußte sie quälen. Da sie noch nicht selbst das Thema angeschnitten hatten, hielt auch ich mich zurück, nippte von meinem Wein und sprach mit ihnen über allgemeine Dinge, den heißen Sommer und auch über Urlaub, der für mich wohl wieder einmal nicht drin sein würde.
    »Wir fahren auch nur kurz weg. Wenn überhaupt«, meinte Sheila. Sie trug einen karmesinrotes luftiges Hängerkleid und hatte ihre blonden Haare hochgesteckt.
    »Wohin denn?«
    »Vielleicht eine Kreuzfahrt in den Norden.«
    Ich grinste. »Aber ohne Strigen, wie?«
    »Das kannst du wohl sagen«, erklärte Bill. Dabei schlug er die Beine übereinander.
    Dann schwiegen wir wieder, was mir überhaupt nicht gefiel. Und so fragte ich Bill dann auch. »Sag mal, Alter, aus welch einem Grunde hast du mich eigentlich eingeladen? Ihr sitzt hier herum wie Trauerklöße, und mir ergeht es ähnlich.«
    »Gib mir mal eine Zigarette.«
    »Bitte.«
    Bill klopfte ein Stäbchen aus der Packung, zündete es an und schaute gegen den dunklen Himmel, wo die zahlreichen Sterne ihr ewiges Muster zeichneten. »Es gibt Ärger, John.«
    »Das bin ich gewohnt.«
    »Wir im Prinzip auch. Aber diesen Ärger hätte ich uns allen gern erspart.«
    »Um was geht es denn?«
    Der Reporter ließ den Rauch durch die Nasenlöcher strömen. »Du mußt fragen, um wen es geht. Und da lautet die Anwort: Nadine, die Wölfin!«
    »Ach!« Mehr sagte ich nicht, weil ich wollte, daß mein Freund weitersprach.
    Das tat er auch, beobachtet wurde er von Sheila und mir, wobei ich mit meinem Weinglas spielte und es zwischen den Fingern drehte. »Ich hätte dir schon früher Bescheid gegeben, aber du warst sehr beschäftigt, und ich habe es auch zu Beginn nicht ganz ernst genommen. Heute denke ich anders darüber. Es begann eigentlich in der letzten Woche, nein, schon in der vorletzten Woche. Da war Nadine plötzlich verschwunden. Eines Abends war sie weg.«
    »Einfach so?«
    »Ja, sie lief uns davon. Das hat sie sonst nie getan, an diesem Abend aber verschwand sie. Johnny machte uns darauf aufmerksam. Er weinte sogar. Wir beruhigten ihn und erklärten ihm, daß Nadine zurückkehren würde. Das geschah dann auch. Nach Mitternacht tauchte sie wieder auf. Wir waren natürlich erleichtert, vergaßen den Ausflug wieder, doch am nächsten Tag wiederholte er sich und am übernächsten auch. Unser Mißtrauen wuchs. Wir schauten uns Nadine nach ihrer Rückkehr jeweils genau an und hatten beide den Eindruck, als hätte sie sich verändert.«
    »Inwiefern?«
    »Das ist schlecht zu sagen«, meinte Bill. »Sie sah zwar noch so aus wie sonst, aber der Ausdruck in ihren Augen war ein anderer geworden. Sie blickte längst nicht mehr so klar und scharf wie sonst. Ihr Blick hatte etwas Nachdenkliches an sich und war irgendwie in die Ferne gerichtet, als

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