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Der Fromme Dieb

Der Fromme Dieb

Titel: Der Fromme Dieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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würde, und zwar der Verdacht auf Mord. In solch einem Fall ist es besser, jedwede Strafe auf sich zu nehmen, die die Kirche verhängt, als in die Hände des weltlichen Gerichts – meine Hände – zu fallen«, sagte Hugh bestimmt. »Eines Gerichts, das Mord mit dem Galgen bestraft.
    Wenn er durch das Eingeständnis der einen Schuld den Verdacht auf die schlimmere Tat vermeiden kann… und ich glaube, er ist gerissen genug, diese Wahl zu treffen, und zäh genug, es durchzustehen. Vater Herluin sollte ihn besser kennen als wir.«
    Cadfael aber war sich inzwischen völlig sicher, daß Herluin seinen Tutilo überhaupt nicht kannte und wahrscheinlich keine Vorstellung hatte, was in den Köpfen seiner Novizen vor sich ging, weil er ihnen nämlich gar keine Beachtung schenkte. Mit seiner Unterstellung hatte Hugh ihn, vielleicht bewußt, in eine schwierige Lage gebracht. Einerseits würde Herluin jeden Verdacht, daß seine Abtei einen Mörder beherbergt haben könnte, mit Abscheu von sich weisen wollen, andererseits aber, solange noch die Möglichkeit bestand, von einem Diebstahl, ob heilig oder nicht, profitieren zu können, den Eindruck erwecken wollen, daß er dem Dieb glaubte und ihn schätzte.
    »Bruder Tutilo war bis zu dieser Reise nicht unter meiner besonderen Obhut«, sagte Herluin vorsichtig. »Aber ich habe in ihm stets einen treu ergebenen Diener der Abtei von Ramsey gesehen. Er behauptet, seine Anweisungen im Gebet von der Heiligen empfangen zu haben, und ich habe allen Grund, ihm zu glauben. Man weiß ja von solchen heiligen Eingebungen.
    Und es wäre anmaßend, sie zu mißachten.«
    »Wir sprechen hier von Mord«, entgegnete Radulfus streng.
    »Obwohl es mir widerstrebt, von irgendeinem Menschen zu behaupten, er sei fähig zu töten, wage ich nicht zu behaupten, er sei völlig unfähig, solches zu tun. Der Junge befand sich nach eigenen Aussagen am Tatort und hatte, wie sehr er die Tat danach auch bereuen mochte, allen Grund, sich eines Mannes zu entledigen, der ihn anklagen konnte. Das spricht soweit gegen ihn. Zu seinen Gunsten muß gesagt werden, daß er den Tod sofort der zuständigen Behörde gemeldet hat und dann zu uns zurückkam, um uns die Geschichte zu berichten.
    Hätte er nicht – so er tatsächlich der Mörder ist – direkt zu uns zurückkommen, kein einziges Wort sagen und es einem anderen überlassen können, den Toten zu finden und Alarm zu schlagen?«
    »Tutilos Verfassung wäre auffallend gewesen«, meldete sich Prior Robert zu Wort. »Der Sheriff sagt, Tutilo sei in größter Erregung gewesen. Nach einer solchen Tat ist es nicht einfach, sich vor anderen ruhig und gelassen zu geben.«
    »Oder nach der Entdeckung einer solchen Tat«, gab Hugh zu bedenken.
    »Was auch immer die Wahrheit sein mag«, sagte der Graf zuversichtlich, »Ihr habt ihn in sicherem Gewahrsam und braucht nur abzuwarten. Und wenn er tatsächlich noch mehr oder sogar Schlimmeres zu berichten hat, werdet Ihr es wohl von ihm selbst erfahren. Ich wage zu bezweifeln, daß er hartgesotten genug ist, es lange durchzustehen. Wenn er nach ein paar Wochen nichts hinzufügt, könnt Ihr davon ausgehen, daß er nicht mehr zu sagen hat.«
    Das klang sehr weise, dachte Cadfael, der respektvoll zuhörte.Was war für einen jungen Mann zermürbender, was auf Dauer schwerer zu ertragen, als in eine enge Steinzelle eingesperrt zu sein, hinter Schloß und Riegel, mit nichts als einer schmalen Pritsche, einem winzigen Lesepult, einem Kruzifix an der Wand und einem halben Dutzend Steinfliesen zum Auf- und Abgehen? Und dennoch hatte Tutilo seine Zelle vor erst einer halben Stunde mit sichtbarer Erleichterung betreten und ohne Zittern vernommen, wie der Schlüssel sich im Schloß drehte. Die Pritsche war Geschenk genug. Wie schmal und hart sie auch sein mochte, sie war ihm willkommen gewesen. Doch sollte er erst mal zehn Tage allein darin eingepfercht sein – ja, wenn er dann noch irgendwelche Geheimnisse hatte, würde er sie gern preisgeben, und sei es nur, um wieder einmal die Luft des großen Hofes atmen und den Meßgesang hören zu dürfen.
    »Ich kann meine Zeit nicht mit Warten vertun«, sagte Herluin.
    »Es ist mein Auftrag, die Spenden, die ich unter den wohlgesinnten Bürgern von Worcester und Evesham habe sammeln können, nach Ramsey zu bringen. Und sofern keine weltliche Anklage gegen Tutilo vorliegt, werde ich ihn mitnehmen. Wenn er aber gegen das kirchliche Recht oder die Ordensregel verstoßen hat, liegt es an Ramsey, ihn zu

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