Der Frühjahrsputz
»Ich wollte weitermachen, glaub mir. Aber du -« Hilflos breitete er die Arme aus und vollführte eine kreisende Bewegung in der Luft, als wolle er die Worte, die er suchte, herauszwingen. »Ich kann es nicht. Ich habe daran gedacht, Gott weiß, in letzter Zeit konnte ich an nichts anderes denken, aber dann sehe ich dich an, und du bist Quinn, nicht irgendeine Phantasie, und ich liebe dich, aber nicht auf diese Weise. Ich kann es einfach nicht, also werden wir es nicht tun. Niemals. Dies eben ist nicht passiert, und es wird nicht wieder passieren.«
Hastig drückte er sich an ihr vorbei, um seine Jacke zu holen, und sie sagte: »Du weißt, dass du die Zeit nicht einfach zurückdrehen und das Geschehen auslöschen kannst, wenn dir danach ist. Du hast mich geküsst.«
Er warf sich die Jacke über und vermied den Augenkontakt mit ihr. »Ich will nicht darüber reden.«
»Du hast mich betatscht.«
»Ich möchte wirklich nicht darüber reden.« Er zog die Autoschlüssel aus der Jackentasche und deutete damit auf sie. »Wir werden das nicht wieder tun. Wirf mir nie wieder mit großen Augen Blicke auf der Couch zu.«
»Oh, dann ist es also meine Schuld.«
»Jawohl.« Nick drehte sich um und ging durch den Torbogen ins Esszimmer und dann zur Haustür. Quinn folgte ihm, einerseits in dem Verlangen, sich ihm in den Weg zu werfen und ihn auf die Couch zurückzuziehen, andererseits mit dem Wunsch, ihm einen kräftigen Tritt zu versetzen. »Es ist allein deine Schuld«, rechtfertigte er sich. »Seitdem du diesen verfluchten Hund aufgegabelt hast, hast du dich verändert. Ich habe so etwas nie zuvor in meinem Leben getan, ich habe nicht einmal darüber nachgedacht, bevor du dich derart verändert hast.« Er blieb stehen, um die Tür aufzureißen. »Zumindest schon lange nicht mehr.«
Quinn starrte ihn an. »Was soll das nun wieder heißen? Vor langer Zeit hast du also daran gedacht? Ich kann nicht glauben, dass du mich einfach so hier zurücklässt.«
»Gute Nacht«, sagte Nick und schlug die Tür hinter sich zu.
»Schön wär‘s«, schrie sie ihm durch die Fensterscheibe in der Tür hinterher. Als er nichts zurückrief, sondern offensichtlich unbeeindruckt zu seinem Wagen ging, sah sie zu Katie hinunter, die sich angeschlichen hatte, um die Ursache dieses ganzen Aufruhrs zu erkunden. »Meine Haare«, erklärte sie dem Hund. »Er hat mich wegen meiner Haare abblitzen lassen.«
Ein wenig nervös und eindeutig voller Zweifel legte Katie ihren Kopf schief.
»Ich weiß, ich kaufe es ihm auch nicht ab«, meinte Quinn. Dennoch ertappte sie sich bei dem Blick in ihren Garderobenspiegel, als sich Nicks Laster entfernte. Sie trug also immer noch den gleichen Haarschnitt wie zu Zeiten der High-School. Großartig. Blöde Ausrede.
»Go your own way«, sangen Fleetwood Mac im Wohnzimmer.
»Und was seid ihr, scheiß Hintergrundmusik?« fluchte Quinn und stampfte ins Wohnzimmer, um die Stereoanlage zornentbrannt auszuschalten. So viel zu Nicks Musikgeschmack.
»Quinn?« rief Joe von oben zu ihr herunter. »Hast du noch eine Zahnbürste in Vorrat?«
»Im Schrank«, fauchte sie und ging in die Küche, um Zoë anzurufen.
Als ihre Schwester abhob, sagte Quinn nur: »Ich glaube, Mom ist andersrum.«
»Was?«
»Unsere Mutter ist lesbisch. Nur eine Vermutung, aber sie und Edie tauschen keine Rezepte aus, sondern Zärtlichkeiten.«
»Ich werde verrückt.« Im Hintergrund konnte Quinn Bens Stimme poltern hören, bevor sie leicht gedämpft Zoës Stimme vernahm, die sich offenbar ab wandte und sagte: »Nein, es gibt kein Problem.« Als ihre Stimme wieder klar durch die Leitung drang, klang sie verwirrt. »Wie geht es Dad?«
»Ich glaube, er hat es noch nicht kapiert«, meinte Quinn. »Aber er ist bei mir eingezogen.«
»O Gott, Quinn, du tust mir so leid.« Wieder ertönte Bens ungeduldige Fragerei im Hintergrund, und sie hörte Zoë sagen: »Nichts ist passiert, das habe ich dir doch gesagt. Deine Schwiegermutter ist eine Lesbe, das ist alles. Verzieh dich jetzt bitte.«
Über die Leitung hörte Quinn Ben auflachen und dann Zoë sagen: »Nein, ich mache keine Witze, aber wenn du jetzt nicht deine Klappe hältst, werde ich nie die Einzelheiten erfahren.« Zoës Stimme drang erneut klar an ihr Ohr. »Ich finde, du solltest das Mom überlassen. Sie war zwar noch nie eine zielstrebige Person, aber irgendwie hat sie immer erreicht, was sie wollte.«
»Mag sein, aber wäre es nicht eine hervorragende Idee gewesen, uns beide in diesem
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