Der Frühjahrsputz
Frauen drehten den Kopf, um zu sehen, von wessen neuem Haus die Rede war, während die dritte fortfuhr, von dem Streit zu erzählen, den sie mit irgend jemandem gehabt hatte. »Und dann sagte sie -«
»Ist Darla hier?« fragte Quinn und ging nach hinten zu Darlas Arbeitsplatz.
»Sie muss jeden Augenblick kommen.« Debbie sprühte eine Ladung Haarspray auf das champagnerblonde Haar, dem sie soeben zu neuen Höhen verholfen hatte. »Wie gefällt es dir, Corrie?«
Corrie Gerbers runzeliges kleines Gesicht spähte unter einem Turm starrer Locken hervor; sie sah aus wie eine Maus unter einer Eistorte. »Perfekt, Debbie, genau wie immer.«
»Wir geben unser Bestes.« Debbie schälte Corrie ungestüm aus dem Plastikkittel und fegte ein paar Härchen von ihren Schultern. »Das war‘s, meine Liebe. Pass auf beim Rausgehen, der Boden hier ist glatt.«
Corrie hievte sich aus dem Stuhl und blieb stehen, nicht einmal ein Meter fünfzig groß, um ihre Haarpracht im Spiegel zu betrachten. Über ihre Schulter hinweg erhaschte sie einen Blick auf Quinn, die sich größte Mühe gab, sie nicht anzustarren, und sagte: »Ich habe von dir gehört. Hast einfach den Coach sitzenlassen und wohnst jetzt in diesem alten Haus draußen in der Apple Street. Was ist los mit dir, Mädchen?«
»Ich bin Feministin«, sagte Quinn. »Die haben manchmal irrationale Bedürfnisse.«
Hinter ihr stürmte Darla mit solch spannungsgeladener Hektik in den Laden, dass sie beinahe in Quinn hineinlief, bevor sie sagte: »Hey, was machst du denn hier? Hallo, Corrie, du siehst großartig aus. Ist mein Elf-Uhr-Dreißig-Termin schon hier, Deb?«
»Nein«, antwortete Debbie. » Aber es ist schließlich Nella, also kein Wunder. Was ist denn mit dir los? Du siehst ziemlich fertig aus.«
»Schieb mich dazwischen«, sagte Quinn zu Darla. »Ich will mir die Haare schneiden lassen.«
»Klar, kein Problem. Die Spitzen wären noch mal fällig.« Gleichgültig winkte Darla sie zum Stuhl, so dass Quinn fragte: »Alles in Ordnung mit dir?«
»Später«, sagte Darla. »Also, Spitzen schneiden.«
»Nein«, sagte Quinn. »Schneiden. Schneide sie ab.« Alle drei sahen sie an.
»Meine Liebe, nein, nicht dieses wundervolle Haar«, sagte Debbie.
»Willst du zu einer dieser Lesben werden?« fragte Corrie.
»Bist du sicher, dass du das möchtest?« erkundigte Darla sich.
»Ja«, antwortete Quinn allen dreien. »Runter damit.« Sie setzte sich in Darlas Stuhl und strich die Haare aus ihrem Gesicht. Sie sah verheerend aus, aber anders.
»Nein, nicht so.« Darla versetzte Quinns Hand kleine Klapse, bis sie losließ, und drapierte ihr Haar dann locker um ihre Schläfen.
»Rasier sie ab«, sagte Quinn.
»Habe ich vielleicht irgendwas verpasst?« fragte Darla.
Im Spiegel sah Quinn Debbie und Corrie, die neugierig die Ohren spitzten. »Später.«
Darla wandte sich zu ihnen. »Können wir noch etwas für Sie tun, meine Damen?«
»Sie muss den Verstand verloren haben«, murmelte Corrie und wankte zur Kasse, um für ihren Haarschnitt zu bezahlen.
»Ich mache nur meinen Platz sauber«, sagte Debbie. »Ich werde euch gar nicht stören.«
»Doch, das wirst du «, meinte Darla. »Gib uns zehn Minuten. Hol dir eine Cola.«
Debbie setzte die gleiche Miene auf wie damals, als Darla sie nicht mit den großen Mädchen hatte spielen lassen, und Quinn hätte darauf wetten können, sie gleich jammern zu hören, »Das ist gemein«, wie sie es in ihren gemeinsamen Kindertagen tausendmal gesagt hatte. Statt dessen gab sie nur einen verächtlichen Laut von sich und rauschte in den Pausenraum.
Darla zog ihre Schublade auf und holte die Box mit ihren Scheren hervor. »Jetzt erzähl schon, oder ich schneide nicht.«
»Nick hat mich gestern Abend geküsst. Heftig geküsst«, platzte Quinn heraus und sah Darla hinter sich im Spiegel lächeln. Zum ersten Mal, seit sie in den Salon gestürzt war, schien sie sich ein wenig zu entspannen.
»Wunderbar. Jetzt erklär mir, was du dir für einen Schnitt vorstellst.«
»Aber dann kam mein Vater, und er nutzte das als Ausrede, um einfach aufzuhören.« Bei dem bloßen Gedanken daran knirschte sie mit den Zähnen. »Er hat einfach aufgehört.« Quinn und Darlas Blicke kreuzten sich im Spiegel. »Ich sagte, ›Hör mal, ich habe mich verändert‹ und er sagte, ›Du siehst aus wie immer‹, und als er gegangen war, schaute ich in den Spiegel. Er hat recht. Seit der High-School habe ich diese Frisur. Damals vielleicht ein bisschen länger, aber im
Weitere Kostenlose Bücher