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Der Fruehling des Commissario Ricciardi

Der Fruehling des Commissario Ricciardi

Titel: Der Fruehling des Commissario Ricciardi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurizio de Giovanni
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bemerkt, dass ihm vom Fenster aus ein Blick folgte, der zu zwei Dritteln aus Wut und zu einem Drittel aus Zuneigung bestand.
    Im Polizeipräsidium begab er sich sofort zum Büro des Kommissars und traf dort zu seiner Überraschung – vor Ricciardi sitzend und mit einem Päckchen aus Zeitungspapier in der Hand – die Person an, die den Hauptbestandteil seiner Neuigkeiten ausmachte.

    Sowohl Ricciardi als auch Maione hatten Teresa am Tag zuvor gesehen: Sie hatte ihnen die Tür geöffnet, sie gebeten, Platz zu nehmen, und den Tee serviert. In ihrer hübschen Schürze und dem gestärkten Häubchen hatten die geübten Augen der Ermittler sie nicht anders wahrgenommen als irgendeinen Einrichtungsgegenstand des Vorzimmers, doch jetzt, hier vor ihnen, gewann sie, obgleich einfach gekleidet, persönliche Züge.
    Nachdem Maione gegrüßt hatte, gab er dem Kommissar durch ein Zeichen zu verstehen, dass er mit ihmsprechen wollte. Ricciardi entschuldigte sich und verließ mit ihm das Zimmer.
    »Commissario, gestern habe ich mich lange mit dem Pförtner des Hauses unterhalten, der nach ein paar Gläsern Bier, auf meine Kosten natürlich, eine Menge interessanter Neuigkeiten herausgerückt hat. Zunächst einmal«, und hier nahm er zum Aufzählen seine Finger zu Hilfe, indem er jeweils eine Fingerspitze mit der anderen Hand festhielt, »hat die freundliche Signora, die so einfach und bescheiden tut, ein hübsches Verhältnis mit einem Theaterschauspieler. Davon wissen alle und laut dem Pförtner weiß es auch der Professor, aber er stellt sich dumm.« Die Finger der Greifhand ließen die andere Hand einen Moment los, um mit einer Geste den gehörnten Ehemann anzudeuten. »Dann sagte er noch, von der Köchin wisse er, dass die Signora für alles, was sie tat, die vorherige Erlaubnis der Calise einholte. Der Chauffeur musste sie bis zu dreimal täglich zu ihr bringen, bevor sie dann irgendwann ihr eigenes Auto nahm, einen roten Sportwagen, einen neuen Alfa Romeo Brianza, ein Wahnsinnsschlitten, sage ich Ihnen. Anscheinend hatten die beiden kurz vor dem Tod der Calise Streit, man verstand nicht, worum es ging, aber es war sehr laut, man konnte sie von der Straße aus hören. Und schließlich die interessanteste Neuigkeit: Was ich nämlich über die junge Frau da drinnen erfahren habe, die seit zwei Jahren als Hausangestellte bei der Familie arbeitet. Möchten Sie’s wissen?«
    Ricciardi schüttelte den Kopf.
    »Was glaubst du wohl, will ich’s wissen oder nicht?«
    Maione setzte eine Sündermiene auf.
    »Ich sag’s Ihnen sofort, Commissario. Das Fräulein dabei Ihnen ging lange Zeit jede Woche zur Calise. Sie hat dem Pförtner einen Zettel gezeigt, auf dem die Adresse stand, und er hat den Namen darauf gesehen; er hat ihr nämlich beim ersten Mal erklärt, welche Straßenbahn sie nehmen sollte.«
    Ricciardi und Maione gingen wieder zurück ins Büro. Teresa, die ihr Päckchen an die Brust gepresst hielt, starrte beim Warten ins Leere. Der Kommissar sprach sie freundlich an.
    »Signorina, wie können wir Ihnen helfen?«
    Die Frau sprach leise, fast flüsternd.
    »Mein Name ist Teresa Scognamiglio. Die Verstorbene war meine Tante, die ältere Schwester meiner Mutter, Gott hab sie selig. Ich habe lange nachgedacht, was ich tun soll, bevor ich herkam; meine Stelle ist mir wichtig und ich will auf keinen Fall zurück aufs Land in mein Dorf. Ich weiß, dass ich nach meiner Aussage nicht mehr zu meiner Arbeit zurückkann. Aber ich konnte es nicht mehr für mich behalten. Der Geist meiner Tante ließ mich nicht zur Ruhe kommen, ich wäre noch durchgedreht wie meine Großmutter – möge sie in Frieden ruhen.«
    Ihre Augen hatten sich mit Tränen gefüllt, die nun langsam die Wangen herabliefen. Ricciardi und Maione sahen sich an. Der Brigadiere sprach Teresa in väterlichem Ton Mut zu.
    »Sprechen Sie nur, Signorina, wir sind hier, um Ihnen zuzuhören.«
    Anstelle einer Antwort legte Teresa ihr Zeitungspapierpäckchen auf ihre Knie und begann, es aufzuwickeln. Dann zog sie ein Paar eleganter Herrenschuhe daraus hervor, deren Sohlen schmutzig und verkrustet waren, undstellte sie ordentlich nebeneinander auf Ricciardis Schreibtisch. Danach blickte sie die beiden an.
    »Ich weiß, wer meine Tante getötet hat.«
LII
    Auf Teresas Worte hin waren die beiden Polizisten wie vom Donner gerührt. Sie blickten sich an, starrten dann auf die Schuhe und sahen schließlich zu Teresa. Ricciardi beschloss, das Schweigen zu brechen.
    »Und zwar

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