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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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sagte leise zu ihnen: »Irgendwas ist im Busch, irgendein Anschlag der Fyrd. Haltet die Augen offen, jeder Einzelne. Seht zu, dass ihr stets eure Knüppel zur Hand habt, und tragt eure Messer griffbereit im Gürtel, verstanden?« Sie nickten grimmig. Sie kannten Pikes Riecher für Gefahr.
    »Ich habe keine Ahnung, was geschehen wird. Aber es ist nichts Gutes, ganz und gar nichts Gutes. Ich will auf keinen Fall, dass Master Stort etwas zustößt.«
    Wieder nickten sie.
    Pike wusste, dass Master Brif selbst auf sich aufpassen konnte, und davon einmal abgesehen, würde es ohnehin kein Fyrd wagen, ihm ein Haar zu krümmen. Seine offizielle Stellung sollte genügen, sie abzuschrecken. Was die Händlerin anging, so machte sie ganz den Eindruck, als könnte sie selbst für ihren Schutz sorgen. Er kehrte an den Platz zurück, an dem er vorher gestanden hatte, und spähte wieder in die Dunkelheit.
    Einem Menschen hätte die aus Backsteinen gemauerte Brüstung der Brücke keine Deckung geboten. Dafür war sie viel zu niedrig. Doch für einen Hydden, der mehr oder weniger unbemerkt bleiben wollte, war ein Dreiviertelmeter genau richtig.
    Pike war als Einziger der Knüppelmänner fest davon überzeugt, dass der junge Stort sie nicht in ein sinnloses Unternehmen geführt hatte. Er wusste nicht, woher diese Überzeugung rührte oder warum er schon bei seiner ersten Begegnung mit dem Jungen fast drei Jahre zuvor das deutliche Gefühl gehabt hatte, dass sein Schicksal eine Wendung erfuhr.
    Während er nun besorgt an der Brüstung lehnte und die Augen offen hielt, schien der Regen unter und durch seinen Mantel zu kriechen. Sein Magen knurrte, er begann wieder zu frieren, und doch hätte er nirgendwo anders sein wollen.
    Denn er spürte, dass da etwas war. Mit Sicherheit Fyrd … aber auch noch etwas anderes.
    Er schob entschlossen das stoppelige Kinn vor und starrte wieder in die nahezu undurchdringliche Dunkelheit. Er konnte gerade so eine scharfe Kurve ausmachen, die nach links weiterführte. Da zuckte ein Blitz am Himmel und gleich darauf ein zweiter, näher diesmal, und die Kurve leuchtete kurz wie eine Sichel aus strömendem Licht.
    »Master Stort …«
    Er nannte den Jungen nie bei seinem Vornamen. Er mochte förmliche Anreden, und es gefiel ihm, dass Stort ihn umgekehrt mit Mister Pike ansprach.
    In den Müllsack kam Bewegung.
    Dort, wo Storts Hände und Arme ein wenig abstanden, hatte sich Wasser angesammelt. Das schwappte jetzt auf den Boden. Seine Nase zog sich zurück, und er stand auf, bis er fast Pikes Höhe erreichte, streifte den Sack ab und kam herüber.
    »Mister Pike?«
    »Ich habe ein ungutes Gefühl«, sagte Pike. »Ich schwöre beim Spiegel, dass da unten im Dunkeln Fyrd stecken, aber da ist noch etwas anderes.«
    Stort hielt die Nase in den Regen und schnupperte. Innerhalb kürzester Zeit war sein Haar ganz platt, und an seiner Nasenspitze hing ein glitzernder Tropfen.
    »Hm …«, brummte er unverbindlich und setzt dann hinzu: »Seltsam. Ich rieche etwas.«
    »Fyrd!«, schnaubte Pike, der sich heute Nacht mit seinen Mannen jedem gewachsen fühlte.
    »Nein, ich bilde es mir nicht nur ein«, sagte Stort. »Selbst bei diesem Wind rieche ich es … Öl.«
    »Öl?«
    Noch während er sprach, erhellte ein weiterer Blitz die Straße, die, glänzend vor Nässe, wie sie war, beinahe wie ein Bach aussah. Nur dass zwei Gestalten auf der Fahrbahn standen und etwas in den Händen hielten.
    »Fyrd!«, knurrte Pike.
    »Öl«, sagte Stort. »Sie schütten es auf die Straße … aber warum tun sie das?«

16
SEHR WURDIG
    D en Rest der Strecke wollten die Shores auf der Autobahn zurücklegen. Unablässig huschten Lichter von Autos vorüber, während Richard mit konstanter Geschwindigkeit durch die von Gischt durchwirbelte Nacht fuhr, und bald schliefen Jack und Katherine fest auf dem Rücksitz des Wagens.
    Einige Zeit später schaltete Clare den Verkehrsfunk an. Ungewöhnlich schwere Unwetter wüteten über ganz England, verursachten Chaos und Staus, und überall gab es Umleitungen, auch weiter südlich auf der Autobahn, auf der sie fuhren.
    »Wir können nur das Beste hoffen«, sagte Richard.
    Mittlerweile war es stockdunkel, sodass die Fahrt zur Strapaze wurde. Nach einer kurzen Rast an einer Tankstelle fragte Clare: »Soll ich mal fahren?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Die Kinder starrten aus dem Fenster auf die vorbeifahrenden Autos, die Lichter in der Dunkelheit, die Blitze und den Regen, bis ihnen wieder die Augen

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