Der Frühling kommt! Zwölf schwule Erotikgeschichten. (German Edition)
lösen wollte. Nein, sicherlich interessierte sich Helaku nicht für Jungs, und zuallerletzt für den unbedeutenden Sohn eines Verwaltungsbeamten in einer märkischen Kleinstadt. Da würde Robin auch sein gutes Aussehen nicht helfen.
Am nächsten Tag schlichen die Unterrichtsstunden zäh dahin wie Maiks Kaugummi. Dann endlich wieder der Deutschkurs! Robin ließ Helaku kaum aus den Augen. Das war ja alles, was ihm blieb. Helaku beteiligte sich bereits etwas am Unterricht. Er sprach zwar mit einem amerikanischen Akzent, aber ansonsten ein passables Deutsch.
Die Sportstunde war das einzige Highlight. Helaku zog sich aus! Jedenfalls teilweise. Robin sah seine traumhaften, schlanken Schenkel, die schönen, haarlosen Waden und die schmalen Füße. Als Helaku sein T-Shirt abstreifte, heftete sich Robins Blick auf die makellose Samthaut der Brust und die zarten, kaffeebraunen Nippel. Doch im nächsten Moment hatte Helaku schon sein Sportshirt an und trabte hinaus in den Hof.
Er lief schneller als alle anderen, und er konnte weiter und höher springen. Wie eine schlanke Gazelle setzte er über die Hochsprungschnur und jagte wie ein edles Rennpferd über die Aschenbahn. Nicht ein Tropfen Schweiß zeigte sich auf seiner Stirn. Herr Klumpe, der Sportlehrer, starrte Helaku an wie ein neues Weltwunder. Und Robin fühlte sich, als würde er immer tiefer in einen dunklen Keller sinken, aus dem er nie mehr herauskäme.
»Hi, Robin!«, rief jemand, als er nach Unterrichtsschluss als Letzter aus dem Portal schlich. Müde hob er den Blick.
Helaku stand da, umflossen vom Sonnenlicht, und lächelte ihm zu. Sonst war niemand mehr zu sehen, nicht einmal Maik.
»Hi, Helaku«, gab Robin heiser zurück. Das Blut rauschte ihm in den Ohren.
»Ich habe gehört, du bist gut in Deutsch«, sagte Helaku.
»Ja?«, fragte Robin nur. Es war ihm neu, dass er da gut sein sollte.
»Hast du Zeit, mir Nachhilfe zu geben?« Helaku sah ihn aus den dunklen Augen erwartungsvoll an.
»Ja, klar!«, krächzte Robin. Er konnte fast nicht sprechen vor Aufregung.
»Okay! Wollen wir uns nachher treffen? Um fünf?«
»Ja!« Robin fiel nichts Intelligentes ein.
»Es soll einen See geben hier, stimmt das? Wollen wir uns da treffen?«
»Ja!« Robin konnte nur noch flüstern.
Schon fuhr die Limousine vor, und Helaku verschwand hinter den getönten Scheiben. Robin stand da und konnte sein Glück nicht fassen. Nur nicht drüber nachdenken …
Die Nachmittagssonne spiegelte sich in vielen Tausend Lichtfünkchen auf der unruhigen Oberfläche des kleinen Sees. Es war Mai, aber viel zu kühl und windig zum Baden. Robin lehnte sein Rad an einen Baumstamm. Er ließ seine Blicke über die Wiesen und Wäldchen schweifen. Niemand war weit und breit zu sehen. Hatte Helaku ihn nur verarschen wollen? Er sah auf die Armbanduhr. Okay, er war zehn Minuten zu früh. Seine Kehle fühlte sich trocken an, sein Herz hämmerte. Zwischen seinen Schenkeln war schon längst wieder etwas gewachsen.
Eine Fahrradklingel läutete. Rasch sah Robin auf.
Helaku flog auf einem schwarzen Rad über den Feldweg, als sei er schwerelos. Er bremste, eine kleine Staubwolke stieg auf. Leichtfüßig sprang er vom Sattel und streckte Robin die schmale Hand hin. Während Robin diese warme, wundervolle Hand drückte, sah er aus dem Augenwinkel, dass Helaku ein Rad der Marke »Mustang« fuhr.
»Bin ich zu spät?«, fragte Helaku entwaffnend charmant.
»Nein!«, beeilte sich Robin zu versichern. »Ich bin eben erst angekommen.«
»Komm, wir gehen um den See«, schlug Helaku vor und ging schon los. Robin lief verwundert neben ihm her.
Auf der anderen Seite des Sees gab es ein Wäldchen, das Schutz vor dem kühlen Frühlingswind bot. Helaku setzte sich unter einer Buche auf ein weiches Moospolster, und Robin setzte sich neben ihn. Robin atmete tief ein, um den Duft von Helaku in sich aufzunehmen, den Duft nach Schönheit, Freiheit und Natur.
Die dunklen Augen sahen ihn prüfend an. »Maik«, sagte Helaku, »hat mir alles über dich erzählt.«
Robin erbleichte. Was um Himmels Willen hatte dieser Schwachmatiker bloß über ihn ausgeplaudert?
»Wir wohnen hier in einem Haus, das Maiks Vater gehört«, redete Helaku weiter. »Deshalb kannte ich Maik schon, und er hat mir von dir erzählt.«
»Was … was hat er denn erzählt?«, stotterte Robin. »Dass ich gut in Deutsch bin?«
»Ja. Und noch mehr.«
Helaku hob langsam seine braune, schmale Hand und strich Robin zärtlich über die
Weitere Kostenlose Bücher