Der Frühling kommt! Zwölf schwule Erotikgeschichten. (German Edition)
nicht so schlecht aus, wenn man blonde, jung gebliebene Enddreißiger mag. Außerdem hatte ich ja gerade frisch geduscht.
»Ich soll zum Meister Fritz Rendel kommen … der hat mich angerufen …«, stotterte ich verlegen. Eigentlich ärgerte ich mich über mich selber, weil ich mich von ihr ins Bockshorn jagen ließ.
Sie riss die Augen auf. »Aber doch nicht hier! Gehen Sie hinaus und rechts herum zur Toreinfahrt, dann über den Hof bis ganz nach hinten. Da ist die Werkstatt!«
Na, okay. Dass ich nicht zu den oberen Zehntausend gehöre, war mir nicht neu. Ich ging also zum Hof.
Aus der Werkstatt drang das Jaulen einer Kreissäge. Ich ging rein. Es roch nach frischem Holz, nach Leim und nach altem Staub, genau so, wie es sich für eine Schreinerwerkstatt gehört. Ich fühlte mich gleich wohl.
»Hallo?«, rief ich und spähte durch die tausend Latten und aufgetürmten Möbelgestelle, die überall in dem großen Raum rumstanden. Ich hörte ein Räuspern, dann ein Niesen und Schnaufen, und dann walzte ein Kerl, kaum älter als ich, auf mich zu, ein Muskelpaket, dem schon das Shirt über der Brust zerrissen war vor lauter Kraft. Junge, das fing gut an!
»Hallo!«, prustete er und wischte sich dabei die Holzspäne aus den dunklen Haaren. Seine großen, braunen Augen zwinkerten, aber leider nicht meinetwegen, sondern wegen des Sägemehls an den Wimpern. »Bist du der Helge, mit dem ich eben telefoniert hab?«
»Haargenau! Danke, dass Sie mich angerufen haben, Meister Rendel!«
Er grinste breit und musterte mich von oben bis unten. »Schon okay! Mein Geselle ist krank geworden. Hat sich 'n Finger abgesägt! – Mach hier erst mal 'n paar Tage Probebetrieb. Wenn du gut bist, kannst du ganz bleiben, wir schaffen 's zu zweit eh nicht mehr. Kannst Fritz zu mir sagen!«
Finger abgesägt? Hoffentlich nicht noch was anderes! Ein Schaudern lief mir über den Rücken. Ist eben doch manchmal gefährlich, unser Beruf!
»Wir bauen hier die Gestelle«, erklärte Rendel weiter. »Drüben, in der anderen Halle, werden die Lederbezüge genäht und aufgepolstert. Ich sag dir gleich, Fehler dürfen nicht vorkommen, die werden teuer!« Er wies mit dem Daumen auf eine todschicke, dunkelrote Ledercouch, die eingestaubt zwischen dem ganzen Werkstattgerümpel in einer verschwiegenen Ecke stand. Sie wirkte wie eine verzauberte Prinzessin, die keiner mehr erlösen will.
»Und was ist damit?«, fragte ich blöd.
Er zeigte mir an der Seite einen langen Riss im Leder. »Da hat einer Mist gebaut. Das Gestell ist zu lang, der Bezug hat nicht gepasst und ist gerissen. Der Chef war stinkig wütend.«
Ich schluckte. Eine ganz schöne Verantwortung! Aber was soll 's, ich wollte mich durchbeißen.
Rendel erklärte mir alles genau. Dann ließ er mich an der elektrischen Hobelbank alleine. Ich begann also, die Latten schön glatt zu hobeln. Ohrenbetäubend, dieser Lärm! Ich gab mir große Mühe, alles richtig zu machen. Plötzlich spürte ich hinter mir irgendwie Wärme, aber ich konnte mich nicht umdrehen, weil ich ja auf das scharfe Hobelmesser achten musste. Ich wollte mir jedenfalls nichts abschneiden!
Kurz darauf war mir, als ob ich einen warmen Atem im Nacken spürte. Ich nahm das Holz hoch und drehte mich langsam um. Rendel stand hinter mir! Offenbar kontrollierte er meine Arbeit. Na ja, das war sein gutes Recht.
»Arbeitest ja ganz ordentlich!«, knurrte er und nahm prüfend meine Latte in die Hand. Ich meine, die Latte, die ich eben bearbeitet hatte. Rendel strahlte Hitze aus wie ein Ofen. Er war etwas größer als ich und hatte mindestens doppelt so kräftige Muskeln. Die Brust unter dem zerrissenen Shirt war dunkel behaart, nicht wie ein Urwald, aber gerade richtig, um mit den Fingern drin zu wühlen. Ich verschluckte rasch einen Seufzer. So ein Kerl war mir bisher nur im Traum erschienen! Und das war ein Albtraum gewesen, denn der hatte mich nicht gewollt, und ich war total steif und geil aufgewacht.
Ich hätte was drum gegeben, sein Paket richtig sehen zu können. Leider hatte Fritz Rendel eine sehr weite Hose an, richtige Schlabberarbeitshosen. Trotzdem war es irgendwie dick zwischen seinen Schenkeln. Also, wenn er schon so weite Hosen anhatte, und dann sah man immer noch was, dann müsste er doch …
»Aber nu mal weiter! Nicht rumstehen!«, bellte er mich an. Ich zuckte zusammen und drehte mich wieder zur Hobelmaschine.
Eine Stunde später war das Holz für die neuen Gestelle fertig. Ich verzapfte die Teile und baute nach
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