Der Frühling kommt! Zwölf schwule Erotikgeschichten. (German Edition)
Computerbildschirme mit den Kundendaten starren. Und die geschäftige Atmosphäre eines Großraumbüros war auch nicht besonders förderlich für zärtliche Kontakte. Dachte Sascha. Bis ihm eine Idee kam.
Jeder Mitarbeiter besaß einen PIN-Code, also eine eigene, interne Telefonnummer. Der Angehimmelte hatte einen Zettel mit der Zahl nachlässig auf seinem Platz liegen lassen, und Sascha konnte sie, als er von der Pause kam, im Vorbeigehen lesen.
Fieberhaft überlegte Sascha – zwischen den Kundengesprächen – was er sagen sollte. Immerhin war es sein erster Versuch, sich mit einem Jungen zu treffen, obwohl er schon neunzehn war. In der Schule hatte er zu viel Angst gehabt vor dem beißenden Spott der Klassenkameraden, und hier in seiner Ausbildungsfirma hatte sich bisher nichts ergeben. Eigentlich hatte er immer noch Angst …
Endlich wagte er es. Seine Finger flogen ein bisschen, als er die Nummer eintippte.
Eine tiefe, wohltönende Stimme meldete sich, die Sascha total irritierte. Er verstand überhaupt nicht den Namen des anderen. Nervös atmete er durch und legte los: »Hallo, ich bin's, Sascha, auf Platz 13. Hast du vielleicht Lust, mal was mit mir zusammen zu unternehmen?« Er zitterte jetzt am ganzen Leib.
Wie ein unsichtbares Fragezeichen gab es ein kurzes Schweigen am anderen Ende der Leitung. »Jaa … warum nicht?«, antwortete endlich die klangvolle Stimme. »Ich melde mich bei dir.«
»Okay!«, krächzte Sascha aufgeregt. »Ich geb dir meine Handy-Nummer.« Er nannte sie, bekam sie in seiner Erregung gerade noch auswendig zusammen. Bunte Kringel tanzten vor seinen Augen, als er die Ende-Taste drückte. Zwischen seinen Schenkeln wurde es heiß. Er wagte nicht, zu seiner »Eroberung« hinzuschauen. Himmel, er wusste noch nicht mal, wie der andere hieß! Was sollte er vorschlagen, wohin sie gehen sollten? Oder könnte Sascha ihn in seine winzige Wohnung einladen? Zu überdeutlich! Mit ihm … allein … in seiner Wohnung … Sascha spürte, wie allein der Gedanke seinen Schwanz immer härter werden ließ. Und heute hatte er seine enge 501er-Jeans an!
Da stieß ihn das nächste Kundengespräch zurück in die Wirklichkeit.. Sascha bemühte sich verzweifelt um Konzentration, doch alles um ihn her vernebelte sich irgendwie.
Plötzlich sprang ein neues Fenster auf seinem Bildschirm auf. »Callcenter-Agent 13 bitte zum Chef«, stand da. Sascha las es wie vom Donner gerührt. Hatte der Boss sein privates Telefonat mitbekommen? Oder war es wegen einer anderen Sache? Arbeitete er nicht gut genug? Vielleicht würde er entlassen werden!
Sascha war auf das Schlimmste gefasst. Und vollends niedergeschmettert fühlte er sich, weil sein Auserwählter gerade zur Pause ging, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, und heftig mit einer blonden, langhaarigen Kollegin flirtete!
In Friedhofsstimmung und mit butterweichen Knien schlich Sascha durch die zweifachen Glastüren zum Direktionstrakt. Die Assistentin war gerade nicht im Vorzimmer. Sascha hatte den hohen Herrn überhaupt erst einmal zu sehen bekommen, und auch nur von ferne. Mutlos klopfte er an die Tür des Chefs.
»Ja!«, rief eine dunkle, angenehme Stimme.
Sascha wurde es immer heißer. Vor lauter Wut und Aufregung hätte sein Teil in den knappen Jeans eigentlich klein zusammenschrumpfen müssen, aber merkwürdigerweise blieb es dick und saftig und nervte ihn zusätzlich mit einem quälenden Druckgefühl. Sascha öffnete die Tür.
Direktor Marner saß an seinem ausladenden Schreibtisch wie ein Halbgott. So empfand es Sascha jedenfalls. Groß, breitschultrig, noch relativ jung, gekleidet in einen feinen Maßanzug mit seidener Krawatte. Sein braunes Haar trug er für einen Manager eine Idee zu lang, aber das stand ihm gut. Das Gesicht wirkte leicht kantig, nicht unattraktiv, und seine braunen Augen strahlten eigentlich freundlich. Wenn Sascha nur ein kleines bisschen entspannter gewesen wäre, hätte er seinen Chef als Klasse-Mann eingestuft.
»Herr Sascha Pohl?« Marner las den Namen nicht von irgendeinem Zettel ab, sondern wusste ihn auswendig. Welches Vergehen hatte sich Sascha bloß zu Schulden kommen lassen, dass der höchste Chef ihn, den unbedeutenden Praktikanten, schon kannte?
»Jawohl, Herr Direktor!«, antwortete Sascha leise. Der Gedanke schoss ihm durch den Kopf, dass sich anscheinend seit dem Mittelalter nichts verändert hatte im Verhältnis Vorgesetzter – Untergebener. Wenn ich mal Chef werde, will ich anders sein!, dachte Sascha
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