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Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)

Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)

Titel: Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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frustriert. Jetzt bist du wütend, stimmt’s, Benjamin?«
    »Nein, nicht wirklich.« Ich strecke meine Arme noch einmal, so als müsste ich gleich gähnen. Aber diesmal sehe ich ihn an. »Es geht nicht um dich, Nico. Es geht um sie.«
    Nico neigt den Kopf ein wenig und blickt über meine Schulter hinweg durch die kugelsichere Scheibe neben dem Scanner und durch die Scheibe, durch die man die Vorderseite des Gebäudes sieht. Die Frau mit kurzem blonden Haar bemerkt endlich mein Signal und tritt hinter einem der großen Pfeiler des Gebäudes hervor.
    Nico glaubt, dass wir dasselbe Spiel spielen wie letztes Mal. Aber diesmal liegt er vollkommen daneben.
    Ich wusste vom ersten Moment an, dass Nico mir nicht helfen würde. Aber, wie Marshall sagte, wenn man jemanden brechen will, muss man seinen Schwachpunkt herausfinden. Und das war in Nicos Fall schon immer …
    »Clementine«, flüstert er und beobachtet, wie die blonde Frau auf dem Fußweg geht, der um die Seite des Gebäudes herumführt.
    »Ich nehme an, du möchtest gerne mit deiner Tochter sprechen?«, frage ich ihn.
    Nico steht auf und umklammert sein Buch. Ich muss ihm zugutehalten, dass er absolut ruhig bleibt, als er zu dem kugelsicheren Glas geht. Die Leute vergessen häufig, dass dies kein Gefängnis ist, sondern ein Krankenhaus. Und Nico hat immer noch einige grundlegende Privilegien. »Wir möchten gerne draußen spazieren gehen«, sagt er zu dem Wachmann.
    »Brauchst du dafür keinen Mantel?«, entgegnet der.
    »Mir wird nicht kalt.«
    Der Mann verdreht die Augen. Nico nervt einfach immer.
    Er tippt etwas in das System, drückt einen Knopf, und die kugelsicheren Glastüren gleiten auf. Ich hole mein Telefon aus dem Schrank und führe Nico hinaus. Zu seiner Tochter.

72. KAPITEL
    »Wo ist sie?«, will Nico wissen.
    Ich antworte nicht. Wir haben das Gebäude auf dem Fußweg, der mit Bänken gesäumt ist, halb umrundet. Er führt in einen schneebedeckten Garten. Als wir das Foyer verlassen haben, hat uns der Wachmann am Scanner beobachtet, aber hier draußen sind wir wirklich ungestört, abgesehen von einem Wachmann, der weit weg am Metallzaun patrouilliert. Ein paar andere Patienten machen einen Morgenspaziergang. Nico nimmt sie gar nicht zur Kenntnis.
    »Sag mir, wo sie ist«, wiederholt er. Er hat seine Schultern hochgezogen. Ohne Jacke ist es ihm eindeutig zu kalt. Aber das ist nicht der Grund für sein Unbehagen.
    Als ich das letzte Mal hier war und Nico angefangen hat, über sie zu reden, war er in Tränen aufgelöst.
    »Ich muss mit ihr sprechen!«, faucht er mich an, wirbelt herum und drückt sein ledergebundenes Buch an seine Brust.
    Ich zucke nicht zusammen. Wir wissen beide, wer hier die Kontrolle hat.
    »Sie möchte auch mit dir sprechen«, beruhige ich ihn, während er  den Garten, den Weg und jede Bank in der Nähe mustert. Niemand zu sehen. Er sucht im Schnee nach Fußabdrücken. Es gibt keine. Das gefällt ihm gar nicht. Ob es ihm passt oder nicht, er braucht mich.
    »Nico, wenn du sie sehen willst, musst du mir sagen, was du weißt.«
    »Über deinen Vater? Ich kannte deinen Vater nicht.«
    »Und was ist mit Marshall?«
    Gut fünfzig Meter vor uns endet der Pfad an einer leeren Bank unter einer recht kränklich aussehenden Platane, die von ein paar Pfählen gestützt wird. Wie schon zuvor sucht Nico den Schnee nachFußabdrücken ab. Es ist völlig unmöglich, dass jemand so weit sehen kann.
    Er kneift die Augen zusammen und umklammert das Buch noch fester. »Ich kann dich sehen, Clementine«, flüstert er.
    »Nico, warte …!«
    Er ist schon unterwegs.
    »Clemmi!«, rufe ich.
    Sie steckt den Kopf hinter dem Baum hervor, sehr wohl wissend, dass er kommt.
    Nico denkt gar nicht daran zu laufen. Er behält den Wachmann am Zaun im Auge, der fast ein ganzes Fußballfeld entfernt ist. Ich renne hinter Nico her.
    Clementine tritt hinter der Platane hervor und wartet auf ihn. Als Nico sie aus der Nähe sieht, bleibt er wie angewurzelt stehen. Er öffnet den Mund, und das Buch fällt ihm aus der Hand in den Schnee.
    »Warum trägst du eine Perücke?«, fragt er sie.
    »Sie will nicht, dass jemand sie erkennt«, erkläre ich ihm. Ich hebe das Buch auf und reiche es ihm.
    Nico nimmt es nicht. Er sieht mich nicht einmal an, registriert meine Gegenwart gar nicht.
    »Stimmt das?« Er starrt immer noch Clementine an. »Oder lügt Benjamin?«
    »Es stimmt. Wirklich«, behauptet Clementine. Ihre Stimme klingt überraschend weich und beruhigend, so als

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