Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
werden wird.«
»Das stimmt nicht.«
»Es ist die Wahrheit. Und wissen Sie, was diese ganze Sache noch untermauern wird? Wenn die Leute die Filme von den Sicherheitskameras finden, auf denen man sieht, wie Sie gestern in dem Restaurant in Georgetown herumgeschnüffelt haben. Sie wissen ja, dass dieseFilme existieren. Ich habe Totte gesagt, er sollte Sie nicht auch nur in die Nähe von Marshall lassen, aber das konnten Sie nicht begreifen, habe ich recht? Indem Sie Marshall bis ins Café Milano verfolgten, haben Sie genau das getan, was er wollte. Er hat Sie vor die Kameralinse geholt, und zwar direkt an einem möglichen Tatort, und das an dem Tag, bevor der Präsident dort auftauchen sollte. Und aus demselben Grund hat er Sie in diese Wohnung gelassen und dafür gesorgt, dass Ihre Fingerabdrücke überall auf der Abraham-Lincoln-Maske sind, die Sie so passenderweise ›gefunden‹ haben. Wissen Sie, wie man das vor Gericht nennt, wenn man das alles zusammennimmt, das Video, die Fingerabdrücke, die Lincoln-Maske und diesen Telefonanruf, den Sie tätigen wollen? Beweisstück A, Beweisstück B, Beweisstück C, Beweisstück D.«
Ich will etwas dazu sagen, aber wir wissen beide, dass sie recht hat.
»Totte sagte, Sie wären ein kluger Mensch und ein guter dazu, Beecher. Ich muss davon ausgehen, dass er sich nicht geirrt hat. Aber Sie haben nicht gesehen, was Marshall von dem Moment an, wo das hier begonnen hat, um Sie herum gewoben hat: ein Spinnennetz. Sei es wegen Ihres schlechten Gewissens, oder weil Sie bereuen, was mit ihm passiert ist, als sie beide klein waren. Und je mehr Sie an den Fäden dieses Spinnennetzes ziehen, desto mehr wird es Sie strangulieren.«
»Das ist alles? Ich fliehe in das sichere Haus, und wir geben einfach auf ?«
»Manchmal ist es im Leben so wie mit der Sauerstoffmaske im Flugzeug. Sie müssen zuerst selbst die Maske anlegen und sich retten, bevor Sie anderen helfen können.«
»Und was ist mit Ihnen? Sie sind der Computerfreak. Können Sie nichts machen? Sich in irgendetwas einhacken? Den Secret Service anonym alarmieren?«
»Wer, glauben Sie, hat ihm die Berichte von den letzten Mordanschlägen geschickt? Ich habe ihnen Marshalls Namen und sein Foto zugespielt. Wir machen unseren Job, Beecher. Jetzt wird es Zeit, die Leute vom Secret Service ihren Job machen zu lassen.«
Ich muss wieder an das denken, was Nico im St. Elizabeths zu mirgesagt hat: dass ich der Knappe sei. Dass ich, wenn es darauf ankommt, nicht wirklich ein Interesse daran habe, den Präsidenten zu retten. Aber ich erinnere mich auch, was ich zu Totte gesagt habe. Wir müssen die Guten sein. Immer.
»Wir müssen mehr tun als das«, erkläre ich und greife nach meinem Wintermantel.
»Beecher …«
»Ich meine es ernst, Grace. Sie benehmen sich, als wären uns die Hände gebunden. Wir müssen es ihnen selbst sagen.«
»Und wie wollen Sie das tun, Beecher? Glauben Sie tatsächlich, Sie könnten einfach nach Camp David fahren?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe noch nicht …« Ich unterbreche mich und denke an das, was Marshall vor all den Jahren in jenem Keller passiert ist. Man bezahlt einen hohen Preis, wenn man nichts tut. Und ich werde diesen Preis nicht noch einmal bezahlen. »Ich weiß nur Folgendes: Es ist vollkommen sinnlos, hier herumzusitzen und nichts zu unternehmen, wenn wir ganz genau wissen, wo und wann er abdrücken wird.« Ich reiße die Spielkarte aus der Plastikdose mit dem Urin und spüle sie kurz ab. Die Worte Camp David verblassen allmählich, aber noch kann man sie lesen. »Sie haben die Geschichte gehört, die Totte erzählt hat, wie Marshall in den Armeestützpunkt eingebrochen ist. Der Service hat keine Chance gegen ihn. Nicht, wenn sie nicht wissen, mit wem sie es zu tun haben.«
»Dann möchte ich Ihnen Folgendes mitteilen: Wenn Sie sich dem Präsidenten, dem Weißen Haus oder Camp David auch nur nähern, werden sie alle Waffen ziehen, die sie haben, und auf Ihren Kopf richten.«
»Das ist in Ordnung, denn wissen Sie, was dann außerdem passiert? Sie werden sich den Präsidenten schnappen, ihn in einen sicheren Raum bringen, und dann ist er endlich in Sicherheit. Denken Sie darüber nach, Grace. Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten und von Lee Harvey Oswald wüssten, wären Sie damit zufrieden, dem Secret Service ein Telegramm zu schicken? Oder würden Sie zum Book Depository fahren und alles in Ihrer Macht Stehende unternehmen, um dieses Attentat zu verhindern?«
Ich klappe
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