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Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)

Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)

Titel: Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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vier Minuten, bevor Fremde begriffen, was vor sich ging. Und selbst dann glaubten sie es zunächst nicht. Mit der Baseballcap und der Menge von Kindern um ihn herum würde es vielleicht sogar noch länger dauern. Niemand würdigte Kinder auf einem Schulausflug eines zweiten Blickes.
    In diesem spannungsgeladenen Augenblick, nachdem der Aufzug zum Stehen gekommen war, aber die Türen sich noch nicht geöffnet hatten, setzte Wallace sein Lächeln auf. Er hörte die Menge vor den Türen, ihre Stimmen, die durch die große Kalksteinkammer hallten.
    »Dad, versprich es mir, was Emilys Vater angeht.« Nessie zupfte an seinem Arm.
    Er senkte den Blick und warf ihr einen scherzhaften Blick zu, einen von der Sorte, die sie so gut kannte. Er musste es nicht sagen. Er würde niemals etwas tun, auch nicht wegen seines Amtes, was seiner Tochter Schmerz bereiten könnte. Mit einem metallischen Geräusch öffneten sich die Aufzugstüren. Der Präsident zog die Cap tiefer ins Gesicht und legte erneut seine Hände auf die Schultern seiner Tochter. Er schob sie hinter A. J. Dann traten sie hinaus. Der kühle Wind strich angenehm über ihre Gesichter, als sie an den wenigen Leuten vorbeigingen, die darauf warteten, den Aufzug zu betreten. Keinem von ihnen fiel auf, dass der Mann mit der tief ins Gesicht gezogenen Baseballcap der Präsident der Vereinigten Staaten war.
    Auf der anderen Seite der Kammer saß ein Undercover-Agent des Secret Service auf einer der Marmorbänke und tat, als würde er eine Zeitung lesen. Ein weiterer stand in einer Ecke und ein dritter auf der rechten Seite der Statue. Beide hatten Tennistaschen übergehängt. Links von der Statue, aber mindestens drei Meter davon entfernt, zappelte eine Gruppe von Zehn- und Elfjährigen aufgeregt hin und her. Sie warteten genau an der Stelle, die man ihnen gezeigt hatte. Wie auf ein Stichwort drehten sich ein paar Kinder herum. Eines von ihnen, eine Freundin von Nessie, streckte die Hand aus, als es merkte, wer dakam. »Nessie!«, schrie ein anderes Mädchen, und Nessies Lächeln wurde noch strahlender. Sie riefen ihren Namen. Nicht den ihres Dads. Dann drehten sich die anderen Kinder um, eins nach dem anderen, sahen zu ihr hin und begannen gleichfalls zu lächeln.
    Aber als Wallace durch die Kammer ging, blickte er nicht auf die Kinder. Oder auf die Undercover-Agenten. Oder auf einen der vielen Touristen, die Fotos machten. Nein, in diesem Moment, während zwei Agenten vor ihm hergingen und der militärische Adjutant hinter ihm, legte der Präsident den Kopf in den Nacken und hatte nur Augen für die gewaltige, einhundertfünfundsiebzig Tonnen schwere Abraham-Lincoln-Statue aus weißem Marmor, die die Armlehnen ihres Stuhls umklammert hielt.
    Er bemerkte den bärtigen alten Mann mit der karierten Ballonmütze nicht, der neben der Aufzugstür stand.
    Als Wallace an ihm vorbeiging, beugte sich der Mann kurz vor, als hätte er geniest. Dann richtete er sich wieder auf. Was Wallace und seine Agenten übersahen, war, dass er eine Maske trug.
    »Dad, sieh mal«, meinte Nessie und deutete über ihre Schulter zurück. »Dieser Mann da, er ist verkleidet wie Abraham …«
    Präsident Orson Wallace drehte sich um. Ebenso der Adjutant.
    Keiner von ihnen war schnell genug.
    Der Ritter griff in seine Tasche.
    Es gab ein ploppendes Geräusch. Wie von einem Schuss mit einem Schalldämpfer.
    Dann spritzte Blut.
    Und dann ertrank alles in Geschrei.

107. KAPITEL

    Achtzehn Jahre früher
Sagamore, Wisconsin
    Marshall wäre besser nie um die Ecke gebogen.
    Er wusste es. Er wusste es von dem Moment an, als er die Geräusche aus dem Wohnzimmer hörte. Er wusste es, als er die Küche verließ. Als er auf Zehenspitzen über den Flur ging, an dessen Wänden Urlaubsfotos vom Pastor und seiner Frau hingen, spürte er, wie das Universum ihn zurückstieß, ihn warnte.
    Das Problem war nur, dass er diese Stimme kannte.
    Jedes Kind kennt die Stimme seiner Mutter. Es kennt sogar das Geräusch, das Marshalls Mutter gerade machte. Ein unartikuliertes Stöhnen, das klang, als würde sie im Schlaf murmeln oder sich vor Schmerzen winden.
    Viele Stunden später, wenn sich der Klatsch erst einmal wie ein Lauffeuer durch die ganze Stadt verbreitet hatte, würden alle sagen, Marshall hätte es gewusst. Er wäre dorthin gegangen, weil er wütend war und einen Verdacht hegte, was seine Mutter und Pastor Riis anging. Aber als der pummelige Zwölfjährige nun das Ende des Flurs erreicht hatte und in das von dem

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