Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
prallte, zerbarst seine Gipsmaske. Etliche Stücke flogen durch die Luft, während sich die andere Hälfte in das Gesicht des Ritters grub. Sie zerfetzte den falschen Bart, durchbohrte die Haut und enthüllte einen Mann mit einem Grübchen am Kinn und einer Boxernase.
Marshall lag neben ihm auf dem Boden. Er erkannte den Ritter sofort, von dem Mordversuch in der Foundry Church her. Es war der Pastor. Es war derselbe Pastor, auf den geschossen worden war, der auf dem Teppich gelandet war und der überlebt hatte. Der Pastor, der das Weihnachtsfoto mit dem Rabbi und dem Imam aufgenommen hatte und der auch in der Krankenhauskapelle gewesen war, als sowohl auf die Pastorin als auch auf Totte geschossen worden war.
»Ich habe nichts getan!«, kreischte Pastor Frick, als sie seine Taschen durchsuchten. »Er hat auf mich geschossen!«
»Messer!«, schrie ein Secret-Service-Agent aus dem Menschenhaufen, der auf Pastor Frick lag. Aus der Tasche des Geistlichen zog er das Jagdmesser mit dem Griff aus knotigem Buchenholz.
»Los, los, Bewegung!«, schrie ein Agent auf der anderen Seite der Kammer.
Mehrere Agenten bildeten eine menschliche Mauer um den Präsidenten, packten ihn an den Ellbogen und hoben ihn vom Bodenhoch, während sie ihn in den vorher ausgewählten sicheren Raum schafften. Am hinteren Ende der Statuenkammer war eine Tür, die zum Pausenraum der Park-Polizei führte. A. J. folgte ihnen und riss dabei Wallaces Tochter vom Boden hoch in seine Arme.
»Dein Dad ist in Sicherheit. Es geht ihm gut«, flüsterte A. J. Nessie zu, während er der Gruppe in den sicheren Raum folgte. Das Mädchen schmiegte sich schluchzend an seine Brust.
Pastor Frick lag immer noch mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden und stieß ein unartikuliertes Heulen aus, als die Secret-Service-Agenten ihre Knie in seinen Rücken und auf die Wunde pressten und ihm die Hände auf den Rücken fesselten. Es kümmerte sie nicht, dass er angeschossen war und dass er seine Beine nicht mehr spürte. Ebenso wenig interessierte sie, dass er sich, im Gegensatz zu der Wunde, die er sich in seinem Büro so sorgfältig selbst beigebracht hatte, von dieser Verletzung nicht mehr erholen würde. Marshall hatte auf lebenswichtige Organe gezielt.
Marshall, der neben ihm lag, ebenfalls unter mehreren Agenten begraben, hatte man auch die Hände auf den Rücken gefesselt. Er wehrte sich nicht und sagte kein Wort. Er hatte das Kinn auf den Boden gedrückt und starrte Pastor Frick einfach nur an. In seinen goldbraunen Augen brannte die Frage, die er dem Geistlichen gestellt hatte. Warum haben Sie Pastor Riis getötet?
Frick lag immer noch auf dem Boden, die blutige Wange gegen die Scherben seiner Maske gepresst, und konnte kaum etwas sehen. Die Welt verschwamm, sein Blickfeld rötete sich, und den Rand säumte ein schwarzer Kreis, der sich immer mehr zusammenzog. Frick versuchte, zu antworten. Er sah Marshall an. Nico hat es mir befohlen.
Nico hat es mir befohlen! , wiederholte er.
Aber alles, was aus seinem Mund kam, war ein nasses Gurgeln. Es kam aus Fricks Brust, stieg seine Kehle hoch und erzeugte ein feuchtes Rasseln.
Als der rote Punkt immer kleiner wurde und die Schwärze sich immer weiter ausdehnte, drehten sich Pastor Fricks letzte Gedanken um die einfache Tatsache, dass er die ganze Zeit alles falsch verstanden hatte.
Vor Jahren schon hatte Frick die Gerüchte über die Ritter und John Wilkes Booth gehört. Aber erst vor vier Monaten, als die Kirche Hilfspastor Frick hierhin versetzte, direkt in die Kirche von Abraham Lincoln, begann er, Gottes Botschaft zu verstehen. Das musste doch Bestimmung sein.
Und dann hatte er den Anruf bekommen, dass Präsident Wallace zu Besuch kommen würde. Frick hatte gewusst, dass der Präsident kein besonders überzeugter Kirchgänger war. Wallace nahm Ostern an Gottesdiensten teil, an Feiertagen ebenfalls, aber nur, wenn eine Kamera dabei war. Aber jetzt, wo der Präsident zu ihm kam, bot sich ihm die Chance. Jedes Lebewesen existiert aus einem bestimmten Grund. Und dies hier war Fricks Chance, Millionen von Menschen den Glauben zu bringen.
Doch was tat Wallace an Weihnachten? Er benutzte Fricks Kirche und den Pastor selbst, um einen Rabbi und einen Imam anzuschleppen und sie dann alle drei wie billige, austauschbare Spielzeuge zu präsentieren, so als könnte man sie alle über einen Kamm scheren. Für Millionen Zuschauer und für Frick selbst war das Blasphemie.
Zu dieser Zeit verstand Frick den wahren Grund,
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