Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
Ich habe Marsh seit über zehn Jahren nicht mehr gesehen. Ich habe keine Ahnung, ob er für Clementine arbeitet oder den Präsidenten oder ob er überhaupt derjenige ist, der John Wilkes Booth nachahmt. Aber wir haben hier einen Toten, und da man in Marshalls Tasche meinen Namen gefunden hat, stecke ich in der Sache mit drin.
»Ich weiß, dass es noch etwas gibt, das du uns über diesen Kerl nicht erzählt hast, Beecher. Und ich weiß auch sehr zu schätzen, dass du so engagiert bist. Aber wenn Marshall unser Mörder ist, ist er gefährlich.Du kannst nicht einfach hingehen und an seine Haustür klopfen.«
Dem kann ich nur zustimmen. »Wer sagt denn, dass wir anklopfen?«
TEIL II
DAS ZWEITE
ATTENTAT
»Ich danke Ihnen, Doktor, aber ich bin ein toter Mann.«
– Präsident James Garfield, der auf dem Boden des Bahnhofs behandelt wurde, wo ihm der Attentäter Charles Guiteau in den Rücken geschossen hatte.
Er war der zweite Präsident, der im Amt ermordet wurde.
10. KAPITEL
2. Juli, 1881
Washington D. C.
Präsident Garfield hatte eine Fahrkarte für den Zug um 9:30 Uhr. Wie die meisten Präsidenten war er seinem Terminplan voraus. Es war heiß in Washington, wo jeder Sommer jeweils auf seine spezielle Art unerträglich war. Und außerdem war Garfield erschöpft. Obwohl er erst vier Monate im Amt war, wusste er schon, wie schwer das Leben als Präsident war.
Und jetzt machte er eine Zugfahrt. Sein erster Halt sollte seine Alma Mater sein, das Williams-College, wo er an der Feier anlässlich der Verleihung der akademischen Grade teilnehmen würde. Dann wollte er weiter ins nördliche New England reisen, um seinen wohlverdienten Urlaub anzutreten.
Er sollte den Bahnhof niemals verlassen.
Um 9:20 Uhr hielt seine Kutsche vor dem Baltimore & Potomac Railroad Depot, an der heutigen Ecke Constitution und 6 th Street im Zentrum von D. C. Hinter ihm fuhren in einer zweiten Kutsche seine Söhne Harry und Jim.
Garfield wusste, dass er noch ein paar Minuten Zeit hatte. Daher beschloss er, in der Kutsche zu bleiben, um sich mit seinem Freund und Staatssekretär James Blaine zu unterhalten. Während der Wahlen im Jahre 1880 waren sowohl Blaine als auch Garfield von den Republikanern nominiert worden, aber schließlich war Garfield als echter Kompromisskandidat ausgewählt worden. Denn er hatte es verstanden, die verschiedenen Flügel der Partei hinter sich zu vereinen.
Als die beiden in der Kutsche saßen, war Blaine ganz ruhig und spielte mit seinem Gehstock. Damals trug der Secret Service noch nicht die Verantwortung für den Schutz des Präsidenten. Schließlich stieg der Präsident in Zylinder und grauem Reiseanzug aus der Kutscheund begab sich mit seinem Freund und der Familie in den Bahnhof.
Unter den Mitgliedern des Kabinetts, die ihn in den Urlaub verabschieden wollten, befand sich auch Robert Todd Lincoln, der älteste Sohn des ersten ermordeten Präsidenten.
Präsident James Garfield betrat gelassen den nahezu leeren Bahnhof, da bis zum Eintreffen des Zuges ja noch ein paar Minuten Zeit waren. Er war entspannt. Und er hatte keine Ahnung, dass ein schlanker, nur ein Meter fünfundsechzig großer Mann namens Charles Guiteau eine Stunde vor ihm im Bahnhof eingetroffen war und sich im Waschraum versteckt hielt.
Anders als John Wilkes Booth war Guiteau kein Schauspieler, und er hatte auch keine letzten, geschichtsträchtigen Worte vorbereitet.
Guiteau rührte sich nicht, während der hundert Kilo schwere Oberkommandierende durch den Bahnhof marschierte, sondern wartete darauf, dass der Präsident an ihm vorbeiging. Dann näherte er sich ihm von hinten, ohne ein Wort zu sagen, zog die kleine, kurzläufige British-Bulldog-Pistole heraus, die er einen Monat zuvor gekauft hatte, und schoss dem Präsidenten in den Rücken.
Der erste Schuss schien Garfield verfehlt zu haben, also trat Guiteau dichter an ihn heran und schoss erneut.
Dieser Schuss traf Präsident Garfield unmittelbar oberhalb der Taille. Der Präsident sank zu Boden und lag da, mit zerquetschtem Zylinder und blutverschmiertem Reiseanzug.
Immer noch stumm, steckte der Attentäter Guiteau die Pistole in die Tasche und ging ruhig zum Ausgang. Draußen hatte ein Polizist die beiden Schüsse gehört. Er rannte zum Bahnhof, um nachzusehen, was passiert war, und riss die Tür in dem Moment auf, als Guiteau herauskam. Sie prallten gegeneinander. Der Beamte hielt den Mann fest, der sehr nervös war.
»Ich muss einen Brief an General Sherman
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