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Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)

Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)

Titel: Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Gießerei, ein Stück weiter in der 16 th Street, eine Meile vom Weißen Haus entfernt, in der Lincoln ganz offiziell Kirchendirektor wurde.
    Das gefiel dem Ritter. Gottes Botschaft konnte nicht klarer sein.
    Er stieg die Betonstufen hinauf und streckte die Hand aus nach dem Griff der Eingangstür. Aber als er sie aufzog, zuckte ein schmerzhafter Stich durch seine rechte Schulter, die nach der neuesten Tätowierung noch ziemlich schmerzempfindlich war. Anders als das kleine Pik und die Initialen JWB für John Wilkes Booth, die sich auf den Häutchen zwischen seinen Fingern befanden, war die Tätowierung auf seiner Schulter, die der zweite Ritter, Charles Guiteau, getragen hatte, weit komplexer: das Schild und der Vogel aus der Fabel … und natürlich die rote Raute. Es hatte viele Stunden und über dreißig Nadeln bedurft, um die Tätowierung hinzubekommen.
    Aber so stand es geschrieben. Und so musste es sein.
    In der Kirche stieg er eine weitere kurze Treppe hinauf und bog dann nach links ab. Er betrachtete die leeren Tische und Verschläge in dem kleinen Kirchenbüro, die hinter einer langen Glaswand standen. Der Küster war immer noch auf der rechten Seite des Gebäudes und öffnete gerade die Kapelle.
    Der Ritter kannte diese Kirche noch besser als St. John’s. Und diesmal brauchte er sich nicht auf einen einzigen Schuss zu beschränken. Er spürte den British-Bulldog-Revolver in seiner rechten Tasche. Er hatte einen Griff mit Elfenbeinschalen und fünf Kugeln in der Kammer.
    Als Guiteau 1881 die Waffe kaufte, hatte der Besitzer des Ladens ihm gesagt, er könnte Geld sparen, wenn er denselben Revolver ohne den weißen Elfenbeingriff erstand. Aber Guiteau wollte nichts davon hören. Er wusste, dass man diese Waffe herumzeigen würde, sobald die Tat vollbracht war. Also musste es der elegante Elfenbeingriff sein.
    Und auch danach überließ Guiteau nichts dem Zufall. Er verbrachte fast einen ganzen Monat damit, Präsident Garfield zu folgen und seinen Terminplan herauszufinden. Er folgte ihm sogar in die Kirche und spähte durch das Fenster, um festzustellen, ob er ihn in seiner Bank erschießen könnte.
    Nicht anders war es heute für den Ritter. In weniger als einer Stunde würde wieder Geschichte geschrieben werden. Er hatte die Zeit genau abgepasst. Und die alte Waffe gekauft. Und sogar extra für die Schalen des Handgriffs bezahlt. Vor allem jedoch hatte er sich jede Einzelheit der Foundry Church eingeprägt, angefangen von den räumlichen Gegebenheiten bis hin zu sämtlichen Angestellten.
    Als der Ritter das Ende des Ganges erreicht hatte, warf er einen Blick nach links in die Bürosuite und dann auf sein letztes Ziel – das private Büro des neuen Pastors, der, wie jeder wusste, immer pünktlich um neun Uhr morgens erschien.
    Schließlich wandte er sich nach rechts, stieß die Tür zur Herrentoilette auf und ging in die letzte Kabine. Daran hing ein Schild mit der Aufschrift: Defekt , das er vor zwei Tagen selbst dort angebracht hatte. Er hob den Deckel der Wasserspülung hoch und nahm den Plastikbeutel heraus, in dem sich eine weiße Gipsmaske befand – einDuplikat der Totenmaske von Abraham Lincoln. Allerdings mit aufgeschnittenen Augenlöchern. Er hatte die Maske dort beim letzten Probelauf verstaut.
    Ein Blick auf seine Uhr sagte ihm, dass er genau im Zeitplan war. Hundertprozent synchron mit seinem Vorgänger. Und den Plänen Gottes.
    Um exakt 9:25 Uhr würde das nächste Lamm, vielleicht sogar das wichtigste Lamm geopfert werden.
    Bis dahin würde der Ritter genau dasselbe tun, was der Attentäter Guiteau getan hatte, als er auf dem Bahnhof gewartet hatte, um auf Präsident Garfield zu schießen.
    Der Ritter kniete sich hin, griff in seine Brusttasche und zog eine kleine runde Dose und eine Bürste aus Pferdehaar heraus. Sie hatte in etwa die Größe eines Schwamms, mit dem man Kreidetafeln abwischt. Er drehte den Deckel ab, und sofort erfüllte der bittere, chemische Geruch von Schuhpolitur die Luft. Dann tauchte er die Bürste in die Dose und tupfte ein wenig von der schwarzen Schuhpolitur auf seine Schuhe. Kleine Zirkel … dann bürsten , rief er sich ins Gedächtnis. Kleine Zirkel … dann bürsten.
    Nicht anders verhielt es sich mit den Rittern.
    Kleine Zirkel waren die stärksten Zirkel.

12. KAPITEL

    St. Elizabeths Krankenhaus
Washington D. C.
    Nico mochte das neue Gebäude nicht.
    »Nico, du wirst das neue Gebäude lieben«, meinte der korpulente Pfleger namens Rupert Baird. »Es

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