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Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)

Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)

Titel: Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Paglinni, der sich normalerweise nur damit beschäftigte,welches Rockkonzert-T-Shirt er am nächsten Tag anziehen sollte. Aber hier war er, Paglinni, ebenso aufgeregt wie die anderen. Sie waren begeistert, seinetwegen. Wie richtige Freunde.
    »Nun sieh dir das an, Mallow! Der Pastor guckt deiner Mutter unter den Rock!«, schrie Vincent. Die Kinder rannten auf die Veranda und sahen, wie Marshalls Mutter die Leiter am Baum heraufkletterte, dicht gefolgt von dem Pastor.
    Der Pastor richtete schnell den Blick nach unten. Er sah natürlich nicht unter ihren Rock.
    Trotzdem lachten die Kinder. Marshall auch. Sie lachten alle. Zusammen.
    Vergiss das Baumhaus. Bei dem Gefühl, endlich dazuzugehören, schwoll Marshalls Brust so sehr an, dass er glaubte, sie müsste gleich platzen. So viele Freunde zu haben, die alle mit ihm lachten …
    Das war der schönste Tag seines Lebens.
    Und selbst als er aus dem Plexiglasfenster blickte und seinen Vater im Rollstuhl sah, der zu ihm hochblickte … Nicht einmal das konnte diesen Tag ruinieren.
    »Das musst du dir ansehen!«, rief Marshall, stieß das Plexiglasfenster auf und ließ einen kalten Windhauch herein.
    »Hab ich schon!«, erwiderte Marshalls Dad und reckte die geballte Faust in die Luft.
    »Toll, oder?«, schrie Marshall zurück. Er hatte die Lüge seines Vaters nicht einmal registriert.
    Denn ganz gleich, wie gut das Baumhaus auch gebaut war, sein Vater würde niemals dort hinaufkommen. Weder heute noch irgendwann später.
    Aber in diesem Moment, umringt von so vielen neuen Freunden, war Marshall weder naiv noch unsensibel. Er war nur einfach elf Jahre alt.
    Er lächelte und winkte seinem Vater mit der geballten Faust zu.
    Von hier oben aus konnte Marshall über sein Haus blicken, über die Telefonpfosten, über alles.
    Nichts konnte einen solchen Tag ruinieren.

18. KAPITEL

    Heute
Crystal City, Virginia
    Marshall sagt die ganze Zeit kein Wort.
    Aber während sein SUV immer weiter in die Tiefgarage fährt, schießt mir etwas weit Beunruhigenderes durch den Kopf. Wenn Marsh tatsächlich derjenige ist, der gestern Nacht den Pastor getötet hat, der alte Spielkarten mit sich herumträgt und sich für John Wilkes Booth hält, warum nimmt er mich dann mit hier hinein?
    Noch wichtiger ist die Frage, warum ich das zulasse.
    Weil er kein Mörder ist, lautet die Antwort auf beide Fragen, jedenfalls rede ich mir das ein. Ich weiß, dass Marshall früher Muppets-Bettwäsche hatte. Ich kann mich noch daran erinnern, dass es meiner Meinung nach in seinem Haus nach Werwolf roch. Und ich weiß auch noch, dass ich auf der Beerdigung seiner Mutter war, als wir zwölf waren; unmittelbar, bevor sein Dad mit ihm weggezogen ist.
    Aber als der SUV eine weitere Ebene hinabfährt, blicke ich ihn an und warte darauf, dass er etwas sagt. Er tut mir den Gefallen nicht. Ich versuche, cool zu bleiben, aber ich kann es mir nicht verkneifen, sein Gesicht anzustarren.
    Auf dem Polizeifoto schien sein Gesicht zu glänzen, als wäre es von Wachs überzogen. Aber von Nahem betrachtet und selbst bei diesem schlechten Licht, wirken diese Placken auf seiner Stirn und seinen Wangen wie geschmolzenes Kerzenwachs. Seine Haut ist nicht rot, sondern blassrosa. Was auch immer ihm passiert sein mag, es ist schon Jahre her. Aber er muss schreckliche Verbrennungen erlitten haben. Seine Nase ist an der Spitze abgeflacht, ein Überbleibsel der Operation, bei der man sie offenbar zusammengeflickt hat. Seine Augenbrauen sind tätowiert, sein schwarzes Haar verdeckt, was von seinen Ohren übrig geblieben ist. Ich kann mir nicht einmal im Ansatz vorstellen, was er durchgemacht haben muss.
    Ich will etwas sagen, aber mir fällt nur ein, wie wenig ich diese Person da neben mir noch kenne.
    Während Marshall weiter die Rampe hinabfährt, versuche ich mir das pummelige Kind mit der Brille oben im Baumhaus vorzustellen. Aber ich entdecke es nicht. Dieser Marshall hier hat eine einwandfreie Haltung. Und ich bemerke trotz seines wollenen Kabans, dass sein Körper straff und muskulös ist. Irgendwie wirkt er locker, wie ein Pokerspieler, der die Reihenfolge aller Karten im ganzen Pack kennt.
    Als ich sein leichtes Grinsen bemerke, wird mir klar, dass er genauso selbstbewusst wäre, wenn er die Reihenfolge nicht kennen würde. Obwohl ich alles versucht habe, Marshall zu überraschen, habe ich das Gefühl, als hätte er die ganze Zeit gewusst, dass ich komme.
    »Wie lange wohnst du schon hier?«
    Marshall blickt starr

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