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Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)

Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)

Titel: Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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repräsentiert Totte den Punkt, wohin ich gehen will. Marshall repräsentiert den Ort, wo ich einst gewesen bin. Und genau das ist die Sache mit der Vergangenheit: Ganz gleich, wie gefährlich, verstörend oder unbequem sie ist, man kommt einfach nicht weiter, bevor man sich nicht mit dem auseinandergesetzt hat, was hinter einem liegt.
    Außerdem, wenn ich Antworten will, gibt es nur eine einzige Möglichkeit, wie ich sie bekommen kann.
    Ich gehe zügig zu dem SUV und steige auf der Beifahrerseite ein.
    Marshall lenkt immer noch nur mit den Fingerspitzen, setzt kurz zurück und gibt Gas. Wir fahren zügig die Rampe hinunter und verschwinden in der Tiefgarage.
    Ich sehe mich um, als sich das Garagentor senkt und mich in der Höhle des Löwen einschließt. Dann bemerke ich das schwache Grinsen auf Marshalls Gesicht. Was auch immer er vorhat, denke ich unwillkürlich, er hat gerade erst damit angefangen.

16. KAPITEL

    Eine Stunde früher
Foundry Church
    In irgendeinem Magazin hatte er einmal gelesen, dass man nicht spürt, wenn man von einer Kugel getroffen wird, wenn sie einem die Haut durchlöchert, sich in einen hineinbohrt. Weil der Schock alle Schmerzen überlagert. Als Pastor Kenneth Frick jetzt mit dem Gesicht nach unten auf dem Teppich lag, wusste er, dass das nicht stimmte.
    Einen Augenblick lang hatte er vergessen, wie er hierhergekommen war. Er sah sich um und blinzelte. Er spürte seinen Herzschlag in den Ohren. Er musste ohnmächtig geworden sein. In seinem Mund und auf seiner Zunge waren Fusseln vom Teppich. Er spuckte sie aus.
    Als er sich auf die Seite drehte, hörte er ein feuchtes Schmatzen. Der Teppich war vollkommen durchnässt. Er konnte es nicht sehen, aber unter seiner Hüfte hatte sich eine dunkle Pfütze gebildet. Sie breitete sich immer weiter aus und überdeckte allmählich die grünen und gelben Blätter des Teppichs.
    Der Pastor blickte hoch, als ein kalter Lufthauch über ihn hinwegwehte. Er sah das weit geöffnete Fenster, das zur Straße hinausführte. Das Zimmer schien sich zu drehen. Er konnte den scharfen, brennenden Schmerz in seinem Bauch nicht ignorieren, der sich anfühlte, als würde jemand versuchen, sich mit einem glühenden Schürhaken einen Weg von innen nach außen zu bahnen. Er biss die Zähne so fest zusammen, dass er fürchtete, sie würden zerbrechen. Er hatte schon Schlimmeres durchgemacht, in der Army und auch bei seiner Mutter, als er ansehen musste, was mit ihr geschehen war …
    Er sah durch das Milchglas, wie draußen im Hauptbüro ein Licht aufflammte. Mina Pfister. Die Leiterin der Jugendabteilung. Pünktlich wie immer.
    Der Pastor versuchte, sich auf die Knie aufzurichten, fest entschlossen,zur Tür zu kriechen. Der Herzschlag in seinen Ohren dröhnte immer lauter.
    Er kannte diesen Geruch … Den Gestank von verbrannter Haut. Er kam von ihm selbst.
    Aber es kümmerte ihn nicht. Er konzentrierte sich auf seine Mutter, darauf, was er gesehen hatte …
    Er schloss die Augen und flüsterte ein Gebet. Es war das Gebet, das er häufiger als alle anderen sprach. Sei stark und mutig! Zittere nicht und sei nicht verzagt, denn der Herr, dein Gott ist bei dir, wo auch immer du hingehst.
    »Mina …!« Er schrie, aber er wusste nicht, ob überhaupt ein Wort aus seinem Mund kam. »Bitte  … Zu Hilfe  … So hilf mir doch jemand …!«

17. KAPITEL

    Neunzehn Jahre früher
Sagamore, Wisconsin
    »Nur noch ein paar Schritte«, sagte seine Mutter und kicherte.
    Sie kicherte tatsächlich, während sie ihren jungen Sohn, dem sie die Hände über die Augen gelegt hatte, in den verschneiten Hinterhof führte.
    Natürlich wusste Marshall, obwohl er erst elf Jahre alt war, dass man ihn überraschen wollte. Er hatte es schon früher herausgefunden, vor ein paar Tagen, als er seine Mutter am Telefon überrascht hatte. »Er kommt … Ich muss Schluss machen« , hatte sie geflüstert.
    Kinder sind nicht dumm. Es war nur noch eine Woche bis Weihnachten. Und nachdem er elf Jahre lang das einzige Kind in ihrer Kleinstadt gewesen war, das einen arbeitslosen Vater hatte, der außerdem auch noch in einem Rollstuhl saß … Marshall war einfach an die besondere Rücksichtnahme gewöhnt, die diese Zeit des Jahres mit sich brachte.
    Vor fünf Jahren hatte die ganze Stadt zusammengelegt, um die verrottete hölzerne Rollstuhlrampe zu ersetzen, die auf ihre Veranda führte.
    Als seine Mutter vor drei Jahren ihre Arbeit verloren hatte, hatten die Leute ihm neue Kleidung und einen neuen

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