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Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)

Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)

Titel: Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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das Schlüsselbein gebrochen und wurde ins Hospital geschickt. Er hat die ganze Nummer verpasst! Mallow, hörst du mir überhaupt zu?«
    »Natürlich höre ich zu.« Marshall lag rücklings auf einem der Klappbetten und blätterte den dicken Stapel mit Büstenhalter-Werbung durch, die er über sechs Monate lang aus Zeitungen gesammelt hatte. Es war Sommer, aber da die beiden Zwölfjährigen das Plexiglasfenster geöffnet hatten, wehte eine angenehme Brise durch das Baumhaus. »Irgendein Kerl war in Iwojima. Klingt galaktisch.«
    »Er war nicht einfach nur auf Iwojima. Er hat Iwojima verpasst! Um zwei Tage! Er gehörte zu einer der berühmtesten Einheiten des Zweiten Weltkrieges, aber er hat sich das Schlüsselbein gebrochen und … Es ist, als wärst du auserwählt, den größten Moment deines Lebens zu erleben, stattdessen sitzt du auf der Schüssel und verpasst ihn. Kannst du dir vorstellen, so dicht an der Geschichte zu sein, nur damit sie dann an dir vorbeirauscht? Wie willst du dich jemals wieder davon erholen?«
    Marshall schwieg.
    »Mallow, hörst du mir eigentlich zu, oder sabberst du immer noch die Büstenhalter-Werbung voll?«, fragte Beecher hinter seiner Zeitung.
    »Beecher, warum kommst du eigentlich hierher?«
    »Was?«
    »Ich meine, hierher. Ins Baumhaus. Warum kommst du hierher?«
    Verwirrt warf Beecher ihm einen Blick über den Rand der Zeitung zu. Marshall räumte auf. Er stopfte den Stapel mit Büstenhalter-Werbung wieder in die Schachtel mit den Lucky-Charms-Cornflakes, die er in einem Milchkarton unter dem Bett versteckte.
    »Dir gefallen wohl die Todesanzeigen nicht so wie mir, hab ich recht?«, meinte Beecher. Er nahm es nicht persönlich. Er las Todesanzeigen, seit er vier war. Damals war sein Vater gestorben. Seitdem liebte er es, Geschichten über all diese Menschen zu lesen, die er, ebenso wie seinen Dad, niemals gesehen hatte.
    »Ich meine es ernst, Beecher. Warum kommst du hierher? Ich meine, es gefällt mir, dass du kommst, aber … In all den Jahren haben wir nicht viel miteinander geredet. Eigentlich so gut wie überhaupt nicht. Wir essen nicht einmal zusammen zu Mittag. Wir machen einfach nur … Ich dachte nicht mal, dass wir Freunde wären.«
    »Was? Natürlich sind wir Freunde.«
    »Tatsächlich, sind wir das?«
    »Mallow, wenn wir keine Freunde wären, warum solltest du dann jeden Tag hier sitzen und mir zuhören, wie ich dir etwas aus Todesanzeigen vorlese?«
    »Keine Ahnung.« Marshall zuckte mit den Schultern und lehnte sich auf dem Bett zurück. »Ich habe wohl irgendwie gedacht, du würdest nicht mehr zu mir kommen, wenn ich dir nicht zuhöre.«
    Beecher saß wie erstarrt auf dem Sitzsack, während er die Zeitung auf seinen Schoß sinken ließ. Er betrachtete den etwas pummeligen Jungen, den er schon sein Leben lang als Marshmallow kannte. »Mallow, sag mir eins: Was magst du eigentlich?«
    »Wie, mögen?«
    »Wenn du Langeweile hast und einfach nur so herumsitzt … Wenn niemand zusieht, was gefällt dir da?«
    »Das willst du wirklich wissen?«
    »Allerdings. Ich will es wissen.«
    Marshalls Stimmung veränderte sich schlagartig. Sie wechselte von verwirrt über schockiert, dann zeigte sich ein vorsichtiges Lächelnauf seinem Gesicht. Es freute ihn, diese Frage beantworten zu können, und er deutete auf das Plexiglasfenster, auf die Sterne, die den dunklen Himmel dahinter erhellten. »Das All.«
    »Du meinst den Weltraum? Wie in Krieg der Sterne?« , erkundigte sich Beecher. »Sagst du deswegen immer, dass alles Mögliche galaktisch wäre? Weil du Krieg der Sterne magst?«
    »Krieg der Sterne ist eine Fiktion. Stell dir vor, es wäre Wirklichkeit.«
    »Klar, das kann ich mir total gut vorstellen. Du wärst der perfekte Astronaut.« Beecher lachte. »Hast du nicht so ziemlich jede Augenkrankheit gehabt, die der Menschheit bekannt ist?«
    Marshall schob die Brille höher auf die Nase und blickte weiter in den Himmel hinauf. »Aber stell es dir einfach nur vor, Beecher. So hoch zu fliegen, allem zu entkommen … Hast du dich noch nie gefragt, wie weit wir kommen könnten?«
    Beecher setzte sich in dem Sitzsack auf und wedelte plötzlich aufgeregt mit der Zeitung. »Nein, denn ich weiß es! Genau deshalb mag ich Todesanzeigen! Da siehst du, was Leute erreicht haben. Sie sind der Beweis dafür, wie weit wir kommen können und wozu wir an unseren besten Tagen fähig sind.«
    »Schon wahr«, erwiderte Marshall, während er darüber nachdachte. »Aber Todesanzeigen sind

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