Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
wir schon gegen sie gekämpft haben. Vor etlichen Jahren. Und wir haben sie geschlagen.«
»Wovon redest du da?«
»Wir, der Culperring, haben sie besiegt. Vor Jahren. Und das letzte Mal hat jemand von den Rittern geredet, als …« Er unterbricht sich. »Als ich gerade frisch rekrutiert worden bin.« Er unterbricht sich erneut. »Wir sprechen von einer Zeit vor fast fünfzig Jahren, als Kermit …«
»Kermit?«
»Kermit«, wiederholt Totte. Seine Stimme klingt belegt. »Kermit war für mich das, was ich hoffe für dich zu sein.«
Als wir durch den Kreisverkehr an der Colesville Road fahren, Richtung Beltway, werde ich durch die Geschwindigkeit gegen die Beifahrertür gedrückt. Ich starre ihn an und weiß diesen Vergleich …
»Werd jetzt nicht rührselig, Beecher. Ich will nur sagen, als ich jünger war und Kermit mich reinholte, gab es, wie immer bei Eltern und Kindern, vieles, was er nicht vor meinen Ohren sagte. Aber das bedeutete nicht, dass ich nicht hingehört hätte. Und damals haben sie immer über eine Sache geflüstert, so wie sich die Überlebenden des Holocaust nur flüsternd über die Konzentrationslager unterhalten. Und zwar über die Schrecken, welche die Ritter des Goldenen Zirkels verbreitet haben.«
»Hast du jemals herausgefunden, was passiert ist?«
»Ich weiß, was passiert ist: Wir haben gewonnen. Wir haben sie geschlagen. Was auch immer sie vorhatten, und ich kann dir sagen, dass es nichts mit John Wilkes Booth oder alten Spielkarten zu tun gehabt hat, eine Sache hat Kermit mir mit unumstößlicher Gewissheit klargemacht: Wir haben sie in Grund und Boden gestampft. Deshalb sind die Chancen, dass sie plötzlich wieder auftauchen und für den Mord an diesen Priestern verantwortlich sind oder sich auch nur an den Präsidenten heranmachen könnten …«
»Hörst du dir eigentlich selbst zu? Du gehörst zu einer geheimen Untergrundgruppe, die seit über zwei Jahrhunderten existiert, und du sagst mir, es ist völlig unmöglich, dass irgendeine andere geheime Untergrundgruppe dasselbe fertiggebracht haben könnte.«
Totte tritt aufs Gaspedal, der Mustang macht einen Ruck, und wir fliegen förmlich über den Highway. »Beecher, du weißt doch, dass jede Familie ihre Momente hat, wo sie nicht in bester Verfassung ist?«
»Würdest du mich bitte mit Metaphern verschonen und einfach Klartext mit mir reden?«
»Du musst eine Sache verstehen«, sagt er nach einer kleinen Pause. »Der Culperring ist trotz all unserer Geheimniskrämerei nicht anders als jede andere Geheimorganisation. Wir bestehen aus Menschen. Und aus diesem Grund entwickelt der Ring immer seine eigene Persönlichkeit, die vor allem davon abhängt, wer ihn leitet.«
»Du willst damit sagen, dass damals jemand Schlechtes die Verantwortung trug?«
»Schlecht nicht, nein. Aggressiv, voraushandelnd. Im richtigen Kontext können das durchaus gute Eigenschaften sein. Und damals haben wir genau das gebraucht. Als es also um die Ritter ging und sämtliche Personen, die mit ihnen etwas zu tun gehabt hatten …« Seine Stimme wird immer tiefer, bis er wie ein Leichenbestatter bei einer Beerdigung klingt. »Der Culperring hat sie alle aufgespürt und abgeschlachtet. Wie Hunde.«
Während er das sagt, biegt er ab und verlässt den Highway an der Ausfahrt Rockville Pike. Um diese Zeit sind die Straßen ruhiger, und es herrscht weniger Betrieb. Aber beruhigen kann ihn das nicht.
»Hast du nie herausgefunden, warum?«
»Natürlich habe ich versucht, den Grund herauszufinden. Aber es war, als würde man herauszufinden versuchen, wann dein Großvater eine Affäre hatte, von der deine Großmutter nichts wusste. Wie gesagt, es gibt Dinge, über die nur Erwachsene reden. Ich war sozusagen noch ein Kind.«
»Das bedeutet nicht …«
»Doch das tut es, Beecher. Sie sind erledigt. Die Ritter sind erledigt.«
»Das sagst du immer wieder, aber vergiss nicht, es genügt eine einzige verrückte Kakerlake, die frei herumläuft.«
»Dem stimme ich zu. Deshalb ist es unsere Aufgabe, sie zu finden. Ob es nun Marshall ist oder irgendjemand anders«, sagt er, als wir die Wohnstraßen des vorstädtischen Maryland erreichen.
»Ich verstehe, Totte. Aber nach allem, was wir gerade im Walter Reed Hospital gesehen haben, und nach der Art und Weise, wie der Mörder diese Verbrechen peinlich genau nachstellt …«
»So genau ist er nicht. Vergiss nicht, dass der Pastor, den er heute erschossen hat, nicht gestorben ist. Er hat überlebt.«
»Dann ist
Weitere Kostenlose Bücher