Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
dabei etwas passiert?«
»Nichts Schreckliches, nicht so etwas … Aber vielleicht erinnern Sie sich noch daran, dass wir wegen dieses Besuchs kritisiert wurden«, erklärte Frick. Er sprach langsamer, als er sich daran erinnerte. »Man hatte uns gesagt, Wallace würde seinen Sohn und seine Tochter mitbringen, also hatten wir alles vorbereitet. Es sollte ein wunderschöner Gottesdienst werden. Als der Präsident schließlich eintraf, hatte er jedoch nicht nur seine Familie bei sich. Er hatte noch andere Gäste mitgebracht.«
A. J. war zwar nicht dabei gewesen, aber er erinnerte sich. Er nickte dem Pastor zu. »Er hatte einen Rabbi dabei«, sagte der Agent. »Und einen muslimischen Geistlichen.«
»Ein Rabbi, ein Imam und ein Pastor. Wenn wir drei in eine Bar gingen …« Frick lächelte.
»Zurück zu Ihrem Angreifer. Glauben Sie, dass er das als Blasphemie betrachtet haben könnte, diese drei Religionen vereint zu sehen?«
»Ich will damit nur sagen, dass etliche meiner Kirchenältesten gern etwas mehr Christus in ihrer Weihnachtsmesse haben.«
A. J. hörte den Unterton in der Stimme des Pastors. »Und wie sehen Sie das, Sir?«
Pastor Frick schwieg einen Moment.
»Ich will den Präsidenten nicht etwa kritisieren«, meinte der Geistliche schließlich, »aber als man wegen des Weihnachtsgottesdienstes an uns herantrat, sagte man, Wallace wollte die drei Glaubensrichtungen zusammenbringen, um einen Dialog zu fördern. Das war sein Wort, Dialog. Doch als es schließlich so weit war, haben wir drei, der Rabbi, der Imam und ich, kein einziges Wort miteinander gesprochen. Wir versammelten uns, Ihre Kollegen zauberten Präsident Wallace von irgendwoher aus dem Hut, und dann blitzten uns fünfzig Blitzlichter und Kameralampen ins Gesicht.«
»Es war ein Fototermin.«
»Selbstverständlich war es ein Fototermin. Wissen Sie, warum Präsident Wallace das gemacht hat? Weil es bei Millionen Stimmberechtigten weit besser ankommt, wenn man am Weihnachtsmorgen den Präsidenten neben drei Führern unterschiedlicher Religionen knien sieht und hört, wie er persönlich sich Jesus Christus unterwirft. Das soll keine persönliche Kritik sein. Es ist nur einfach der Zustand der Politik und der Religion im einundzwanzigsten Jahrhundert.«
»Ich bin mir nicht sicher, dass das eine Blasphemie ist«, erwiderte A. J.
»Dieses Wort hätte ich auch nicht benutzt«, pflichtete ihm der Pastor bei. »Aber wir wollen nicht vergessen, dass die Menschen, die diesen Staat gegründet haben, religiöse Menschen waren. Präsident Wallace ist kein religiöser Mensch. Er geht an den wichtigen Tagen zur Kirche. Das ist sicher kein Fehler, aber angesichts der Millionen Gläubigen da draußen wird er dafür irgendwann zahlen müssen.«
A. J. nickte. »Und was hat sich sonst noch bei dem Präsidentenbesuch ereignet? Waren Sie irgendwann allein mit ihm? Haben Sie ihm irgendeinen Rat gegeben? Mit ihm gebetet?«
Zum zweiten Mal schwieg Pastor Frick.
»Sir, wenn Sie irgendetwas mit dem Präsidenten besprochen haben …«
»Es war Weihnachtstag. Selbstverständlich haben wir gemeinsam gebetet. Aber worüber wir gesprochen haben, verzeihen Sie mir, wenn ich das sage, aber dieser Teil ist privat. Selbst wenn es der Präsident ist, verspreche ich meinen Gläubigen stets …«
»Pastor Frick, mir ist vollkommen klar, wie heilig dieses Zwiegespräch ist. Ich verstehe es wirklich. Aber Sie müssen auch etwas verstehen: Ich arbeite für den Secret Service. Ich würde diese Fragen nicht stellen, wenn ich nicht glaubte, dass das Leben des Präsidenten in Gefahr wäre.«
Pastor Frick saß immer noch in seinem Rollstuhl und starrte jetzt A. J. entsetzt an. »Habe ich etwas falsch gemacht?«, fragte Frick mit erstickter Stimme. »Falls ich Präsident Wallace in Gefahr gebracht haben sollte …«
»Diese Fragen dienen nur unseren Ermittlungen, Sir. Darauf haben Sie mein Wort.«
Der Pastor holte tief Luft. »Wir hatten höchstens … Es können höchstens zwei Minuten gewesen sein. Es war nach dem Fototermin, bevor ich auf die Kanzel gegangen bin. Er hat mit mir, Rabbi Moskowitz und dem Imam einen kleinen Kreis gebildet und uns erzählt, wie wichtig es sei, alle religiösen Kräfte an einen Tisch zu bringen. Er sagte uns, er werde versuchen, dasselbe für unser Land zu tun. Dafür würden wir beten. Wir senkten die Köpfe und falteten die Hände. Er betete darum, das Land, all unsere Stimmen, zusammenzubringen. Es war ein sehr inniges Gebet.«
»Das
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