Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
geschützt werden sollte. Eine geheime Armee. Eine heilige Gruppe, eingeschworen darauf, die Kirche zu schützen. Eine Gruppe von Rittern, die sich zwischen den Rittern des Königs verstecken und zuschlagen konnte, wenn sie am dringendsten gebraucht wurde … und es niemand erwartete«, erklärte der Diamant, während Tottes Blick zurück auf das alte Pikass glitt, von dem Spiel, das Marshall bei sich gehabt hatte.
Totte betrachtete das vertraute Symbol, das Symbol der sogenannten modernen Ritter, der Ritter des Goldenen Zirkels.
»Vignolles wusste, dass diese Schlacht ihn überdauern würde«,fuhr der Diamant fort. »Die Schlacht zwischen Kirche und König wird schon seit Jahrhunderten geführt. Es ist der ultimative Bürgerkrieg. Für jene wenigen geheimen Ritter, die der Kirche gegenüber loyal waren, verbarg Vignolles also seine Warnung direkt hier in den Bildern. Ohne diese heiligen Ritter würde der König die Kirche vernichten. Die Karten waren gleichsam ihr Ruf zu den Waffen. Die Botschaft war direkt vor aller Augen versteckt, ein geheimes Signal, das nur für die Personen einen Sinn ergab, die von der Botschaft wussten.«
Totte dachte über die geheimnisvolle Karte nach, die John Wilkes Booth benutzt hatte, um sich Zutritt zum Ford’s Theatre zu verschaffen, und an die rote Karo-Tätowierung auf Charles Guiteaus Schulter.
»Vielleicht stimmt es, vielleicht sind es alles nur alberne Legenden«, fuhr der Diamant fort. »Aber wenn Sie sich ein Kartenspiel anschauen, dann vergessen Sie nicht, dass diese Karten immer noch eine Geschichte zu erzählen haben. Und es ist eine Geschichte, die immer auf dieselbe Art und Weise endet …«
»Mit einem Ritter, der die Kirche ermordet.«
»Da haben Sie’s. Jetzt sehen Sie Vignolles Warnung und den Grund, warum er diese Geschichte ändern wollte. Wenn sein Signal gegeben wurde …«
»Würden seine Ritter den König ermorden«, flüsterte Totte.
»Oder aber den verantwortlichen Führer, sofern es gerade keinen König gab«, entgegnete der Diamant.
»Was meinen Sie damit?«, erkundigte sich Totte verwirrt.
»Glauben Sie wirklich, dass ich einfach nur einen Stapel von antiken Assen ohne guten Grund aufbewahren würde?« Der Diamant deutete auf das Pikass mit dem historischen Adler. »Diese Karten, von denen Sie mir da Fotokopien gebracht haben, gehören zu einem Spiel, das früher einmal im Besitz von George Washington gewesen ist.«
60. KAPITEL
»Genau, Marshall. Du erinnerst dich an ihn?« Clementine scheint frische Energie getankt zu haben, als sie ihre Perücke mit beiden Händen packt.
»Natürlich erinnere ich mich an ihn«, erwidere ich schwach. »Marshall war mein Freund.«
»Tatsächlich? Das habe ich vergessen«, gibt sie zu. Sie setzt ihre Perücke immer noch nicht auf. »Laut Dr. John war auch Marshalls Dad ein Plankholder, jedenfalls, bevor er im Rollstuhl gelandet ist. Damals, als sie noch jung waren und noch keiner von uns geboren war oder …«
»Clementine, wann hast du Marshall das letzte Mal gesehen?«
»Weiß nicht, wann ist er weggezogen? Ich glaube, damals war ich dreizehn oder … vielleicht vierzehn?«
»Und seitdem hast du ihn nie wieder gesehen?«
»Wo hätte ich ihm begegnen sollen?«
»Und was ist mit reden? Hast du mit ihm geredet?«
»Beecher, ist alles in Ordnung mit dir?«
»Bitte, beantworte einfach meine Frage.«
»Du … du benimmst dich wie ein …«
»Beantworte einfach die verdammte Frage, Clementine! Hast du mit Marshall geredet oder nicht?«
Clementine reißt die Augen weit auf. Dann kneift sie sie zusammen und mustert mich, als würde sie mich nach Informationen absuchen.
»Du hast mit ihm gesprochen, nicht wahr?«, stößt sie hervor. »Du weißt etwas über Marshall.«
»Ich habe nicht …«
»Du hast wohl, Beecher. Ich kenne dich. Du hebst immer die linke Braue, wenn du lügst.«
»Clementine, ich habe diesen Kerl kaum gesehen …«
»Moment mal! Du hast dich mit ihm getroffen! Ich hab’s dir doch gesagt, ich wusste es!« Sie springt auf mich zu und packt mein Hemd, als wollte sie mich angreifen. »Was hat er zu dir gesagt? Du musst mir alles erzählen!«
»Hast du was geraucht? Lass mich gefälligst los!«
»Ich will wissen, was er dir gesagt hat, Beecher!«
»Ich sagte, lass los!«
»Dann sag mir endlich, was zum Teufel hier los ist!«, faucht sie mich an, zerrt noch fester an meinem Hemd und umklammert dabei die ganze Zeit ihre Perücke. Das Ding ist jetzt so dicht vor meiner Nase,
Weitere Kostenlose Bücher