Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
Damit meinte A. J. den Ort, der gemeinhin als Camp David bekannt ist.
»Schon klar, aber das werde ich nicht tun.«
»Sir?«
»Ich bekleide dieses Amt jetzt seit fast vier Jahren«, sagte Wallace, während er in das kleine Vorzimmer auf der gegenüberliegenden Seite des Office ging. Er öffnete den Minikühlschrank und nahm eine Handvoll gefrorener Schokonussriegel aus einer silbernen Schüssel. »Wissen Sie, wie viele Drohungen es in dieser Zeit gegeben hat?«
»Ich verstehe Sie, Sir. Und ich weiß auch, dass es eine erhebliche Störung bedeutet, wenn Sie dort hingehen. Aber wenn ich in diesem Punkt richtig liege …«
»Haben Sie gehört, was ich sagte? Ich bin der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Ich werde nicht meinen ganzen Terminplan über den Haufen werfen, meine Familie in Panik versetzen undmich in einem Bunker verstecken, weil irgendein Schwachkopf angefangen hat, geheime Botschaften aus den Krümeln seines Frühstückstoasts herauszulesen.«
»Aber wenn dieser Schwachkopf jemand ist, den Sie bereits kennen? Von der Highschool?«
Der Präsident schlug den Minikühlschrank mit einem Knall zu. »Was wollen Sie damit sagen, A. J.? Glauben Sie, dass unser Doktor übergeschnappt ist?«
»Ich sage nur, dass die Person, die das gemacht hat, sehr genau zu wissen scheint, wo Sie gewesen sind.«
»Das weiß jeder, der einen Internetanschluss hat. Mein Terminplan wird jeden Tag gepostet. Also alarmieren Sie die Schichtführer und erklären Sie ihnen, was da vorgeht. Es wird Zeit, dass die anderen Beamten des Secret Service ihren Job machen.«
»Wie Sie meinen, Sir. Selbstverständlich«, antwortete A. J., während er dem Präsidenten in das Oval Office folgte und zusah, wie er einen dieser Riegel verschlang. A. J. wusste, dass alle Präsidenten dickköpfig waren. Aber dass Wallace ein solches Risiko einging, ergab keinen Sinn. »Sir, darf ich Sie noch etwas fragen: Geht es um morgen, um den Tag der Präsidenten ?«
Wallace runzelte die Stirn. »Was ist damit?«
»Ich will nur sagen, ich weiß, dass Sie Ihre Tochter mit zum Lincoln Memorial nehmen wollen, und ich weiß ebenfalls, dass man dort eine riesige Menschenmenge erwartet, aber …«
Der Präsident löste mit seiner Zunge einen Nussrest aus seinen Backenzähnen. Seine Stimme klang so ruhig wie immer. »Ich setze volles Vertrauen darin, dass der Secret Service seine Arbeit tut.«
»Ich auch, Sir. Aber das bedeutet nicht …«
»Ich habe volles Vertrauen in den Service«, wiederholte der Führer der freien Welt. »Das bedeutet: Machen Sie, dass Sie hier rauskommen, verflucht, und finden Sie raus, wer hinter dieser ganzen Geschichte steckt!«, knurrte er.
»Selbstverständlich, Mr. Präsident.« A. J. ging zu der halbrunden Tür. »Ich kümmere mich darum.«
59. KAPITEL
»Erzählen Sie mir etwas über diese Karte.« Totte nahm das verblasste Pikass in die Hand und betrachtete den geduckten Adler darauf, der ihm so vertraut war. Die Karte war schwer und dick. Offenbar war sie aus mehreren Schichten gefertigt, vermutlich aus Altpapier. »Warum ist sie so wichtig?«
»Vergessen Sie diese Karte für einen Moment«, bat ihn der Diamant. Er nahm Totte die Karte sehr vorsichtig aus der Hand und legte sie auf einen Zeichentisch neben sich. Er war mit blütenweißem japanischen Papier bedeckt, das man benutzte, um besonders schöne Kunstwerke zu reparieren. Dieses federleichte Papier war so dünn, dass es kaum sichtbar war, wenn man es auf ein Objekt auftrug. »Hier geht es nicht um eine einzelne Karte. Es geht um die Geschichte der Karten.«
»Daniel, hier stehen Menschenleben auf dem Spiel. Wenn Sie unbedingt eine Geschichte erzählen müssen, dann beeilen Sie sich bitte.«
»Was ist das am meisten verbreitete Buch aller Zeiten?«
»Die Bibel«, sagte Totte, ohne zu zögern.
»Genau. In unserer modernen Welt, in der sich alles ständig verändert, ist es einfach verblüffend, dass es der Bibel gelungen ist, unverändert zu bleiben, und das über Jahrhunderte«, erklärte der Diamant. »So ist es auch mit Spielkarten.«
»Das stimmt nicht. Sehen Sie sich diesen Adler auf der Karte an. Nennen Sie mir ein anderes Kartenspiel, auf dem Sie diesen Adler schon einmal gesehen haben.«
»Vergessen Sie den Adler und den Schmuck auf den Karten. Ich rede über das, was sich an ihnen nicht ändert. Die modernen Farbsymbole: Herz, Karo, Kreuz, Pik. In Italien nannte man sie Kelch, Münze, Schwert und Stab. Aber diese modernen Symbole, Herz,
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