Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
unerwarteter Bonus, aber er hielt sich nicht damit auf, dem Gott der Verzweifelten zu danken. Mumm sprang vor, trat mit aller Kraft zu und vernahm ein schnaufendes »Uff«. Dann warf er sich in die Dunkelheit, die den anderen Zwerg enthielt, fand dort einen Kopf, drehte ihn und schlug ihn gegen die Wand.
    Der erste Zwerg versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Mumm tastete in der Finsternis nach ihm, packte ihn an der Jacke und krächzte: »Jemand hat mir eine Waffe zugesteckt. Du solltest getötet werden. Denk daran.
Ich hätte dich töten können.«
    Er rammte dem Zwerg die Faust in den Bauch. Er hatte nicht genug Zeit, nach den Regeln des Marquis von Fantailler 20 vorzugehen.
    Dann drehte er sich um, nahm den kleinen Käfig mit dem Lichtkäfer und eilte zur Tür.
    Dahinter erstreckte sich ein Gang, der nach links und rechts führte. Mumm zögerte lange genug, um Zugluft zu spüren, und wandte sich dann in die entsprechende Richtung.
    Nach einigen Dutzend Metern fand er einen weiteren Käfig mit einem Glühkäfer. Er beleuchtete – wenn man diesen Ausdruck bei einem Licht verwenden durfte, das die Dunkelheit nur weniger schwarz werden ließ – eine große runde Öffnung, in der sich träge ein Ventilator drehte.
    Die Flügel waren so langsam, dass sich Mumm problemlos zwischen ihnen hindurchschieben und die gesamte Schwärze dahinter erreichen konnte.
    Jemand will mich tot, dachte er, als er sich an der nächsten unsichtbaren Wand entlangtastete, das Gesicht der Zugluft zugewandt. Ein Schuss, mit dem niemand rechnet… Aber
jemand
rechnet damit…
    Wenn man einen Gefangenen aus dem Knast holen wollte, so gab man ihm einen Schlüssel oder eine Feile, aber keine Waffe. Ein Schlüssel öffnete ihm vielleicht die Tür zur Freiheit, doch eine Waffe bedeutete, dass man ihn tötete.
    Mumm verharrte mit einem Fuß über Leere. Das Licht des Glühkäfers zeigte ihm ein Loch im Boden. Ein besonderes Saugen verriet Tiefe.
    Er hielt den Käfig zwischen den Zähnen, trat einige Schritte zurück und schätzte die Entfernung völlig falsch ein. Jenseits des Loches gab es einen Aufprall, der jede einzelne Rippe erschütterte und beide Arme fest auf den Boden presste.
    Zwischen Mumms Zähnen zischte ein wenig Ankh-Morpork-Humor.
    Nach einer Weile kam er wieder zu Atem, stand auf und holte die kleine Armbrust hervor. Er zog den Auslöser und hörte, wie sich der Bolzen in den Boden bohrte. Dann warf er die Waffe in das Loch – sie fiel recht lange, begleitet von gelegentlichem Klappern – und setzte den Weg fort, das Gesicht weiterhin der kalten Luft zugewandt.
     
    Dies war kein Tunnel mehr, sondern der Boden eines Schachtes. Im grünen Glühen bemerkte Mumm etwas, das sich in der Mitte angesammelt hatte.
    Er berührte Schnee, und als er nach oben sah, schmolz eine Flocke auf seinem Gesicht. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Im Licht des Käfers zeichneten sich die Konturen einer Wendeltreppe ab, die an den Felswänden nach oben führte.
    Das Wort »Treppe« erwies sich als recht großzügige Beschreibung. Beim Anlegen des Schachtes hatten die Zwerge Löcher ins Gestein geschlagen und dicke Balken hineingetrieben. Versuchsweise belastete Mumm einen oder zwei mit seinem Gewicht – sie schienen stabil genug zu sein. Wenn er vorsichtig war, sollte es ihm eigentlich gelingen, nach oben zu klettern…
    Er hatte bereits eine recht große Strecke zurückgelegt, als ein Balken brach. Aus einem Reflex heraus streckte er die Hände aus und schaffte es, die nächste Strebe zu ergreifen. Das Holz war glitschig, bot kaum Halt. Der Käfig mit dem Lichtkäfer fiel in die Tiefe. Während Mumm hin und her schwang, sah er, wie das Glühen immer mehr verblasste. Es schrumpfte zu einem Punkt und verschwand dann ganz.
    Unmittelbar darauf begriff er, dass er sich nicht hochziehen konnte. Seine Finger waren taub, und der Rest seines
Lebens
dauerte nur noch so lange, wie sie an dem feuchten Holz nicht den Halt verloren.
    Vielleicht eine Minute.
    Vermutlich gab es viele Dinge, die sich in einer Minute erledigen ließen, aber die Auswahl wurde sehr viel kleiner, wenn man die eigenen Hände nicht benutzen konnte, weil man über einem tiefen Abgrund hing.
    Mumm fiel.
    Einen Augenblick später prallte er auf den nächsten Balken, der sich daraufhin von der Wand verabschiedete.
    Mensch und Holz fielen. Mit einem die Rippen krümmenden Pochen knallte Mumm auf die nächste Stufe, während die anderen in ihrer Nähe nachgaben. Er lag auf dem zitternden

Weitere Kostenlose Bücher