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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Balken und hörte, wie geborstene Bestandteile der »Treppe« in die dunkle Tiefe fielen.
    »…!« Mumm wollte fluchen, doch der Aufprall hatte ihm die Luft aus den Lungen gepresst. Wie eine gefaltete Hose hing er auf der Strebe.
    Es war ziemlich lange her, seit er zum letzten Mal geschlafen hatte. Dem Erwachen auf der Steinplatte in der Zelle war kein erholsamer, die Kräfte erneuernder Schlaf vorangegangen, sondern Bewusstlosigkeit aufgrund eines wuchtigen Schlags. Nach gewöhnlichem Schlaf fühlte sich der eigene Mund nicht so an, als hätte jemand Kleister hineingeschüttet.
    Erst am Morgen dieses Tages war der neue Botschafter von Ankh-Morpork aufgebrochen, um seine Beglaubigungsschreiben zu präsentieren. Erst am Abend dieses Tages hatte Ankh-Morporks Polizeichef damit begonnen, einen einfachen kleinen Diebstahl aufzuklären. Und jetzt hing er Dutzende von Metern über dem Boden eines kalten, dunklen Schachts. Einige Zoll dickes, altes und brüchiges Holz trennte ihn von einer kurzen Reise ins Jenseits.
    Er konnte nur hoffen, dass er in den entscheidenden Sekunden nicht sein ganzes Leben sah. Es gab darin einige Abschnitte, an die er sich lieber nicht erinnern wollte.
    »Ah… Sir Samuel. Wie schade. Und dabei hat alles so gut für dich begonnen.«
    Er öffnete die Augen. Mattes, purpurnes Licht von oben fiel auf Lady Margolotta. Sie saß in der Leere.
    »Kann ich dich irgendwie aufmuntern?«, fragte sie.
    Mumm schüttelte benommen den Kopf.
    »Wenn du dich dadurch besser fühlst: Ich mache dies wirklich nicht gern«, sagte die Vampirin. »Es entsprach so sehr den…
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r
wartungen.
Meine Güte. Der morsche Balken sieht nicht sehr…«
    Holz knirschte, knackte und brach. Mumm landete auf der nächsten Strebe, alle viere von sich gestreckt, doch unmittelbar darauf brach sie ebenfalls, wie auch die anderen Stufen daneben. Die ausgestreckten Hände bekamen einmal mehr einen Balken zu fassen, und wieder baumelte Mumm.
    Lady Margolotta schwebte würdevoll herab.
    Unten donnerten die geborstenen Streben.
    »Nun, rein theoretisch könntest du auf diese Weise lebend bis zum Grund des Schachtes gelangen«, sagte die Vampirin. »Allerdings fürchte ich, dass die hinuntergefallenen Balken viele andere Stufen zerstört haben.«
    Mumm verlagerte sein Gewicht. Seine Finger rutschten nicht ab. Vielleicht schaffte er es diesmal, sich in die Höhe zu ziehen…
    »Ich wusste, dass du dahinter steckst«, brummte er und versuchte mit reiner Willenskraft, ein wenig Leben in die Schultermuskeln zurückzuzwingen.
    »Nein, das stimmt nicht. Aber du wusstest, dass die Steinsemmel nicht gestohlen wurde.«
    Mumm starrte zu der seelenruhig schwebenden Gestalt. »Die Zwerge würden nicht glauben, dass…« Der Balken ruckte kurz – eine Bewegung, die unglücklichen Passagieren mitteilte, dass gleich eine Landung bevorstand.
    Lady Margolotta schwebte etwas näher. »Ich weiß, dass du Vampire verabscheust«, sagte sie. »Das ist durchaus normal für deinen Persönlichkeitstyp. Es geht dabei um den… Penetrationsaspekt. Aber wenn ich in der gegenwärtigen Situation an deiner Stelle wäre, so würde ich mich fragen: Verabscheue ich Vampire wirklich so sehr?«
    Sie streckte die Hand aus.
    »Nur ein Biss, und alle meine Probleme sind gelöst, wie?«, knurrte Mumm.
    »Ein Biss wäre ein Biss zu viel, Sam Mumm.«
    Das Holz knackte. Lady Margolotta griff nach Mumms Handgelenk.
    Wäre er imstande gewesen, darüber nachzudenken, so hätte Mumm damit gerechnet, jetzt an einem Vampir zu baumeln. Stattdessen schwebte er.
    »Du solltest jetzt besser nicht loslassen«, sagte Margolotta, als sie sanft durch den Schacht aufstiegen.
    »Ein Biss wäre einer zu viel?«,
wiederholte Mumm. Der Spruch klang vertraut. »Du bist… abstinent?«
    »Inzwischen seit fast vier Jahren.«
    »Überhaupt kein Blut?«
    »O doch. Von Tieren. Für sie ist es nicht ganz so schlimm wie geschlachtet zu werden, oder was meinst du? Natürlich werden sie dadurch ziemlich sanftmütig, aber eine Kuh hat ohnehin kaum Aussicht, jemals den Preis für den besten Denker des Jahres zu gewinnen. Ich bin nicht mehr nass, Herr Mumm.«
    »Trocken«, brachte Mumm hervor. »Es heißt: Ich bin trocken. Und es ersetzt wirklich menschliches Blut?«
    »So wie Limonade Alkohol ersetzt. Glaub mir. Außerdem kann ein intelligenter Kopf etwas… anderes finden.« Die Wände des Schachtes blieben unter ihnen zurück, und eiskalte Luft umgab sie, stach sofort durch Mumms Hemd. Sie schwebten ein wenig

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