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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Interessant wirkte auch sein Haar: Es wuchs nicht nur auf dem Kopf, sondern auch an den Schultern.
    »Er
ist
Herzog, Mutter.«
    »Ha! In Ankh-Morpork gibt es nicht einmal einen König!«
    »… neunzehn, zwanzig… Ich habe Geschichten darüber gehört, Mutter…«
    »Ach,
Geschichten.
Sybil schreibt mir jedes Jahr dumme kleine Briefe! Sam dies, Sam das. Sie muss natürlich dankbar dafür sein, dass sie überhaupt einen Mann bekommen hat, aber… er ist doch nichts weiter als jemand, der Diebe fängt. Ich werde es ablehnen, ihn zu empfangen.«
    »Das wirst du nicht, Mutter«, brummte Wolfgang. »Das wäre… neunundzwanzig, dreißig… gefährlich. Was erzählst du Lady Sybil von uns?«
    »Nichts! Ich beantworte ihre Briefe natürlich nicht. Sie ist eine jämmerliche und törichte Frau.«
    »Und sie schreibt dir noch immer jedes Jahr? Sechsunddreißig, siebenunddreißig…«
    »Ja. Normalerweise vier Seiten. Das sagt einem alles über sie, was man wissen muss.«
    Eine Klappe in der unteren Hälfte einer nahen Tür schwang auf, und ein großer, kräftig gebauter Wolf kam herein. Er blickte nach rechts und links, bevor er sich hingebungsvoll schüttelte.
    »Guye!«, sagte die Baronin entrüstet. »Du
weißt
doch, was ich gesagt habe! Es ist nach sechs! Wechsle die Gestalt, wenn du aus dem Garten hereinkommst.«
    Der Wolf knurrte leise und verschwand dann hinter einem Wandschirm aus massivem Eichenholz am anderen Ende des Raums. Ein seltsames, weiches Geräusch erklang. Eigentlich war es gar kein Geräusch, eher eine Veränderung in der Textur der Luft.
    Der Baron trat hinter dem Wandschirm hervor und zog den Gürtel eines recht mitgenommenen Bademantels zurecht. Die Baronin schniefte.
    »Dein Vater trägt zumindest Kleidung«, sagte sie.
    »Kleidung ist ungesund, Mutter«, wandte Wolfgang ruhig ein. »Nacktheit bedeutet Reinheit.«
    Der Baron setzte sich. Er war ein großer Mann mit gerötetem Gesicht, soweit sein Gesicht unter dem langen Haar, den buschigen Augenbrauen und dem dichten Bart zu erkennen war: Das wilde Wuchern schien miteinander zu wetteifern.
    »Nun?«, brummte er.
    »Der Diebesfänger Mumm aus Ankh-Morpork wird als
angeblicher
Botschafter zu uns geschickt!«, sagte die Baronin scharf.
    »Zwerge?«
    »Man wird ihnen natürlich Bescheid geben.«
    Einige Sekunden blickte der Baron ins Leere und zeigte dabei den gleichen Gesichtsausdruck wie Detritus, wenn sich in ihm ein neuer Gedanke formte.
    »Schlimm?«, brachte er schließlich hervor.
    »Ich habe dir tausend Mal davon erzählt, Guye«, sagte die Baronin. »Du verbringst zu viel Zeit in der anderen Gestalt! Du
weißt
doch, wie es nachher um dich steht. Stell dir vor, es kämen offizielle Besucher?«
    »Sie beißen!«
    »Siehst du! Leg dich irgendwo schlafen und komm erst dann wieder, wenn du fähig bist, ein richtiger Mensch zu sein!«
    »Mumm
könnte
alles ruinieren, Vater«, sagte Wolfgang. Er hatte inzwischen mit Handständen begonnen, wobei er ebenfalls nur eine Hand einsetzte.
    »Guye! Hör
auf
damit!«
    Der Baron stellte den Versuch ein, sich mit dem Bein am Ohr zu kratzen. »Vorsicht?«, fragte er.
    Wolfgangs glänzender Leib sank kurz nach unten, als er die Hand wechselte.
    »Das Leben in der Stadt lässt Männer schwach werden. Bestimmt gibt uns Mumm Gelegenheit für ein wenig Spaß. Es heißt, er läuft gern.« Er lachte leise. »Wir werden sehen, wie schnell er ist.«
    »Seine Frau meint, er hätte ein weiches Herz…
Guye! Wag es bloß nicht! Geh nach oben, wenn du so etwas tun musst

    Der Baron wirkte nur wenig verlegen, rückte seinen Bademantel aber trotzdem zurecht.
    »Räuber!«, sagte er.
    »Ja, sie könnten in dieser Jahreszeit ein Problem sein«, bestätigte Wolfgang.
    »Mindestens ein Dutzend«, meinte die Baronin. »Das sollte eigentlich…«
    Wolf schnaufte und stand noch immer auf einer Hand. »
Nein,
Mutter. Du bist dumm. Seine Kutsche muss uns sicher erreichen. Verstehst du? Wenn sie bei uns eingetroffen ist… Nun, dann kann eine Menge passieren.«
    Die Brauen des Barons neigten sich einander entgegen, als er nachdachte. »Plan! König!«
    »Genau.«
    Die Baronin seufzte. »Ich traue dem kleinen Zwerg nicht.«
    Wolf stieß sich ab und landete auf den Füßen. »Nein. Ob er Vertrauen verdient oder nicht – wir haben nur ihn. Mumm muss uns erreichen, mit seinem weichem Herzen. Er könnte uns sogar nützlich sein. Vielleicht… sollten wir der Sache ein wenig nachhelfen.«
    »Warum?«, schnappte die Baronin. »Soll sich

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