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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nehmen Menschen in ihre Dienste«, sagte Grinsi. »Sie können es sich leisten. Es sind
sehr
gute Bergleute: Sie besitzen sehr gute Bergwerke.«
    »Für mich klingt es nach einem Haufen…« Mumm unterbrach sich. Ein kluger Mann, so wusste er, respektierte die traditionelle Lebensweise anderer Leute, um Karottes freundliche Worte zu zitieren. Doch Mumm fiel es oft schwer, dieses Prinzip zu achten. Es gab Leute, deren »traditionelle Lebensweise« darin bestand, anderen Leuten die Kehle durchzuschneiden, und Mumm konnte sich nicht dazu durchringen, solchem Verhalten mit Respekt zu begegnen.
    »Ich denke nicht besonders diplomatisch, oder?«, fragte er. Grinsi erwiderte seinen Blick und achtete darauf, dass ihre Miene ausdruckslos blieb.
    »Oh, ich weiß nicht, Herr«, erwiderte sie. »Du hast den Satz nicht beendet. Und… nun, viele Zwerge respektieren die
Drudak’ak.
Sie… fühlen sich besser, wenn sie einen der traditionellen Zwerge sehen, Herr.«
    Mumm runzelte verwirrt die Stirn. Dann dämmerte es ihm.
    »Oh, ich verstehe. Vermutlich sagen sie dann Dinge wie ›Dem Himmel sei Dank, dass jemand die Traditionen wahrt‹.«
    »Ja, Herr. Ich nehme an, in jedem Zwerg von Ankh-Morpork steckt ein winziger
Drudak’ak,
der weiß, dass Zwerge normalerweise in Höhlen und Stollen leben.«
    Mumm kritzelte in seinem Notizbuch. Daheim, dachte er. Karotte hatte in aller Unschuld von den Zwergen »daheim« gesprochen. Alle Zwerge – ganz gleich, wo sie sich aufhielten – dachten von den Bergen als »daheim«. Eigentlich komisch, dass die Leute überall Leute waren, wohin man auch ging, auch wenn die betreffenden Leute nicht zu den Leuten gehörten, die den Ausdruck »Leute sind überall Leute« geprägt und sich dabei ganz bestimmte Leute vorgestellt hatten. Und selbst wenn sie nicht die eigenen Vorstellungen von Tugend teilten: Man fand Gefallen daran, andere Leute tugendhaft zu sehen, vorausgesetzt natürlich, es kostete einen nichts.
    »
Warum
sind die
Dru…
die traditionellen Zwerge hierher gekommen? In Ankh-Morpork wimmelt es von Menschen. Es dürfte ihnen nicht leicht fallen, den Menschen dauernd aus dem Weg zu gehen.«
    »Sie werden… gebraucht, Herr. Die Gesetze der Zwerge sind sehr kompliziert, und es gibt häufig Kontroversen. Außerdem nehmen sie Trauungen vor und so weiter.«
    »Das klingt eher nach Priestern.«
    »Zwerge sind nicht religiös, Herr.«
    »Natürlich nicht. Nun gut. Danke, Korporal. Irgendwelche Neuigkeiten über den Einbruch im Zwergenbrotmuseum? Sind schwefelverseuchte inkontinente Katzen vorstellig geworden, um die Tat zu gestehen?«
    »Nein, Herr. Das Komitee Gleiche Höhe Für Zwerge hat ein Flugblatt herausgegeben, in dem von einem weiteren Beispiel für die zweitklassige Behandlung der Zwerge in dieser Stadt die Rede ist. Aber es handelt sich um das übliche Flugblatt, du weißt schon, das mit den leeren Stellen, um die Einzelheiten einzufügen.«
    »Alles bleibt beim Alten, Grinsi. Wir sehen uns morgen. Schick Detritus zu mir.«
    Warum ausgerechnet er? In Ankh-Morpork wimmelt es geradezu von Diplomaten. Die Oberschicht war praktisch für die Diplomatie geschaffen, und ihre Angehörigen kamen mit solchen Dingen bestens zurecht, weil viele der ausländischen hohen Tiere ehemalige Schulkameraden waren. Sie sprachen sich gegenseitig mit Vornamen an, selbst wenn die Leute Ahmed oder Fong hießen. Sie wussten, welche Gabel man wofür verwendete. Sie gingen auf die Jagd, schossen und angelten. Sie bewegten sich in Kreisen, die sich mit denen ihrer fremden Gastgeber überlappten und ziemlich weit von den eher schmutzigen Kreisen entfernt waren, mit denen es Leute wie Mumm jeden Tag zu tun bekamen. Sie wussten, wann man nickte und zwinkerte. Welche Chance hatte er gegen Krawatte und Wappen?
    Vetinari warf ihn Wölfen vor. Und Zwergen. Und Vampiren. Mumm schauderte. Und Vetinari hatte für alle seine Entscheidungen einen triftigen Grund.
    »Herein, Detritus.«
    Der verblüffte Detritus fragte sich immer wieder, woher Mumm wusste, dass er vor der Tür stand. Mumm hatte ihm nie verraten, dass die eine Wand seines Büros knarrte und sich wölbte, wenn der große Troll durch den Flur schritt.
    »Du mich sprechen wollen, Herr?«
    »Ja. Setz dich. Es geht um die Überwald-Angelegenheit.«
    »Ja, Herr.«
    »Was hältst
du
davon, die Heimat wieder zu sehen?«
    Detritus’ Gesicht blieb leer, wie immer, wenn er geduldig darauf wartete, dass etwas einen Sinn ergab.
    »Ich meine Überwald«, fügte Mumm

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