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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ohnehin nicht erklären«, meinte Grinsi.
    »Habe ich einen
Gaadrerghuh
?«, fragte Mumm.
    Grinsi schnitt eine Grimasse, als sie die falsche Aussprache hörte. »Ja, Herr. Jeder hat einen. Aber nur ein Zwerg kann seinen richtig
krazak.
Beziehungsweise ihren«, fügte sie hinzu.
    Mumm seufzte und blickte auf seine Notizen unter der Überschrift »Überwald«. Er war sich nur halb bewusst, dass er selbst die Geografie so behandelte, als ermittle er in einem Verbrechen. (»Hast du gesehen, wer das Tal aus dem Fels gemeißelt hat? Würdest du den Gletscher wieder erkennen?«)
    »Bestimmt unterlaufen mir viele Fehler, Grinsi«, sagte er.
    »Sei unbesorgt, Herr. Das ist bei Menschen immer der Fall. Die meisten Zwerge merken es, wenn du versuchst, Fehler zu vermeiden.«
    »Und es macht dir bestimmt nichts aus, mich zu begleiten?«
    »Früher oder später muss ich es hinter mich bringen, Herr.«
    Mumm schüttelte traurig den Kopf. »Ich begreife es nicht, Grinsi. Warum all die Aufregung über eine Zwergin, die versucht, sich wie…«
    »… eine Frau zu benehmen, Herr?«
    »Ja. Und niemand nimmt Anstoß daran, dass Karotte von sich behauptet, ein Zwerg zu sein, obwohl er ganz klar ein Mensch ist…«
    »Nein, Herr. Er hat Recht. Er ist ein Zwerg. Zwerge haben ihn adoptiert. Er hat das
Y’grad
vollzogen und beachtet das
J’kargra,
sofern es in einer Stadt möglich ist. All das definiert seine Identität als Zwerg.«
    »Er ist mehr als eins achtzig groß!«
    »Dann ist er eben ein sehr großer Zwerg, Herr. Wir finden nichts dabei, dass er auch ein Mensch sein will. Nicht einmal die
Dr
u
dak’ak
sähen hier ein Problem.«
    »Mir gehen allmählich die Hustenbonbons aus, Grinsi. Wie war das?«
    »Nun, Herr, die meisten Zwerge in Ankh-Morpork sind… Ich nehme an, man könnte sie als liberal bezeichnen. Sie stammen größtenteils aus den Bergen hinter Kupferkopf und kommen mit Menschen gut aus. Manche von ihnen räumen sogar ein, dass sie Töchter haben, Herr. Aber einige der… altmodischen Überwald-Zwerge sind nicht sehr weit herumgekommen und verhalten sich so, als wäre B’hrian Blutaxt noch am Leben. Deshalb nennen wir sie
Drudak’ak

    Mumm versuchte, das Wort auszusprechen, aber um die Zwergensprache zu beherrschen, musste man ein Leben lang üben und brauchte außerdem eine mittelschwere Halsentzündung.
    »›Über dem Boden‹… ›Sie-Verneinung‹…« Er gab es auf.
    »Sie kommen nicht oft genug an die frische Luft«, übersetzte Grinsi.
    »Oh. Na schön. Und alle dachten, der neue König sei einer von ihnen?«
    »Es heißt, Albrecht hätte nicht ein einziges Mal in seinem Leben Sonnenlicht gesehen. Am Tag geht sein Clan nie an die Oberfläche. Alle waren sicher, er würde der neue Niedere König sein.«
    Doch dann kam es anders, dachte Mumm. Einige Überwald-Zwerge unterstützten ihn nicht, und daraufhin entwickelten sich die Dinge in eine andere Richtung. Inzwischen gab es viele Zwerge, die in Ankh-Morpork
geboren
waren. Die Kinder trugen ihre Helme mit der hinteren Seite nach vorn und sprachen Zwergisch nur noch zu Hause. Viele von ihnen würden eine Spitzhacke nicht einmal dann erkennen, wenn man sie damit schlug. 7 Sie wollten ihr Leben nicht von einem alten Zwerg bestimmen lassen, der in einem fernen Berg auf einer uralten Semmel hockte.
    Nachdenklich klopfte Mumm mit dem Stift auf sein Notizbuch. Und deshalb prügeln sich die Zwerge in
meinen
Straßen, dachte er.
    »In letzter Zeit sieht man die Zwergensänften immer häufiger«, sagte er. »Trolle tragen sie, und sie sind mit Vorhängen aus dickem Leder ausgestattet…«
    »Drudak’ak«,
meinte Grinsi. »Sehr…
traditionelle
Zwerge. Wenn sie am Tag über dem Boden unterwegs sein müssen, dann meiden sie das Sonnenlicht.«
    »Vor einem Jahr sind sie mir noch nicht aufgefallen.«
    Grinsi zuckte mit den Schultern. »Es leben jetzt ziemlich viele Zwerge in der Stadt, Herr. Die
Drudak’ak
haben das Gefühl, unter Zwergen zu sein. Sie brauchen sich nicht mit Menschen abzugeben.«
    »Mögen sie uns nicht?«
    »Sie lehnen es sogar ab, mit Menschen zu reden. Doch in dieser Hinsicht sind sie auch Zwergen gegenüber recht wählerisch.«
    »Das ist doch blödsinnig!«, entfuhr es Mumm. »Woher bekommen sie Lebensmittel? Von Pilzen allein kann man nicht leben. Was tun sie, um Erz zu verkaufen, Bäche aufzustauen und sich Holz für die Stützbalken in den Stollen zu beschaffen?«
    »Entweder bezahlen sie andere Zwerge, um diese Arbeiten zu verrichten, oder sie

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