Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Freundin.«
    »Ich glaube, sie hat sich Sorgen um die Zukunft gemacht, Herr«, sagte Karotte.
    »Äh, du… sie… die, äh, Werwolf-Sache?«, fragte Mumm verlegen.
    »Der Gedanke lässt sie nicht los«, entgegnete Karotte.
    »Vielleicht hat Angua irgendeinen ruhigen Ort aufgesucht, um über alles nachzudenken.« Zum Beispiel darüber, wie sie mit einem jungen Mann ausgehen sollte, der großartig sein mochte, aber errötete, wenn jemand eine Schachtel Keinesorge erwähnte.
    »Das hoffe ich, Herr«, sagte Karotte. »Manchmal zieht sie sich tatsächlich zurück, um ein wenig Ruhe zu haben. Es ist recht anstrengend, ein Werwolf in einer großen Stadt zu sein. Ich
weiß,
dass wir etwas gehört hätten, wenn sie in Schwierigkeiten geraten wäre…«
    Unmissverständliche Geräusche deuteten an, dass draußen eine Kutsche vorfuhr. Erleichterung durchströmte Mumm. Ein besorgter Karotte war so ungewöhnlich, dass er den Schrecken des Unvertrauten hervorrief.
    »Nun, wir müssen ohne sie aufbrechen«, sagte er. »Ich möchte über alles auf dem Laufenden gehalten werden, Hauptmann. Eine Nachbildung der Steinsemmel wird ein oder zwei Wochen vor einer großen Zwergenkrönung gestohlen… Da braut sich was zusammen, wenn mich nicht alles täuscht. Und da wir schon dabei sind… Ich möchte auch über den aktuellen Stand der Ermittlungen im Fall Keinesorge informiert werden. Ich halte nichts von Rätseln. Mit Hilfe der Türme lassen sich Nachrichten auch bis nach Überwald schicken, oder?«
    Karottes Miene erhellte sich. »Das ist wundervoll, nicht wahr? In einigen Monaten können wir vielleicht in weniger als einem Tag Mitteilungen von Ankh-Morpork bis nach Gennua schicken!«
    »Ja. Ich frage mich, ob wir uns dann irgendetwas Vernünftiges zu sagen haben.«
     
    Lord Vetinari stand am Fenster und beobachtete den Nachrichtenturm auf der anderen Seite des Flusses. Alle acht ihm zugewandten Klappen blinkten hektisch: schwarz, weiß, weiß, schwarz, weiß…
    Informationen flogen durch die Luft. Zwanzig Meilen hinter dem Patrizier blickte jemand auf einem Turm in Sto Lat durch ein Teleskop und rief Zahlen.
    Wie schnell die Zukunft kommt, dachte er.
    Poetische Beschreibungen verglichen die Zeit mit einem gleichmäßig dahinfließenden Strom, doch mit so einer Vorstellung hatte sich Lord Vetinari nie anfreunden können. Nach seiner Erfahrung bewegte sich die Zeit eher in der Art von Gestein, das langsam hin und her glitt, wodurch sich tief im Boden immer mehr Druck aufstaute – bis es schließlich einen Ruck gab, der das Geschirr im Schrank klappern ließ und ein ganzes Rübenfeld zwei Meter weit verschob.
    Schon seit Jahrhunderten wusste man, dass sich mit Lichtzeichen Nachrichten übermitteln ließen, was zweifellos Vorteile mit sich brachte. Außerdem war bekannt, dass sich mit dem Export von Waren Geld verdienen ließ. Und dann begriff jemand, dass man
sehr viel
Geld verdienen konnte, indem man Gennua morgen mit Dingen vertraut machte, die heute in Ankh-Morpork bekannt wurden. Und in der Straße Schlauer Kunsthandwerker war irgendein intelligenter junger Mann besonders schlau gewesen.
    Wissen, Information, Macht, Worte… Unsichtbar flogen sie durch die Luft…
    Und plötzlich vollführte die Welt einen Steptanz auf Treibsand.
    In diesem Fall ging der Preis an den besten Tänzer.
    Lord Vetinari wandte sich vom Fenster ab, nahm einige Dokumente vom Schreibtisch, ging zur Wand, berührte eine bestimmte Stelle und trat durch die lautlos aufschwingende Tür.
    Dahinter erstreckte sich ein Korridor. Licht fiel durch hohe Fenster bis zu den kleinen Steinplatten herab, aus denen der Boden bestand. Der Patrizier ging mit zielstrebigen Schritten, zögerte dann, sagte: »Nein, heute ist Dienstag«, und setzte den Fuß auf einen Stein, der sich überhaupt nicht von den anderen unterschied. 9
    Während der Patrizier den Weg durch Gänge und über Treppen fortsetzte, hätte ein hypothetischer Zuhörer gemurmelte Sätze in der Art von »Es ist zunehmender Mond…«, und »Ja, es ist vor Mittag« vernommen. Einem wirklich aufmerksamen Lauscher wäre auch nicht das leise Surren und Ticken in den Wänden entgangen.
    Ein sehr aufmerksamer und außerdem noch paranoider Horcher hätte vermutlich daran gedacht, dass man keinem der Worte trauen durfte, die der Patrizier sprach, während er allein war. Zumindest sollte man ihnen besser nicht vertrauen, wenn das eigene Leben auf dem Spiel stand.
    Schließlich erreichte Lord Vetinari eine Tür und

Weitere Kostenlose Bücher