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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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diesen Witz
    nicht mehr gehört! Ankh-Morporks Sinn für Humor!«
    »Aber du trägst Silber an deiner… Uniform. Diese… Abzeichen.
    Wolfsköpfe, die nach Blitzen schnappen…«
    Wolf zuckte mit den Schultern. »Ah, so etwas fällt einem Polizis-
    ten natürlich sofort auf. Nun, es ist kein Silber, sondern Nickel.«
    »Das Regiment kenne ich nicht.«
    »Wir sind mehr eine… Bewegung«, sagte Wolf.
    Auch die Haltung ähnelte der Anguas: eine selbstsichere Kämp-
    fe-oder-Flucht-Pose; der ganze Körper wirkte wie eine gespannte
    Feder, deren Kraft sich jederzeit entladen konnte, und zwar ohne
    die Option »Flucht«. Wenn Angua schlechte Laune hatte, neigten
    Menschen in ihrer Nähe unbewusst dazu, den Kragen hochzu-
    schlagen. Aber die Augen waren anders. Sie sahen nicht wie die
    Anguas aus, ließen sich nicht einmal mit den Augen eines Wolfs
    vergleichen.
    Kein Tier hatte solche Augen. Aber Mumm hatte sie gelegentlich
    in Ankh-Morporks weniger gesunden Kneipen gesehen: Wenn
    man Glück hatte, kam man dort durch die Tür nach draußen, be-
    vor der letzte Schluck einen blind werden ließ.
    Colon nannte solche Leute »Flaschenbrut«, und Nobby sprach
    von »verdammten Irren«. Wie auch immer die Bezeichnung lauten
    mochte: Mumm erkannte einen Mistkerl, der keine Skrupel hatte,
    mit dem Kopf durch die Wand ging und nicht davor zurück-
    schreckte, anderen Leuten die Augen auszukratzen. Bei einem
    Kampf blieb einem nichts anderes übrig, als ihn umzubringen,
    andernfal s würde er al es versuchen, um einen zu töten. Die meis-
    ten Randalierer in Kneipen gingen nicht so weit, denn inzwischen
    hatte sich herumgesprochen, dass der Mörder eines Polizisten und
    seine Komplizen mit ziemlich unangenehmen Konsequenzen
    rechnen mussten. Aber ein echter Mistkerl scherte sich nicht darum, weil sich sein Gehirn an einem anderen Ort aufhielt, während
    er kämpfte.
    Wolf lächelte. »Gibt es ein Problem, Euer Gnaden?«
    »Was? Nein. Ich habe nur… nachgedacht. Sind wir uns schon
    einmal begegnet?«
    »Heute Morgen hast du meinen Vater besucht.«
    »Ah, ja.«
    »Wir wechseln nicht immer die Gestalt, wenn Besucher kom-
    men«, sagte Wolf. In seinen Augen flackerte nun ein orangenes
    Licht. Bisher hatte Mumm »glühende Augen« für eine Redewen-
    dung gehalten.
    »Wenn du mich bitte entschuldigen würdest – ich muss mit dem
    Ideenschmecker sprechen«, sagte Mumm. »Über Politik.«
    Dee folgte ihm in eine stille Ecke. »Ja?«
    »Hat Dösig die Semmelhöhle jeden Tag zur gleichen Zeit aufge-
    sucht?«
    »Ich glaube schon. Es hing von seinen anderen Pflichten ab.«
    »Also hat er sie nicht immer zur gleichen Zeit aufgesucht. Na schön. Wann findet der Wachwechsel statt?«
    »Um drei Uhr.«
    »Erreichte Dösig die Höhle vorher oder nachher?«
    »Das hing von seinen anderen…«
    »Meine Güte. Schreiben die Wächter al es auf?«
    Dee starrte Mumm groß an. »Sol das heißen, er könnte die Höh-
    le zweimal an einem Tag aufgesucht haben?«
    »Ausgezeichnet. Nun, ich meine, das könnte der Fall gewesen
    sein. Ein Zwerg kommt allein mit einem Boot und bringt zwei
    Kerzen. Würden die Wächter großes Interesse an ihm zeigen? Und
    wenn ein anderer Zwerg eine Stunde später käme, nach dem
    Wachwechsel… Wäre das ein großes Risiko? Selbst wenn der an-
    dere Zwerg auffiele… Er brauchte nur etwas über… was weiß ich,
    schlechte Kerzen oder feuchte Dochte oder so zu murmeln.«
    Dee blickte in die Ferne. »Es wäre trotzdem ziemlich gefährlich«,
    entgegnete er schließlich.
    »Aber wenn der Dieb weiß, wann die Wache wechselt und wo
    sich der wahre Dösig aufhält… In dem Fal bleibt nur ein geringes
    Restrisiko. Und als Lohn winkt die Steinsemmel.«
    Dee schauderte und nickte. »Morgen früh werden die Wächter
    befragt«, entschied er.
    »Von mir.«
    »Warum?«
    »Weil ich weiß, mit welchen Fragen man Antworten bekommt.
    Wir richten hier ein Büro ein. Wir stel en fest, wer wann wo gewe-
    sen ist. Und wir reden mit den Wächtern. Auch mit denen am Tor.
    Wir stellen fest, wer gekommen und wer gegangen ist.«
    »Du vermutest etwas, nicht wahr?«
    »Nun, sagen wir, es formen sich gewisse Vorstellungen.«
    »Ich… kümmere mich um alles.«
    Mumm richtete sich auf und kehrte zu Lady Sybil zurück, die wie
    eine Insel in einem Meer aus Zwergen aufragte. Sie sprach mit
    einigen von ihnen, die Mumm zuvor auf der Bühne gesehen hatte.
    »Wo bist du gewesen, Sam?«, fragte Sybil.
    »Politik hat mich aufgehalten«, erwiderte Mumm.

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