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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wenn er eine zweite Nacht in den Bergen verbringen
    musste, doch die Appetithäppchen beim Empfang lagen schon
    eine ganze Weile zurück.
    Hier stapft Ankh-Morpork über und durch den Schnee…
    Nach einer halben Stunde erreichte er ein kleines Tal, wo ein
    Bach zwischen zwei eisverkrusteten Ufern plätscherte. Dampf
    stieg auf.
    Das Wasser war warm.
    Mumm folgte dem Verlauf des Baches. An beiden Ufern verlie-
    fen Spuren von Tieren. Hier und dort sammelte sich das Wasser in
    tiefen Mulden und roch nach faulen Eiern. Gefrierender Dampf
    hatte die blattlosen Büsche in der Nähe mit Eis überzogen.
    Nahrung konnte warten. Mumm streifte die Kleidung ab und
    stieg in einen der tieferen Tümpel. Das Wasser war so heiß, dass er
    unwillkürlich aufschrie, aber dann streckte er sich darin aus.
    Gab es so etwas nicht oben in Nichtsfjord? Er hatte Geschichten
    gehört. Die Leute dort nahmen heiße Dampfbäder, und anschlie-
    ßend liefen sie durch den Schnee und schlugen sich gegenseitig mit
    Scheiten aus Birkenholz. Oder etwas in der Art. Auch wenn es
    noch so dämlich war – irgendein Ausländer war irgendwo damit
    befasst.
    Bei den Göttern, es fühlte sich herrlich an. Heißes Wasser bedeutete Zivilisation. Mumm spürte, wie die Wärme die Steifheit in
    seinen Muskeln schmelzen ließ.
    Nach einigen Minuten platschte er zum Ufer, kramte in seiner
    Kleidung und entdeckte schließlich ein zerdrücktes Zigarrenpäck-
    chen. Nach den Ereignissen der vergangenen vierundzwanzig
    Stunden enthielt es einige Dinge, die wie fossile Zweige aussahen.
    Er hatte zwei Streichhölzer.
    Ach, und wenn schon. Jeder konnte mit einem Streichholz ein
    Feuer anzünden.
    Mumm streckte sich wieder im Wasser aus. Eine gute Entschei-
    dung. Er spürte, wie er wieder zu sich selbst fand. Die Wärme gab
    ihm neue Kraft und vertrieb den Dunst der Benommenheit…
    »Ah, Euer Gnaden…«
    Wolf von Überwald saß am gegenüberliegenden Ufer. Er war
    splitternackt, und Dampf stieg von ihm auf, als hätte er gerade
    Sport getrieben. Seine Muskeln glänzten wie geölt – ein Eindruck,
    der vermutlich nicht täuschte.
    »Laufen im Schnee ist großartig, nicht wahr?«, sagte Wolf freund-
    lich. »Du scheinst wirklich bemüht zu sein, dir die Traditionen von
    Überwald anzueignen, Euer Gnaden. Lady Sybil lebt, ist bei bester
    Gesundheit und kann zur Stadt zurückkehren, sobald die Pässe
    wieder frei sind. Es erleichtert dich sicher, das zu hören.«
    Andere Gestalten näherten sich durch den Wald, Männer und
    Frauen. Sie al e waren nackt und ebenso unbefangen wie Wolf.
    Mumm begriff, dass seine Stunde geschlagen hatte. Er sah es in
    Wolfs Augen. »Ein heißes Bad vor dem Frühstück tut wirklich
    gut«, sagte er.
    »Ah, ja. Auch wir haben noch nicht gefrühstückt«, erwiderte
    Wolf. Er stand auf, streckte sich – und sprang mit einem Satz über
    den Tümpel hinweg. Auf der anderen Seite griff er nach Mumms
    Hose und durchsuchte sie.
    »Ich habe Inigos verdammtes Ding weggeworfen«, sagte Mumm.
    »Ich glaube nicht, dass es ein Freund im Kissen versteckt hat.«
    »Es ist alles Teil des großen Spiels, Euer Gnaden«, meinte Wolf.
    »Mach dir nichts draus! Die Stärksten überleben, und so sol te es
    auch sein!«
    »Dee hat dies geplant, nicht wahr?«
    Wolf lachte. »Der liebe kleine Dee? Oh, er hatte einen Plan. Es
    war ein guter kleiner Plan, wenn auch ein wenig verrückt. Zum
    Glück brauchen wir ihn nicht mehr!«
    »Du möchtest, dass die Zwerge in den Krieg ziehen?«
    »Stärke ist gut «, sagte Wolf und faltete Mumms Kleidung sorgfältig zusammen. »Aber wie einige andere gute Dinge bleibt sie nur
    dann gut, wenn sie nicht zu vielen Personen zur Verfügung steht.«
    Er warf die Kleidungsstücke so weit wie möglich fort.
    »Was wil st du jetzt von mir hören, Euer Gnaden?«, fuhr Wolf
    fort. »Vielleicht etwas in der Art von ›Du wirst sterben, und des-
    halb kann ich dir ruhig al es erklären?‹«
    »Nun, das wäre nicht schlecht«, sagte Mumm.
    »Du wirst sterben.« Wolf lächelte. »Warum hältst du nicht einen kleinen Vortrag?«
    Dadurch gewinne ich Zeit, dachte Mumm. Vielleicht trafen die
    Holzfäller und Köhler bald ein. Wenn sie ihre Äxte nicht mit-
    brachten, würden sie mit ihm zusammen in große Schwierigkeiten geraten.
    »Ich bin… ziemlich sicher, warum die Nachbildung der Stein-
    semmel in Ankh-Morpork gestohlen wurde«, begann Mumm.
    »Und ich glaube fast, dass eine Kopie davon angefertigt wurde.
    Vermutlich gelangte sie mit einer

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