Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
äh…«
    »Ja?«
    »In diesem Jahr sieht die Sache ein wenig anders aus. Die Gemü-
    ter sind… erhitzt.«
    Ah, dachte Mumm.
    »Der falsche Zwerg hat gewonnen?«, fragte er.
    »Das würden einige Zwerge behaupten«, sagte Karotte. »Aber ei-
    gentlich wird der ganze Vorgang in Frage gestel t, und zwar von
    den Zwergen der größten Zwergenstadt außerhalb von Überwald.«
    »Nenn den Namen nicht. Du meinst bestimmt den Ort mittwärts
    von…«
    »Ich meine Ankh-Morpork, Herr.«
    »Was? Dies ist keine Zwergenstadt!«
    »Inzwischen leben hier fünfzigtausend Zwerge, Herr.«
    »Im Ernst?«
    »Ja, Herr.«
    »Bist du sicher ?«
    »Ja, Herr.«
    Natürlich ist er sicher, dachte Mumm. Und wahrscheinlich kennt
    er sie al e mit Namen.
    »Derzeit findet eine große Debatte statt«, fügte Karotte hinzu.
    »Man diskutiert über die Definition des Begriffs ›Zwerg‹.«
    »Nun, manche Leute sind der Meinung, dass man Zwerge deshalb Zwerge nennt, weil…«
    »Nein, Herr. Die Größe spielt dabei keine Rolle. Nobby Nobbs
    ist kleiner als viele Zwerge, aber deshalb kämen wir nicht auf den
    Gedanken, ihn Zwerg zu nennen.«
    »Es fällt uns sogar schwer, ihn als Menschen zu bezeichnen«,
    sagte Mumm.
    »Und immerhin bin auch ich ein Zwerg.«
    »Weißt du, Karotte, ich wol te schon längst mit dir darüber re-
    den…«
    »Zwerge haben mich adoptiert. Ich bin bei Zwergen auf gewach-
    sen. Für Zwerge bin ich ein Zwerg, Herr. Ich kann das K’zakra-
    Ritual durchführen. Ich kenne die Geheimnisse des H’ragna. Ich kann meine G’rakha richtig ha’lk… Ich bin ein Zwerg.«
    »Was bedeuten diese Worte?«
    »Das darf ich Nichtzwergen nicht verraten.« Karotte versuchte
    taktvoll, den Zigarrenrauch zu meiden.
    »Unglücklicherweise glauben einige Bergzwerge, Emigranten wä-
    ren keine richtigen Zwerge mehr. Doch diesmal haben die Ansich-
    ten der Zwerge von Ankh-Morpork beim Königsamt den Aus-
    schlag gegeben, was vielen Zwergen daheim nicht gefällt. Überall
    gibt es böses Blut. Familien fallen auseinander. Es wird häufig an
    Bärten gezogen.«
    »Tatsächlich?« Mumm versuchte, nicht zu lächeln.
    »Das ist keineswegs komisch, wenn man ein Zwerg ist.«
    »Entschuldigung.«
    »Und ich fürchte, der neue Niedere König macht es noch
    schlimmer, obwohl ich ihm natürlich alles Gute wünsche.«
    »Ein harter Bursche?«
    »Nun, Herr, ich schätze, man kann von folgender Annahme aus-
    gehen: Ein Zwerg, der in der Zwergengesel schaft weit genug auf-
    steigt, um auch nur als Kandidat für das Amt des Königs in Frage zu kommen, erreicht solch einen Rang bestimmt nicht, indem er
    das Haihi-Haiho-Lied singt und verletzte Tiere im Wald pflegt.
    Wie dem auch sei: Nach Zwergenmaßstäben ist König Rhys Rhys-
    son ein moderner Denker, obwohl ich gehört habe, dass er Ankh-
    Morpork nicht sehr mag.«
    »Klingt in der Tat nach einem sehr klaren Denker.«
    »Die traditioneller eingestellten Bergzwerge halten nichts von
    ihm und sind sehr enttäuscht, denn sie glaubten, Albrecht
    Albrechtson würde der nächste Niedere König werden.«
    »Er ist vermutlich kein moderner Denker.«
    »Er hält es schon für gefährlich unzwergisch, die Stollen zu ver-
    lassen und sich oberhalb des Bodens aufzuhalten.«
    Mumm seufzte. »Ganz offensichtlich gibt es da ein Problem, Ka-
    rotte. Aber der wichtigste Aspekt dieses Problems besteht darin,
    dass es nicht mich betrifft. Und auch nicht dich, obwohl du
    glaubst, ein Zwerg zu sein.« Er klopfte an die Vitrine mit der Steinsemmel.
    »Eine Nachbildung, wie?«, fragte er. »Bist du ganz sicher, dass es
    nicht das echte Exemplar ist?«
    »Herr! Es gibt nur eine echte Steinsemmel. Wir nennen sie das
    ›Ding und die Gesamtheit des Dings‹.«
    »Nun, wenn es eine wirklich gute Nachbildung ist… Wer könnte
    den Unterschied erkennen?«
    »Jeder Zwerg, Herr.«
    »Na schön.«

    Zwei Flüsse trafen sich an einem kleinen Dorf. Dort gab es be-
    stimmt Boote.
    Sein Trick hatte ganz offensichtlich funktioniert. Die Hänge hin-
    ter ihm glänzten weiß, und nirgends zeigten sich dunkle Schemen.
    Ganz gleich, wie gut sie waren – sol ten sie versuchen, schnel er zu schwimmen als ein Boot…
    Fester Schnee knirschte unter ihm. Er wankte an einigen einfa-
    chen Hütten vorbei, sah den Landesteg und die Boote, löste das
    frosterstarrte Seil des nächsten Boots, griff nach einem Ruder und
    schob sich damit in die Strömung.
    Auf den Hügeln regte sich noch immer nichts.
    Jetzt hatte er Gelegenheit, seine Situation

Weitere Kostenlose Bücher