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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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genug, eine
    solche Entscheidung zu treffen –, konnten sie wohl kaum feststel-
    len, an welcher Stel e er an Land zurückgekehrt war.
    Links von ihm erklang dumpfes Heulen.
    Er wandte sich nach rechts und hastete durch die Düsternis des
    Waldes.

    Mumm hörte, wie Karotte in der Dunkelheit umhertastete, und
    dann drehte sich ein Schlüssel im Schloss.
    »Ich dachte, das Komitee Gleiche Höhe Für Zwerge verwaltet
    diesen Ort«, sagte der Kommandeur.
    »Es ist sehr schwer, Freiwil ige zu finden«, erwiderte Karotte. Er
    geleitete Mumm durch die niedrige Tür und zündete eine Kerze
    an. »Ich komme jeden Tag hierher, um die Dinge im Auge zu be-
    halten, aber ansonsten scheint niemand sehr interessiert daran zu
    sein.«
    »Der Grund dafür ist mir ein Rätsel«, sagte Mumm und sah sich
    im Zwergenbrotmuseum um.
    Das einzig Positive, das sich über die hier ausgestellten Brotpro-
    dukte sagen ließ, war vermutlich: Sie waren ebenso genießbar wie
    an jenem Tag, an dem man sie gebacken hatte.
    Eigentlich war es in diesem Zusammenhang besser von »ge-
    schmiedet« zu sprechen. Zwergenbrot war nicht nur als Notration
    gedacht, sondern auch als Waffe und Währung. Zwerge hielten
    nicht viel von Religion, soweit Mumm wusste, aber ihre Einstel-
    lung dem Brot gegenüber konnte man durchaus fromm nennen.
    Irgendwo in der Dunkelheit klimperte es, und dann kratzte et-
    was.
    »Ratten«, sagte Karotte. »Die armen Tiere versuchen immer wie-
    der, Zwergenbrot zu fressen. Ah, da sind wir. Die Steinsemmel.
    Natürlich eine Nachbildung.«
    Mumm betrachtete das unförmige Etwas in der staubigen Vitri-
    ne. Die Ähnlichkeit mit einer Semmel war nur zu erkennen, wenn
    man vorher darauf hingewiesen worden war. Andernfal s hätte
    man das Objekt vermutlich als Klumpen wahrgenommen. Größe
    und Form entsprachen einem gut eingesessenen Kissen. Hier und
    dort zeigten sich einige versteinerte Rosinen.
    »Nach einem arbeitsreichen Tag stützt meine Frau die Füße auf
    so etwas«, sagte Mumm.
    »Die Steinsemmel ist eintausendfünfhundert Jahre alt«, erwiderte
    Karotte mit Ehrfurcht in der Stimme.
    »Ich dachte, dies sei eine Nachbildung.«
    »Nun ja…«, räumte Karotte ein. »Aber es ist die Nachbildung ei-
    nes sehr wichtigen Gegenstands.«
    Mumm schnupperte. Ein beißender Geruch lag in der Luft.
    »Riecht ziemlich stark nach Katze hier drin.«
    »Ich fürchte, sie folgen den Ratten hierher. Eine Ratte, die an
    Zwergenbrot geknabbert hat, kann nicht mehr sehr schnel laufen.«
    Mumm zündete sich eine Zigarre an. Karotte bedachte ihn mit
    einem Blick, in dem unsichere Missbilligung zum Ausdruck kam.
    »Wir danken den Besuchern, dass sie hier nicht rauchen, Herr«,
    sagte er.
    »Wieso?«, fragte Mumm. »Woher wollt ihr wissen, dass sie nicht
    doch rauchen?« Er lehnte sich an die Vitrine. »Na schön, Haupt-
    mann. Warum schickt man mich wirklich nach… Bums? Ich weiß
    nicht sehr viel über Diplomatie, aber mir ist klar, dass es dabei nie um nur eine Sache geht. Was hat es mit dem Niederen König auf
    sich? Warum fal en die Zwerge übereinander her?«
    »Nun, Herr, hast du jemals vom Kruk gehört?«
    »Meinst du das Minengesetz der Zwerge?«, erwiderte Mumm.
    »Ausgezeichnet, Herr. Al erdings steckt noch viel mehr dahinter.
    Das Kruk betrifft… die Lebensweise der Zwerge. Besitz und Ei-
    gentum, Eherecht, Erbschaft, Regeln bei Kontroversen und so
    weiter. Der Niedere König… Nun, man könnte ihn als letztes Be-
    rufungsgericht bezeichnen. Er wird beraten, hat aber das letzte
    Wort. Kannst du mir folgen?«
    »Bisher ergibt al es einen Sinn.«
    »Er wird auf der Steinsemmel gekrönt und sitzt darauf, wenn er
    seine Urteile fällt, weil das alle Niedere Könige getan haben, seit
    B’hrian Blutaxt vor tausendfünfhundert Jahren. Es… verleiht Au-
    torität.«
    Mumm nickte verdrießlich. Auch das ergab einen Sinn. Man
    setzte eine bestimmte Verhaltensweise fort, weil sich die Vorfah-
    ren ebenso verhalten hatten, und die Erklärung lautete: »So ist es
    immer schon gewesen.« Eine Million Tote können sich nicht irren,
    oder?
    »Wird er gewählt oder als König geboren?«, fragte Mumm.
    »Ich glaube, man könnte es eine Wahl nennen«, sagte Karotte.
    »Aber eigentlich läuft es darauf hinaus, dass die alten Zwerge es
    unter sich ausmachen. Nachdem sie anderen Zwergen zugehört
    haben. In diesem Zusammenhang spricht man von ›sondieren‹.
    Traditionel stammt der Niedere König aus einer der großen Fami-
    lien. Aber…

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