Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
mit erhobenem Schwert hereinstürmte.
    »Ich habe den Stöpsel des Duftfläschchens fallen gelassen, Sam!
    Was ist denn los mit dir? Selbst Angua meint, er sei viele Meilen
    entfernt und nicht in der Verfassung, irgendwelche Probleme zu
    verursachen! Warum bist du so nervös?«
    Mumm ließ das Schwert sinken und versuchte, sich zu entspan-
    nen.
    »Weil unser Wolfgang ein verdammter Irrer ist. Ich kenne Leute
    wie ihn. Eine normale Person kriecht fort, wenn sie Prügel bezo-
    gen hat. Oder sie ist vernünftig genug, nicht erneut aufzumucken.
    Aber manchmal bekommt man es mit jemandem zu tun, der ein-
    fach nicht aufhören will. Fünfzig Kilo leichte Schwächlinge, die
    versuchen, Detritus mit dem Kopf von den Beinen zu stoßen.
    Oder hirnrissige Fliegengewichte, die eine Flasche an der Theke
    zerbrechen und dann fünf Wächter angreifen. Verstehst du, was
    ich meine? Idioten, die einfach nicht begreifen, wann man besser
    aufhört zu kämpfen. Man kann sie nur zur Ruhe bringen, indem
    man sie entweder bewusstlos schlägt oder ganz und gar unschäd-
    lich macht.«
    »Ja, ich glaube, ich kenne den Typ«, sagte Lady Sybil mit einer
    Ironie, die Sam Mumm erst einige Tage später bemerkte. Sie strich
    ihm einige Flusen vom Mantel.
    »Er wird zurückkehren«, murmelte Mumm. »Ich spüre es, ganz
    deutlich.«
    »Sam?«
    »Ja?«
    »Könnte ich bitte für einige Minuten deine Aufmerksamkeit ha-
    ben? Wolfgang ist Anguas Problem, nicht deins. Ich brauche Ge-
    legenheit, eine Zeit lang in al er Ruhe mit dir zu reden, ohne dass
    du irgendwelchen Werwölfen hinterher rennst.« Sie sagte es so, als
    sei es ein kleiner Charakterfehler, wie die Angewohnheit, die Stiefel dort stehen zu lassen, wo andere Leute über sie stolpern konnten.
    »Äh, sie liefen hinter mir her«, gab er zurück.
    »Aber es gibt immer Leute, die tot aufgefunden werden oder ver-
    suchen, dich zu töten…«
    »Ich bitte sie nicht darum, Schatz.«
    »Sam, ich bekomme ein Kind.«
    Sams Kopf steckte vol er Werwölfe, und seine Ehemann-
    Automatik wurde aktiv, um mit »Ja, Schatz«, »Such die Farbe aus,
    die dir gefäl t« oder »Ich beauftrage jemanden, sich darum zu
    kümmern« zu antworten. Glücklicherweise verfügte sein Gehirn
    über einen eigenen Selbsterhaltungstrieb und wol te nicht im In-
    nern eines Schädels stecken, der von einer Nachttischlampe einge-
    schlagen wurde. Es schrieb Sybils Worte mit grellem Weiß auf die
    Innenseite seiner Augen und versteckte sich dann irgendwo.
    Deshalb war seine Antwort ein schwaches: »Was? Wie?«
    »Auf normale Weise, hoffe ich.«
    Mumm setzte sich aufs Bett. »Doch nicht jetzt sofort?«
    »Das bezweifle ich sehr. Frau Zufrieden meinte, es sei alles klar,
    und sie ist seit fünfzig Jahren Hebamme.«
    »Oh.« Einige Hirnfunktionen krochen zurück. »Gut. Das ist…
    gut.«
    »Du brauchst wahrscheinlich eine Weile, um es zu verarbeiten.«
    »Ja.« Noch ein Neuron leuchtete auf. »Äh, es kommt doch al es
    in Ordnung, nicht wahr?«
    »Wie meinst du das?«
    »Äh, du bist, du bist nicht… du…«
    »Sam, in meiner Familie wurden die Frauen dazu gezüchtet, Kin-
    der zur Welt zu bringen. Natürlich kommt alles in Ordnung.«
    »Oh. Gut.«
    Mumm saß da und starrte. Sein Kopf fühlte sich an wie ein gro-
    ßes Meer, das sich gerade vor einem Propheten geteilt hatte. Wo es
    eigentlich aktiv sein sol te, erstreckte sich nur Sand, auf dem hier und dort ein Fisch zappelte. Doch zu beiden Seiten türmten sich
    gewaltige Wogen auf, und gleich würden sie herabdonnern, um
    noch hundert Meilen entfernte Städte zu überfluten.
    Wieder klirrte Glas, diesmal im Erdgeschoss.
    »Vermutlich hat Igor etwas fal en gelassen«, sagte Sybil, als sie
    den Gesichtsausdruck ihres Mannes bemerkte. »Mehr ist es nicht.
    Nur ein umgestoßenes Glas.«
    Etwas knurrte, und ein erstickter Schrei erklang, der jäher Stille
    wich.
    Mumm sprang auf. »Schließ die Tür hinter mir ab und schieb das
    Bett vor!« Er verharrte kurz im Flur. »Ohne dich dabei zu überan-
    strengen!«, fügte er hinzu und lief zur Treppe.
    Wolfgang kam ihm entgegen.
    Diesmal bot er ein anderes Erscheinungsbild. Wolfsohren steck-
    ten an einem immer noch menschlichen Kopf, und sein Haar bil-
    dete eine Mähne. Hier und dort zeigten sich Fel büschel an seiner
    Haut, die meisten von ihnen blutverklebt.
    Der Rest von ihm… schien Schwierigkeiten zu haben, sich für
    eine Gestalt zu entscheiden. Eine Hand versuchte, zu einer Pfote
    zu werden.
    Mumm griff nach seinem Schwert

Weitere Kostenlose Bücher