Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Eigentlich war
    es gar kein Geräusch, eher eine Veränderung in der Textur der
    Luft.
    Der Baron trat hinter dem Wandschirm hervor und zog den
    Gürtel eines recht mitgenommenen Bademantels zurecht. Die Ba-
    ronin schniefte.
    »Dein Vater trägt zumindest Kleidung«, sagte sie.
    »Kleidung ist ungesund, Mutter«, wandte Wolfgang ruhig ein.
    »Nacktheit bedeutet Reinheit.«
    Der Baron setzte sich. Er war ein großer Mann mit gerötetem
    Gesicht, soweit sein Gesicht unter dem langen Haar, den buschi-
    gen Augenbrauen und dem dichten Bart zu erkennen war: Das
    wilde Wuchern schien miteinander zu wetteifern.
    »Nun?«, brummte er.
    »Der Diebesfänger Mumm aus Ankh-Morpork wird als angeblicher
    Botschafter zu uns geschickt!«, sagte die Baronin scharf.
    »Zwerge?«
    »Man wird ihnen natürlich Bescheid geben.«
    Einige Sekunden blickte der Baron ins Leere und zeigte dabei
    den gleichen Gesichtsausdruck wie Detritus, wenn sich in ihm ein
    neuer Gedanke formte.
    »Schlimm?«, brachte er schließlich hervor.
    »Ich habe dir tausend Mal davon erzählt, Guye«, sagte die Baro-
    nin. »Du verbringst zu viel Zeit in der anderen Gestalt! Du weißt doch, wie es nachher um dich steht. Stell dir vor, es kämen offizielle Besucher?«
    »Sie beißen!«
    »Siehst du! Leg dich irgendwo schlafen und komm erst dann
    wieder, wenn du fähig bist, ein richtiger Mensch zu sein!«
    »Mumm könnte alles ruinieren, Vater«, sagte Wolfgang. Er hatte inzwischen mit Handständen begonnen, wobei er ebenfal s nur
    eine Hand einsetzte.
    »Guye! Hör auf damit!«
    Der Baron stel te den Versuch ein, sich mit dem Bein am Ohr zu
    kratzen. »Vorsicht?«, fragte er.
    Wolfgangs glänzender Leib sank kurz nach unten, als er die
    Hand wechselte.
    »Das Leben in der Stadt lässt Männer schwach werden. Be-
    stimmt gibt uns Mumm Gelegenheit für ein wenig Spaß. Es heißt,
    er läuft gern.« Er lachte leise. »Wir werden sehen, wie schnell er
    ist.«
    »Seine Frau meint, er hätte ein weiches Herz… Guye! Wag es bloß
    nicht! Geh nach oben, wenn du so etwas tun musst !«
    Der Baron wirkte nur wenig verlegen, rückte seinen Bademantel
    aber trotzdem zurecht.
    »Räuber!«, sagte er.
    »Ja, sie könnten in dieser Jahreszeit ein Problem sein«, bestätigte
    Wolfgang.
    »Mindestens ein Dutzend«, meinte die Baronin. »Das sol te ei-
    gentlich…«
    Wolf schnaufte und stand noch immer auf einer Hand. » Nein,
    Mutter. Du bist dumm. Seine Kutsche muss uns sicher erreichen.
    Verstehst du? Wenn sie bei uns eingetroffen ist… Nun, dann kann
    eine Menge passieren.«
    Die Brauen des Barons neigten sich einander entgegen, als er
    nachdachte. »Plan! König!«
    »Genau.«
    Die Baronin seufzte. »Ich traue dem kleinen Zwerg nicht.«
    Wolf stieß sich ab und landete auf den Füßen. »Nein. Ob er Ver-
    trauen verdient oder nicht – wir haben nur ihn. Mumm muss uns
    erreichen, mit seinem weichem Herzen. Er könnte uns sogar nütz-
    lich sein. Vielleicht… sollten wir der Sache ein wenig nachhelfen.«
    »Warum?«, schnappte die Baronin. »Soll sich Ankh-Morpork um
    seine eigenen Kinder kümmern!«

    Es klopfte an der Tür, als Mumm frühstückte. Willikins führte
    einen kleinen, dünnen Mann in zwar ordentlicher, aber abgewetz-
    ter schwarzer Kleidung herein. Durch den übermäßig großen Kopf
    wirkte er wie ein Lutscher. Er trug eine schwarze Melone, auf die
    gleiche Weise wie ein Soldat seinen Helm, und er ging wie jemand,
    mit dessen Knien etwas nicht stimmte.
    »Es tut mir sehr Leid, Seine Gnaden zu stören…«
    Mumm legte das Messer beiseite. Er hatte gerade eine Orange
    geschält. Sybil bestand darauf, dass er Obst aß.
    »Nicht Seine Gnaden«, erwiderte er. »Einfach nur Mumm. Oder
    Sir Samuel, wenn du darauf bestehst. Du bist Vetinaris Sekretär,
    nicht wahr?«
    »Inigo Schaumlöffel, Herr. Mhm-mhm. Ich sol mit dir nach Ü-
    berwald reisen.«
    »Ah, du wirst das Flüstern und Zwinkern übernehmen, während
    ich die Gurkenbrote verteile, stimmt’s?«
    »Ich werde versuchen, zu Diensten zu sein, Herr, obwohl ich
    nicht gut zwinkere. Mhm-mhm.«
    »Möchtest du was zum Frühstück?«
    »Ich habe bereits gegessen, Herr. Mhm-m, hm.«
    Mumm musterte den Sekretär von Kopf bis Fuß. Es war nicht
    nur, dass der Kopf zu groß wirkte. Jemand schien al es darunter
    zusammengequetscht und nach oben gedrückt zu haben. Außer-
    dem ging ihm al mählich das Haar aus, und er hatte den Rest sorg-
    fältig auf dem rosaroten Schädel verteilt. Sein Alter ließ sich nur
    schwer

Weitere Kostenlose Bücher