Der Fünfte Elefant
andere Dinge, Herr.«
Karottes Unbehagen gab Mumm einen Hinweis. Irgendwo in
seinem Hinterkopf öffnete das Unterbewusstsein den geistigen
Aktenschrank und holte eine Karteikarte hervor.
»Keinesorge, Keinesorge… Wenn ich mich recht entsinne, steht
dieser Name auch auf gewissen Schachteln. Ist er der Mann, dem
wir die gleichnamigen Produkte verdanken?«
»Ja, Herr«, bestätigte Karotte und lief rot an.
»Meine Güte, was tauchte er denn in den Bottich?«
»Er wurde hineingeworfen, Herr. Darauf deutet al es hin.«
»Aber er ist praktisch ein Nationalheld!«
»Herr?«
»Hauptmann, ohne Keinesorges Verhütungsmittel für nur einen
Cent pro Schachtel wäre die Wohnungsnot in Ankh-Morpork
noch viel schlimmer. Wem sol te daran gelegen sein, ausgerechnet
ihn aus dem Weg zu räumen?«
»Manche Leute haben bestimmte Ansichten, Herr«, erwiderte
Karotte kühl.
Ja, und ob, dachte Mumm. Zwerge halten nicht viel von solchen
Dingen.
»Leite die Ermittlungen ein. Sonst noch etwas?«
»Ein Fuhrmann griff den Obergefreiten Winzig an, weil der eine
Klammer an seinem Karren anbrachte.«
»Er griff ihn an?«
»Ja, Herr. Er versuchte, auf ihn zu treten.«
Mumm stel te sich Knuddel Winzig vor, einen fünfzehn Zenti-
meter großen Gnom. Legte man die Maßstäbe von aufgestauter
Aggression an, ragte er mindestens eine Meile weit empor.
»Wie geht es ihm?«
»Nun, der Mann kann sprechen, aber es dürfte eine Weile dau-
ern, bis er wieder imstande ist, auf einen Karren zu klettern. Abge-
sehen von diesen beiden Fällen ist alles reine Routine.«
»Keine neuen Hinweise bezüglich des Einbruchs ins Zwer-
genbrotmuseum?«
»Nein, eigentlich nicht. In der Zwergengemeinschaft sind viele
Vorwürfe und Anklagen laut geworden, aber niemand weiß etwas
Konkretes. Wie du selbst gesagt hast, Herr: Vermutlich erfahren
wir dann mehr, wenn die Angelegenheit brenzlig wird.«
»Irgendein Wort auf der Straße?«
»Ja, Herr. Es lautet ›Halt‹. Feldwebel Colon hat es an den Anfang
des Unteren Breiten Wegs gemalt. Die Fuhrleute sind jetzt viel
vorsichtiger. Natürlich muss alle ein oder zwei Stunden der Dung
fortgeschaufelt werden.«
»Die Sache mit dem Verkehr macht uns nicht sehr beliebt,
Hauptmann.«
»Das stimmt, Herr. Aber unsere Popularität lässt ohnehin zu
wünschen übrig. Wenigstens bringt es Geld in die Stadtkasse.
Äh… da wäre noch etwas anderes, Herr.«
»Ja?«
»Hast du Feldwebel Angua gesehen, Herr?«
»Ich? Nein. Ich habe erwartet, sie hier anzutreffen.« Erst jetzt
hörte Mumm die Sorge in Karottes Stimme. »Stimmt was nicht?«
»In der vergangenen Nacht ist sie nicht zum Dienst erschienen.
Es war kein Vol mond, deshalb finde ich ihr Fehlen ein wenig…
seltsam. Nobby meinte, irgendetwas hätte sie beunruhigt, als sie
neulich zusammen im Dienst waren.«
Mumm nickte. Wer zusammen mit Nobby auf Streife ging, neig-
te schon nach kurzer Zeit dazu, unruhig zu werden und immer
wieder auf die Uhr zu sehen.
»Bist du bei ihr zu Hause gewesen?«
»Sie hat nicht in ihrem Bett geschlafen«, sagte Karotte. »Auch
nicht im Korb.«
»Nun, da kann ich dir kaum helfen, Karotte. Sie ist deine Freun-
din.«
»Ich glaube, sie hat sich Sorgen um die Zukunft gemacht, Herr«,
sagte Karotte.
»Äh, du… sie… die, äh, Werwolf-Sache?«, fragte Mumm verle-
gen.
»Der Gedanke lässt sie nicht los«, entgegnete Karotte.
»Viel eicht hat Angua irgendeinen ruhigen Ort aufgesucht, um
über al es nachzudenken.« Zum Beispiel darüber, wie sie mit einem
jungen Mann ausgehen sol te, der großartig sein mochte, aber errö-
tete, wenn jemand eine Schachtel Keinesorge erwähnte.
»Das hoffe ich, Herr«, sagte Karotte. »Manchmal zieht sie sich
tatsächlich zurück, um ein wenig Ruhe zu haben. Es ist recht an-
strengend, ein Werwolf in einer großen Stadt zu sein. Ich weiß, dass wir etwas gehört hätten, wenn sie in Schwierigkeiten geraten wä-
re…«
Unmissverständliche Geräusche deuteten an, dass draußen eine
Kutsche vorfuhr. Erleichterung durchströmte Mumm. Ein besorg-
ter Karotte war so ungewöhnlich, dass er den Schrecken des Un-
vertrauten hervorrief.
»Nun, wir müssen ohne sie aufbrechen«, sagte er. »Ich möchte
über al es auf dem Laufenden gehalten werden, Hauptmann. Eine
Nachbildung der Steinsemmel wird ein oder zwei Wochen vor
einer großen Zwergenkrönung gestohlen… Da braut sich was zu-
sammen, wenn mich nicht al es täuscht. Und da wir schon dabei
sind… Ich
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