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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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möchte auch über den aktuellen Stand der Ermittlun-
    gen im Fall Keinesorge informiert werden. Ich halte nichts von
    Rätseln. Mit Hilfe der Türme lassen sich Nachrichten auch bis
    nach Überwald schicken, oder?«
    Karottes Miene erhel te sich. »Das ist wundervol , nicht wahr? In
    einigen Monaten können wir viel eicht in weniger als einem Tag
    Mitteilungen von Ankh-Morpork bis nach Gennua schicken!«
    »Ja. Ich frage mich, ob wir uns dann irgendetwas Vernünftiges zu
    sagen haben.«

    Lord Vetinari stand am Fenster und beobachtete den Nachrichten-
    turm auf der anderen Seite des Flusses. Alle acht ihm zugewandten
    Klappen blinkten hektisch: schwarz, weiß, weiß, schwarz, weiß…
    Informationen flogen durch die Luft. Zwanzig Meilen hinter
    dem Patrizier blickte jemand auf einem Turm in Sto Lat durch ein
    Teleskop und rief Zahlen.
    Wie schnel die Zukunft kommt, dachte er.
    Poetische Beschreibungen verglichen die Zeit mit einem gleich-
    mäßig dahinfließenden Strom, doch mit so einer Vorstel ung hatte
    sich Lord Vetinari nie anfreunden können. Nach seiner Erfahrung
    bewegte sich die Zeit eher in der Art von Gestein, das langsam hin
    und her glitt, wodurch sich tief im Boden immer mehr Druck auf-
    staute – bis es schließlich einen Ruck gab, der das Geschirr im
    Schrank klappern ließ und ein ganzes Rübenfeld zwei Meter weit
    verschob.
    Schon seit Jahrhunderten wusste man, dass sich mit Lichtzeichen
    Nachrichten übermitteln ließen, was zweifel os Vorteile mit sich
    brachte. Außerdem war bekannt, dass sich mit dem Export von
    Waren Geld verdienen ließ. Und dann begriff jemand, dass man
    sehr viel Geld verdienen konnte, indem man Gennua morgen mit Dingen vertraut machte, die heute in Ankh-Morpork bekannt
    wurden. Und in der Straße Schlauer Kunsthandwerker war irgend-
    ein intelligenter junger Mann besonders schlau gewesen.
    Wissen, Information, Macht, Worte… Unsichtbar flogen sie
    durch die Luft…
    Und plötzlich vol führte die Welt einen Steptanz auf Treibsand.
    In diesem Fal ging der Preis an den besten Tänzer.
    Lord Vetinari wandte sich vom Fenster ab, nahm einige Doku-
    mente vom Schreibtisch, ging zur Wand, berührte eine bestimmte
    Stelle und trat durch die lautlos aufschwingende Tür.
    Dahinter erstreckte sich ein Korridor. Licht fiel durch hohe
    Fenster bis zu den kleinen Steinplatten herab, aus denen der Bo-
    den bestand. Der Patrizier ging mit zielstrebigen Schritten, zögerte dann, sagte: »Nein, heute ist Dienstag«, und setzte den Fuß auf
    einen Stein, der sich überhaupt nicht von den anderen unter-
    schied.*
    Während der Patrizier den Weg durch Gänge und über Treppen
    fortsetzte, hätte ein hypothetischer Zuhörer gemurmelte Sätze in
    der Art von »Es ist zunehmender Mond…«, und »Ja, es ist vor
    Mittag« vernommen. Einem wirklich aufmerksamen Lauscher wäre
    auch nicht das leise Surren und Ticken in den Wänden entgangen.
    Ein sehr aufmerksamer und außerdem noch paranoider Horcher
    hätte vermutlich daran gedacht, dass man keinem der Worte trauen
    durfte, die der Patrizier sprach, während er al ein war. Zumindest
    sol te man ihnen besser nicht vertrauen, wenn das eigene Leben
    auf dem Spiel stand.
    Schließlich erreichte Lord Vetinari eine Tür und schloss sie auf.
    Dahinter lag ein großes Dachzimmer, erhel t vom Sonnenlicht,
    das durch die Fenster in der Decke drang. Es schien eine Mi-
    schung aus Werkstatt und Speicher zu sein. Mehrere Vogelskelette
    hingen neben den Fenstern, und einige Knochen lagen auf den
    Arbeitstischen, zusammen mit Drahtrollen, metal enen Federn,
    Farbtuben und mehr Werkzeugen – die meisten von ihnen einzig-
    artig –, als man für gewöhnlich an einem Ort sah. Nur ein schma-
    les Bett ließ vermuten, dass hier jemand wohnte; es stand zwischen
    einer Bronzestatue und einem Ding, das aussah wie ein Webstuhl
    mit Flügeln. Die Umgebung deutete darauf hin, dass sich hier je-
    mand für alles interessierte.
    Lord Vetinaris Interesse galt derzeit einem Apparat, der mitten

    * Al erdings trat man am Dienstag besser nicht auf die anderen Steine.
    im Zimmer ganz al ein auf einem Tisch stand. Er wirkte wie eine
    Ansammlung aus Kupferkugeln, die aufeinander balancierten.
    Dampf zischte leise aus einigen Nieten, und gelegentlich machte
    die Vorrichtung Blup…
    »Euer Exzellenz!«
    Vetinari sah sich um. Eine Hand winkte hinter einer umgedreh-
    ten Werkbank.
    Etwas veranlasste ihn, nach oben zu blicken. An der Decke sah
    er eine braune Substanz, die

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