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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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    schienen das zu spüren, denn der Mann sprang bereits zur Seite,
    als es klickte. Etwas verwandelte die Tür und ihren Rahmen in
    einen durch die Nacht rasenden Splitterregen.
    Nur ein Narr trat zwischen ein Feuer und einen Trol , der eine
    Armbrust mit einer Zugkraft von zweitausend Pfund trug, fand
    Mumm. Es war nicht etwa die Höl e losgebrochen – Detritus hatte
    nur den Abzug durchgezogen. Wenn man in der Nähe stand,
    machte das kaum einen Unterschied.
    Eine andere Gestalt griff nach der Tür der zweiten Kutsche, als
    Mumm aus der Dunkelheit schoss und die Schulter des Mannes
    traf. Dabei erklang ein Geräusch, wie man es häufig in einer Metz-
    gerei hören konnte. Einen Sekundenbruchteil später sprang Inigo
    durchs Fenster, rollte geschickt, wie man es ganz und gar nicht von
    einem Sekretär erwartete, auf dem Boden ab, kam vor einem Räu-
    ber auf die Beine und schlug mit der Handkante nach dem Hals
    des Mannes.
    Mumm sah diesen Trick nicht zum ersten Mal. Normalerweise
    ließ er die Betroffenen sehr zornig werden. Gelegentlich sank je-
    mand ins Reich der Träume.
    Diesmal löste sich der Kopf.
    »Keiner rührt sich!«
    Sybil wurde aus der Kutsche gestoßen, und hinter ihr trat ein
    weiterer Mann nach draußen. Er war mit einer Armbrust bewaff-
    net.
    »Euer Gnaden Mumm!«, rief er. Ein Echo sprang zwischen den
    Hängen zu beiden Seiten der Straße hin und her.
    »Ich weiß, dass du hier bist, Euer Gnaden Mumm! Und hier ha-
    ben wir deine Frau! Und wir sind in der Überzahl! Zeig dich, Euer
    Gnaden Mumm!«
    Schneeflocken zischten über den Feuern.
    Etwas flüsterte in der Luft, und ein zweites Pochen erklang, als
    sich erneut Stahl in einen Muskel bohrte. Eine der maskierten Ges-
    talten fiel in den Matsch und hielt sich das Bein.
    Inigo stand langsam auf. Der Mann mit der Armbrust schien ihn
    nicht zu bemerken.
    »Es ist wie Schach Euer Gnaden Mumm! Wir haben den Troll
    und den Zwerg entwaffnet! Und ich habe die Dame! Wenn du auf
    mich schießt… kannst du dann sicher sein, dass mir nicht genug
    Zeit bleibt, von meiner Armbrust Gebrauch zu machen?«
    Feuerschein glühte an den krummen Bäumen rechts und links
    des Weges.
    Einige Sekunden verstrichen.
    Dann landete Mumms Armbrust deutlich sichtbar auf dem Bo-
    den.
    »Ausgezeichnet, Euer Gnaden Mumm! Und jetzt tritt ins Licht!«
    Inigo sah jemanden mit erhobenen Händen aus der Dunkelheit
    treten.
    »Ist alles in Ordnung mit dir, Sybil?«, fragte Mumm.
    »Ich friere ein bisschen, Sam.«
    »Du bist nicht verletzt?«
    »Nein, Sam.«
    »Halt die Hände so, dass ich sie sehen kann, Euer Gnaden
    Mumm!«
    »Versprichst du mir, dass du Sybil gehen lässt?«, fragte Mumm.
    Das Licht einer kleinen Flamme flackerte über Mumms Gesicht,
    als er sich eine Zigarre anzündete – ein hel er Fleck in der Finsternis.
    »Nun, Euer Gnaden Mumm, warum sol te ich dir das verspre-
    chen? Ich bin sicher, dass Ankh-Morpork ein hohes Lösegeld für
    euch beide zahlen wird!«
    »Ah, dachte ich mir«, erwiderte Mumm. Er schüttelte das
    Streichholz, und die Flamme erlosch. Das Zigarrenende glühte in
    der Dunkelheit. »Sybil?«
    »Ja, Sam?«
    »Duck dich.«
    Das leise Zischen eines Atemholens fül te eine Sekunde, und
    dann warf sich Lady Sybil nach vorn. Gleichzeitig schwang
    Mumms Hand in einem Bogen herum, und ein seidenes Geräusch
    erklang. Der Kopf des Räubers neigte sich mit einem Ruck nach
    hinten.
    Inigo sprang, fing die fal ende Armbrust des Mannes auf, erhob
    sich und schoss. Eine weitere Gestalt fiel.
    Mumm bemerkte Aufregung an einem anderen Ort, als er Sybil
    dabei half, in die Kutsche zu klettern. Inigo war verschwunden; ein
    Schrei im Wald klang nicht nach ihm.
    Und dann… zischte nur noch der Schnee im Feuer.
    »Ich… glaube, sie sind weg, Herr«, ließ sich Grinsi vernehmen.
    »Und wir verschwinden ebenfalls! Detritus?«
    »Herr?«
    »Alles in Ordnung?«
    »Fühle mich sehr taktvoll, Herr.«
    »Ihr beide nehmt die Kutsche dort, und ich nehme diese. Wir
    sollten diesen unfreundlichen Ort so schnell wie möglich verlas-
    sen.«
    »Wo ist Herr Schaumlöffel?«, fragte Sybil.
    Erneut schrie jemand im Wald.
    »Vergiss ihn!«
    »Aber er…«
    »Vergiss ihn!«
    Es schneite noch stärker, als sie den Weg über den Pass fortsetz-
    ten. Im tiefen Schnee kamen die Kutschen nur langsam voran, und
    Mumm sah nichts weiter als die dunklen Konturen der Pferde im
    Weiß. Dann entstand eine Lücke in der Wolkendecke, was Mumm
    sofort bedauerte, denn er konnte

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