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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Im Ort gab es Abzweigungen, Hofeinfahrten, Garagentore. Tausend Möglichkeiten zu verschwinden. Ich gab ein wenig Gas, um aufzuholen. Mein Handy trillerte.
    Â»Wir sind dabei, alles dicht zu machen«, berichtete Vangelis. »Noch zehn Minuten, dann sitzen sie in der Falle.«
    Die Straße folgte dem Hochwasserdamm, war im Moment sehr übersichtlich, der Subaru gut zu erkennen. Er schien ein wenig schneller zu werden. Leider ist es im wirklichen Leben nicht wie im Kino. In der Realität kann man einem Wagen nur wenige hundert Meter folgen, bevor dessen Fahrer einen zum ersten Mal bemerkt. Und spätestens nach der zweiten Abbiegung wird er wissen, dass er verfolgt wird, falls er Grund hat, das zu befürchten.
    In der Ferne die ersten Häuser von Ketsch, der kantige Kirchturm mit den trutzigen Rundbögen. Der Subaru kurz vor dem Ortsschild. Und nirgendwo Blaulicht, nirgendwo ein Streifenwagen.
    Meine Hände waren feucht, mein Herz klopfte heftiger als notwendig. Der Subaru bog vor der Kirche links ab. Ich trat das Gaspedal durch. Jetzt wurde es brenzlig.
    Die Tachonadel näherte sich der Hundertermarke. Noch immer keine Polizei in Sicht. Seit ich mit Vangelis telefoniert hatte, waren erst drei Minuten vergangen.
    Das Ortsschild. Ich bremste scharf. Etwas blitzte gelb. Da würde Sönnchen wieder einmal zu telefonieren haben. Vor mir die mächtige Kirche und eine Straßengabelung. Rechts Schwetzingen, links Brühl. Ich wählte links, wie der Subaru.
    Kein grüner Kombi weit und breit. Hinter mir tauchten zwei Streifenwagen mit Blaulicht, aber ohne Signalhorn auf, versuchten, mich mit der Lichthupe aus dem Weg zu scheuchen. Ich gab wieder Gas. Geschwindigkeitsbegrenzungen und gelbe Blitzer spielten momentan keine Rolle. Wieder ein Wegweiser: wieder ging es rechts nach Schwetzingen, nach Brühl dieses Mal geradeaus. Wieder entschied ich mich für Brühl. Die Streifenwagen hinter mir bogen ab und waren Augenblicke später nicht mehr zu sehen.
    Das Handy klingelte.
    Vangelis: »Der Sack ist zu. Sind Sie noch dran?«
    Â»Im Augenblick habe ich ihn verloren, sorry.«
    Â»Es gibt verflixt viele Sträßchen da. Bisher haben wir nur die Landes- und Kreisstraßen dichtmachen können.«
    In weitem Linksbogen ging es durch den Ort. Zum Glück herrschte wenig Verkehr. Die Straße war links von einer hohen Hecke gesäumt. Dahinter glitzerte manchmal Wasser. Die Bebauung wurde lichter. Ortsende, noch drei Kilometer nach Brühl. Vor mir Felder, verstreute Obstbäume, Hecken, unübersichtlich. Links eine Kläranlage. In der Ferne Kamine einer Industrieanlage.
    Kein Subaru.
    Elf Minuten.
    Im Gegensatz zu dem von Ketsch hatte der Brühler Kirchturm einen Hang zur Neugotik. Die Verbindung zu Vangelis stand noch.
    Â»Nichts«, erwiderte sie auf meine ungeduldige Frage. »Bis jetzt noch nichts.«
    Das nächste Ortsschild. Eine Baustelle mit roter Ampel.
    Kein Subaru.
    Zwölf Minuten.
    Das hatte keinen Sinn.
    Â»Und Sie sind ganz sicher?«, fragte Vangelis.
    Â»Natürlich bin ich mir sicher!«, herrschte ich sie an, räusperte mich. »Ja«, fuhr ich ruhiger fort. »Ich habe Schivkov direkt ins Gesicht gesehen.«
    Â»Okay«, sagte sie ohne Gefühlsregung. »Der Hubschrauber müsste jeden Moment über Ihnen auftauchen.«
    Tatsächlich hörte ich auch schon das Knattern. Augenblicke später flog der blau-weiß lackierte Hubschrauber mit hoher Geschwindigkeit und geringer Höhe über mich hinweg. Hinter mir wurde gehupt. Die Ampel war grün.
    Im Ort erneut hundert Möglichkeiten abzuzweigen, sich unsichtbar zu machen. Und spätestens, wenn Schivkov den Helikopter entdeckte, würde er ahnen, was los war.
    Sollte er vielleicht im Vorbeifahren mein Gesicht erkannt haben? Unwahrscheinlich. Ich hatte die Sonne im Rücken gehabt. Er konnte nichts gesehen haben.
    Der Hubschrauber hatte inzwischen eine weite Schleife gedreht und flog einige hundert Meter östlich von mir zurück in Richtung Süden.
    Vierzehn Minuten.
    Verflucht, verflucht, verflucht.
    Inzwischen hatte ich die Ortsmitte erreicht und bremste. Nein, das hatte wirklich keinen Sinn mehr. Ich fand eine Parklücke vor einem Eiscafé. Venezia. Gab es eigentlich auch Eiscafés, die nicht Venezia hießen?
    Â»Wir haben sie«, hörte ich Vangelis sagen. »Auf einem Acker zwischen Ketsch und Brühl.«
    Ich ließ den Motor wieder an

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