Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
Vom Netzwerk:
und wendete.

27
    Während der Rückfahrt nach Heidelberg überlegte ich, ob ich mich noch einmal in der Polizeidirektion blicken lassen sollte, entschied mich jedoch dagegen. Ich telefonierte mit Sönnchen. Niemand hatte in der Zwischenzeit nach mir verlangt. Nichts war so dringend, dass es nicht bis morgen warten konnte.
    Ich war müde.
    Die Sache mit dem Subaru war eine Pleite gewesen. Zwei Bauern, Vater und Sohn, auf dem Weg zu ihren Feldern. Im Kofferraum des Subaru irgendeine landwirtschaftliche Maschine. Die beiden waren fast zu Tode erschrocken, als sie sich plötzlich von der geballten Staatsmacht umringt sahen, den ratternden Hubschrauber über sich. Und der alte Mann auf dem Beifahrersitz hatte nicht einmal einen Schnurrbart gehabt.
    Â»Man täuscht sich so unglaublich leicht«, hatte Vangelis versucht, mich zu trösten, und damit meine Blamage nur vergrößert. »Außerdem hätte er den Bart ja auch problemlos abrasiert haben können, nicht wahr?«
    Shit happens, sagen meine Töchter in solchen Situationen.
    Auch Kripochefs machen Fehler.
    Ich hatte ohnehin erst einmal andere Sorgen. Größere Sorgen.

    Zu Hause angekommen, legte ich die rosafarbene Haarklammer auf den Küchentisch. Dann setzte ich mich mit der Zeitung auf den Westbalkon und ließ mir von der Abendsonne das Gesicht wärmen. Die Zeitung blieb ungelesen. Als ich wieder erwachte, war sie von meinem Schoß zu Boden gerutscht. Ein freundlicher Wind spielte mit den Seiten. Die Sonne war hinter den Häusern verschwunden. Aus der Wohnung hörte ich Stimmen.
    Meine Töchter. Ich gähnte und reckte mich und ging hinein.
    Â»Cool!«, hörte ich Sarah jubeln. »Wo kommt die denn auf einmal her?«
    Sie kam aus der Küche gestürmt, sah mich, stutzte. Ihre Begeisterung zerplatzte.
    Â»Hast du meine Haarspange gefunden?«, fragte sie ahnungsvoll. »Ich such sie die ganze Zeit wie blöd.«
    Nun erschien auch Louise in der Küchentür.
    Ich packte mit jeder Hand eine Hälfte meiner missratenen Brut und schob sie in die Küche zurück.
    Â»Ihr seid ja wohl von allen guten Geistern verlassen!«, brüllte ich und drückte sie unsanft auf Stühle.
    Leugnen war zwecklos, das wussten sie. So gestanden sie ohne Umschweife, bei der samstäglichen Party in der Halle am Rhein dabei gewesen zu sein. Und es war nicht die erste Party dieser Art gewesen.
    Â»Wie viele seid ihr da gewöhnlich?«, fragte ich, während ich mit den Händen auf dem Rücken vor den kleinlauten Sündern patrouillierte.
    Â»So fünfzehn?«, meinte Sarah zerknirscht. »Zwanzig?«
    Â»Mal so, mal so«, sekundierte Louise mit gesenktem Blick.
    Â»Und das läuft schon länger so?«
    Â»Wir sind nicht immer dabei gewesen.«
    Â»Wie oft?«
    Â»Zweimal«, behauptete Sarah.
    Â»Viermal«, korrigierte Louise leise.
    Â»Euch ist klar, dass das Einbruch ist, was ihr gemacht habt? Und seit Samstag ist es ja auch noch Brandstiftung. Wollt ihr im Knast landen? Werdet ihr demnächst jemanden umbringen oder vielleicht kleine Kinder entführen?«
    Â»Wir haben das Tor nie aufgemacht.«
    Â»Und wir haben auch überhaupt nichts angezündet.«
    Â»Die Hockenheimer sind das gewesen, diese Spasties.«
    Eine Gruppe Schwetzinger Jugendlicher hatte die Halle entdeckt, erfuhr ich nach und nach. Über irgendein Internetforum hatten sie zu den Partys eingeladen und immer die Musik mitgebracht. Für Essen und Getränke hatte jeder selbst gesorgt. Wenn meine Töchter ankamen, hatte das Tor immer schon offen gestanden, schworen sie. Und sie waren nie bis zum Ende geblieben.
    Â»Durften wir ja nicht.«
    Â»Wie seid ihr überhaupt da hingekommen? Und wieder zurück?«
    Â»Pit«, gestand Louise. »Pit hat uns gefahren.«
    Â»Euer Schlagzeuger?«
    Sie sanken mit jedem meiner Sätze weiter in sich zusammen.
    Â»Die ersten zwei Mal sind das echt megageile Partys gewesen. Erst wie die Hockenheimer aufgetaucht sind, da war’s dann irgendwie vorbei. Das waren so Glatzentypen mit ihren Arschgeweihtussis. Die haben ständig Stunk gemacht und wollten nur noch Bushido hören, und Schnaps haben sie getrunken und rumgegrölt und gepöbelt.«
    Â»Und ihr habt natürlich tapfer mitgehalten beim Alkohol.«
    Bei Vernehmungen dienten solche Fragen dazu, die Ehrlichkeit eines Bösewichts oder Zeugen zu testen.
    Sie nickten

Weitere Kostenlose Bücher