Der fünfte Mörder
hatte ich gehofft, es klappt vielleicht doch noch mit Kindern.«
»In deinem Buch habe ich gelesen, dass Liselotte von der Pfalz auch mit einem homosexuellen Mann verheiratet war. Sie hat drei Kinder von ihm gehabt.«
Theresa lachte schon wieder. »Dabei hat sie angeblich âºdas Handwerk, Kinder zu machenâ¹ gar nicht so geliebt.« Ihr Lachen tat mir unbeschreiblich gut. »Im Gegensatz zu mir, wie du ja am besten weiÃt.«
»Seit wann macht man Kinder mit der Hand? Das bringt mich übrigens auf eine Idee â¦Â«
»Das geht leider nicht.« Sie seufzte wohlig und kicherte albern. »Ich bin auf dem Weg zum Frauenarzt.«
»Eine Frage noch, bevor du auflegst. Und bitte eine ganz spontane Antwort: Du hast eine Bank ausgeraubt und musst die Beute vorübergehend verstecken. Du hast noch etwas zu erledigen, bevor du dich irgendwo in deiner neuen Villa am Meer niederlässt.«
»Irgendwann mal am Meer zu wohnen, war immer schon mein Traum. Wo ist die Bank, die ich ausrauben soll?«
»Du sollst jetzt keine Witze machen. Wo würdest du das Zeug verstecken? Es sind vielleicht zwei, drei mittelgroÃe Koffer.«
»Verbuddeln, irgendwo? Unter einem einsam stehenden Baum im Odenwald? In einem alten Grab auf dem Bergfriedhof?«
»Nicht besonders originell.«
»Wo versteckt man am besten eine Bierflasche?«
»Erstens bin ich es, der hier die Fragen stellt, und zweitens trinke ich nur selten Bier.«
»In einer Bierkiste natürlich.«
»Hoffentlich muss ich Sie nie als Zeugin vernehmen, Frau Liebekind«, sagte ich. »Mit Ihnen ist wirklich gar nichts anzufangen.«
Als ich das Handy wieder einsteckte, fühlte ich mich so gut wie seit vielen Tagen nicht. Die Sonne schien noch schöner als zuvor. Im Vorzimmer telefonierte Sönnchen mit jemandem, den sie offenbar gut leiden konnte. Mir wurde bewusst, dass ich fast nichts über ihr Privatleben wusste. Sie sang im Kirchenchor und spielte hin und wieder mit eher mäÃigem Erfolg Tennis. Sie war geschieden, oder ihr Mann war gestorben. Nicht einmal das wusste ich genau. Aber wie verbrachte sie ihre Abende? Gab es da jemanden, von dem ich nichts wusste?
Ich setzte mich wieder an meinen Schreibtisch.
Obwohl ich immer noch nicht die Spur eines Beweises in der Hand hielt, war ich überzeugt, dass Schivkov hinter den drei Morden steckte. Aber weshalb gerade diese Opfer? Voronin, der im Lebedev-Clan sicherlich nicht zu den kleinen Lichtern gehört hatte, zwei unbedeutende Handlanger und Kleinkriminelle und nun auch noch ein fast Sechzigjähriger ohne Gesicht. Weshalb nicht Frau Lebedeva selbst? Weil sie zu gut geschützt war? Weil das, wofür Schivkov sich möglicherweise rächen wollte, in die Zeit fiel, als ihr Mann noch die Entscheidungen traf und die Befehle gab?
Fragen über Fragen und nirgendwo Antworten.
Und wieder und wieder: Was sollte dieser völlig sinnlose Brandanschlag auf das Bella Napoli?
Mir kam ein Gedanke.
Ich drückte die Taste, die mich mit Balke verband.
»Sie waren doch ziemlich früh vor Ort, als das Bella Napoli brannte?«
»Stimmt. Ich bin fast noch vor der Feuerwehr dort gewesen.«
»Wer hat die eigentlich alarmiert?«
»Moment. Haben wir gleich.«
Er legte auf. Nicht einmal eine Minute später war er wieder in der Leitung.
»Prembeck. Er hat zufällig aus dem Fenster gesehen und den Anschlag live beobachtet.«
»Der sieht ja wirklich ziemlich häufig aus dem Fenster. Wurde er in der Sache vernommen?«
»Ãhm.« Balke raschelte ein wenig mit Papier. »Ich fürchte fast, das hat irgendwer verbaselt. Aber die Männer in dem Mercedes hat er aus seiner Perspektive bestimmt nicht erkennen können.«
»Trotzdem sollten Sie das schleunigst nachholen. Was ich aber eigentlich wissen wollte: War zum Zeitpunkt der Brandstiftung jemand im Haus?«
»Sie meinen, Schivkovs Nüttchen?« Balke überlegte kurz. »Soweit ich mich erinnern kann, war da niemand. Das Haus war leer. Denken Sie, das war Absicht? Wie bei dem Cayenne?«
»Es wäre ein Indiz dafür, dass Schivkov vielleicht doch der Brandstifter ist.«
»Fast hätte ichâs vergessen«, sagte Balke, als ich im Begriff war aufzulegen. »Gestern Nachmittag hat es in Schriesheim eine Art Krisensitzung gegeben, ist mir zu Ohren gekommen. Und wie der Zufall so spielt, sind mir Fotos von den Teilnehmern in die
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