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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Neuigkeiten haben mich übrigens fünfhundert Euro gekostet. Nicht für Suzanna, sondern für ihren Informanten im Polizeipräsidium in Sofia. Sie haben für so was doch bestimmt ein Budget?«
    Â»Da wird sich irgendein Weg finden. Aber nun spannen Sie mich nicht länger auf die Folter. Ich bin hundemüde.«
    Â»Einige bulgarische Mafiaclans arbeiten seit Jahren mit befreundeten russischen Clans zusammen. Die Russen haben in der Vergangenheit gerne bulgarische Kanäle genutzt, um Gelder in die EU zu transferieren. Das Geld über die Schwarzmeerküste ins Land zu schaffen, war und ist kein Problem. Dort ist es dann gewaschen worden – zum Beispiel mit Hilfe fingierter Grundstücksgeschäfte, und anschließend nach Westeuropa transferiert worden.«
    Ich zerbiss ein Gähnen. »So weit verstanden.«
    Â»In diesem Zusammenhang scheint es vor einigen Jahren Ärger gegeben zu haben. Schivkov hat damals mit einer Moskauer Gruppe zusammengearbeitet und dabei wohl nicht schlecht abkassiert. Üblich sind zehn Prozent, habe ich mir sagen lassen. Irgendwann haben die Russen plötzlich behauptet, er hätte sie betrogen. Es soll um eine Differenz von mehreren Millionen gegangen sein, für die Russen Peanuts, aber bei diesem Thema sind die leider humorlos. Schivkov hat alles abgestritten. Er habe immer exakt die Summen weitergereicht, die er erhalten habe, abzüglich seiner Marge natürlich. Der Streit ging eine Weile hin und her und wurde schärfer. Schließlich hat Schivkov um des lieben Friedens willen die Hälfte des geforderten Betrags bezahlt. Aber damit waren die Russen nicht einverstanden, die Sache ist aus dem Ruder gelaufen, und am Ende haben sie der Verwandtschaft vom Land mal gezeigt, wo der Hammer hängt.«
    Â»Und jetzt soll ich vermutlich dreimal raten, wer der Kopf dieser Moskauer Gruppe war?«
    Â»Das dürfte nicht nötig sein.« Machatscheck zwinkerte mir zu. »Der Showdown hat sich übrigens ausgerechnet anlässlich der Hochzeitsfeier für Schivkovs jüngste Tochter abgespielt. Die Russen sind mit zwei oder drei Autos gekommen, haben alles zusammengeschossen, was ihnen vor die Läufe ihrer Kalaschnikows geraten ist, und sind wieder verschwunden. Das Ende vom traurigen Lied ist, dass heute von seiner Sippe kaum noch jemand am Leben ist. Der Rest hält sich in den Wäldern versteckt oder ist in alle Winde verstreut.«
    Ich schwieg für einige Sekunden und versuchte nachzudenken. »Schivkov überlebt, kann ein bisschen Geld retten«, sagte ich dann, »es gelingt ihm, sich in den Westen abzusetzen …«
    Â»Praktischerweise hat er in Heidelberg einen entfernten Neffen sitzen …«
    Â»Und das einzige Ziel, das er in seinem Leben noch hat, ist Rache. Er will sein Geld zurück, er fängt an, wahllos Russen abzuknallen.«
    Â»So sieht es wohl aus, ja«, meinte Machatscheck zufrieden.
    In meinem Rücken knackte die Tür.
    Â»Paps«, hörte ich Louises schlaftrunkene Stimme, »könntest du mal ein bisschen leiser sein?«

    Wieder einmal riss mich mein Handy aus dem Schlaf. Vier Uhr einunddreißig, zeigte mein Wecker.
    Â»Schivkov«, war das erste Wort, das ich verstand. »Diesmal haben wir ihn aber wirklich.«
    Es war Rolf Runkel. Ich hatte ihn für diese Woche selbst zum Bereitschaftsdienst eingeteilt.
    Â»Wo?«
    Â»An der Kreisstraße zwischen Lampertheim und Hüttenfeld. Er ist in eine Routinekontrolle geraten und hat versucht abzuhauen.«
    Â»Die Kollegen haben ihn festgenommen?«
    Â»Noch nicht ganz. Sie haben die Verfolgung aufgenommen, er hat sein Auto nach ein paar hundert Metern stehen lassen und ist zu Fuß weiter. In den Wald.«
    Â»Weit wird er nicht kommen, bei seiner Gehbehinderung.«
    Â»Angeblich ist er in Richtung Süden. Ringfahndung wird gerade aufgebaut. Diesmal kriegen wir ihn.«

    Als ich am Mittwochmorgen meinen ersten Bürokaffee trank, war Anton Schivkov immer noch auf freiem Fuß. In dem Opel, den er hatte stehen lassen, hatten meine Leute seine Fingerabdrücke gefunden. Eine Verwechslung war diesmal ausgeschlossen. Das Waldstück, in dem er sich vermutlich versteckt hielt, war unglücklicherweise weitläufig und unübersichtlich. Zwei Kilometer östlich von der Stelle, wo er seinen Wagen abgestellt hatte, durchschnitt die A  67 in nord-südlicher Richtung den Wald, etwa fünf Kilometer

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