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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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vor den Mund.
    Â»Ist irgendwas, Schatz?« Schurich sah verständnislos seine Frau an, dann mich. »Habe ich schon wieder was Falsches gesagt?«
    Â»Es erklärt manches, worüber ich mir einige Zeit den Kopf zerbrochen habe«, sagte ich und wandte mich nun wirklich zum Gehen.
    Vangelis ließ ihren Angetrauten stehen und lief mir nach. Sie fasste mich am Arm. »Ich hatte es vergessen«, sagte sie leise. »Bitte entschuldigen Sie. Er hat recht, wir haben jeden Abend mindestens eine halbe Stunde telefoniert und über alles Mögliche geredet. Dass die Geschichte mit Ihrer Waschmaschine sich gleich bis nach Stuttgart herumsprechen würde, konnte ich nicht ahnen.«
    Â»Geschenkt«, sagte ich beschwichtigend. »Interessant finde ich eher, dass sich unser Besuch in Schriesheim so schnell herumgesprochen hat. Aber jetzt muss ich wirklich los. Ich habe noch einen wichtigen Termin.«

30
    Mein Termin hieß Lorenzo. Für heute hatten wir uns die offizielle Eröffnung unserer privaten Schachsaison vorgenommen. Wie abgesprochen, hatte ich dieses Mal sämtliche Zutaten fürs Abendessen sowie den Wein mitgebracht. Saltimbocca alla romana würde es geben. Während Lorenzo sich in der Küche betätigte, genoss ich auf seiner Terrasse die Aussicht auf Heidelberg und ein gutes Abendessen. Später half ich ihm beim Decken des Tischs und beim Heraustragen der Teller. Während des Essens sprachen wir wie üblich nichts. Später über die dramatischen Geschehnisse der letzten Tage und Wochen.
    Wie üblich wollte Lorenzo alles wissen. Hin und wieder nippte er hingebungsvoll seufzend an seinem Glas und gab mehr oder weniger kluge Kommentare zu meinem Bericht ab. Der Weinhändler in der Märzgasse hatte mir einen trockenen Gutedel aus dem Markgräflerland empfohlen. Die Preise der beiden Flaschen waren atemberaubend gewesen, und der Inhalt schien Gnade zu finden auf Lorenzos Zunge.
    Nachdem wir den Tisch abgeräumt und die zweite Flasche entkorkt hatten, bauten wir Lorenzos handgeschnitztes und angeblich über hundert Jahre altes Schachspiel auf.
    Im ersten Spiel setzte er mich mit dem sechzehnten Zug matt, im zweiten mit dem elften, beim dritten gab ich nach fünf Zügen auf.
    Â»Der Tod dieser Frau lässt dich nicht los, nicht wahr?«, fragte mein Freund mitfühlend. Rosalind Dobrev.
    Â»Ich hätte es verhindern können«, sagte ich und rieb mir die Augen. »Ich war vollkommen blind. Es war so offensichtlich, dass die Frau im Begriff war, ihr Leben abzuschließen. Wenn du gesehen hättest, wie sie ihre Wohnung geputzt hatte, wie sie sich zurechtgemacht hatte. Wie müde …«
    Lorenzo schnitt mir das Wort ab, was er sonst niemals tat.
    Â»Mein lieber Alexander, der größte Irrtum der abendländischen Aufklärung ist diese merkwürdige Einbildung, der Mensch könne jedes Problem lösen, wenn er sich nur gehörig Mühe gibt. Vielleicht müssen wir uns allmählich wieder mit dem Gedanken vertraut machen, dass es auch so etwas wie Schicksal gibt. Dass wir hin und wieder machtlos sind.«
    Eine Weile schwiegen wir. Natürlich hatte er recht. Und natürlich änderte das nichts an meinen Schuldgefühlen.
    Â»Mal was ganz anderes«, sagte ich schließlich, als ich die Gläser neu füllte. »Stell dir vor, du hättest eine Bank ausgeraubt.«
    Â»Ein hübscher Gedanke«, fand Lorenzo. »Leider war ich in meiner Jugend zu bequem dazu. Und nun, in meinem Alter …«
    Â»Du hast enorme Beute gemacht …«
    Â»Es wird ja immer schöner«, seufzte er wohlig. »Und, habe ich die anwesenden Bankkunden mit der Waffe bedroht? Das wäre eigentlich nicht so meine Art.«
    Â»Du hast mit großer Raffinesse den Tresorraum geknackt und ein paar große Kundenschließfächer geleert.«
    Â»Natürlich ausschließlich von Menschen, die ihren Reichtum nicht auf redliche Weise verdient haben.«
    Â»Aber jetzt kommt das Problem: Du musst deine Beute loswerden, denn du hast noch einiges zu erledigen, bevor du dich ins Ausland absetzen kannst. Es muss schnell gehen, deshalb sollte das Versteck nicht allzu weit weg sein. Wie würdest du das anstellen?«
    Â»Das ist doch ganz einfach.« Lorenzo lächelte verträumt und nippte an seinem Glas. »Ich würde Monate vorher bei derselben Bank ein großes Schließfach anmieten. Und dort würde ich meine

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